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Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von Artikeln zu aktuellen Fragen der Wissenschaften vom Menschen. Es spannt einen Bogen von der Philosophie und Psychologie bis hin zur Biologie, Hirnforschung und Medizin. Der Autor forscht und lehrt nicht nur in diesen Gebieten, sondern schreibt darüber seit über 15 Jahren für ein breites Publikum. Eine Auswahl der 33 wichtigsten Beiträge aus seinem erfolgreichen Blog MENSCHEN-BILDER (Spektrum der Wissenschaft) sind hier in überarbeiteter Form neu zusammengestellt und mit Einführungen und Ausblicken versehen. In sechs Abschnitten behandelt er…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von Artikeln zu aktuellen Fragen der Wissenschaften vom Menschen. Es spannt einen Bogen von der Philosophie und Psychologie bis hin zur Biologie, Hirnforschung und Medizin. Der Autor forscht und lehrt nicht nur in diesen Gebieten, sondern schreibt darüber seit über 15 Jahren für ein breites Publikum. Eine Auswahl der 33 wichtigsten Beiträge aus seinem erfolgreichen Blog MENSCHEN-BILDER (Spektrum der Wissenschaft) sind hier in überarbeiteter Form neu zusammengestellt und mit Einführungen und Ausblicken versehen. In sechs Abschnitten behandelt er Grundfragen von Neurophilosophie und -Theologie, Neuroethik, psychischen Störungen, Lebensphilosophie und sexueller Orientierung. Die Bedeutung der wissenschaftlichen Funde für Mensch und Gesellschaft steht dabei an zentraler Stelle.
Für den Autor ergänzen sich die drei Sichtweisen "Gehirn, Psyche und Gesellschaft", sodass der Mensch und sein Handeln nicht bloß als die Summe seiner neuronalen Schaltkreise verstanden werden kann. Das Buch schlägt damit auch eine Brücke zwischen Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, die einander befruchten. Anhand von philosophischen Problemen und Alltagserfahrung wird deutlich, wie diese Perspektiven zusammengehören.

Autorenporträt
Stephan Schleim ist promovierter Kognitionswissenschaftler und Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie an der Universität Groningen (Niederlande). Zuvor war er Professor für Neurophilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Mit großer Leidenschaft informiert er seit über 15 Jahren ein breites Publikum über Fortschritte in den Wissenschaften vom Menschen. Seine Artikel wurden in mehrere Sprachen übersetzt und er schrieb unter anderem für die FAZ, Gehirn&Geist, Psychologie Heute, Spektrum der Wissenschaft, Spiegel Online und Telepolis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2021

Mal wieder ein Gen?
Stephan Schleim sieht sich in Medizin und Hirnforschung um

Haben Sie je darüber nachgedacht, welcher der vielen Faktoren, die derzeit diskutiert werden, den größten Einfluss auf Ihre Gesundheit hat? Bewegung? Gesundes Essen? Vorsorgeuntersuchungen? Nicht so viel Stress? Ziemlich sicher haben Sie den wichtigsten Punkt nicht auf der Liste, vermutet der Kognitionswissenschaftler Stephan Schleim: die soziale Eingebundenheit. Einer Übersichtsstudie zufolge, die Schleim zitiert, rangiert sie noch über dem Nichtrauchen, dem nur mäßigen Alkoholkonsum, der Grippeschutzimpfung und den anderen üblichen Verdächtigen.

Das passt gut in die Zeit, doch die Pandemie mit ihren Einschränkungen musste den Autor nicht erst von der Bedeutung des Sozialen überzeugen. Schleim pflegt seit vielen Jahren einen kritischen Blick auf Psychologie, Psychiatrie und vor allem die Neurowissenschaften. Sein Buch hat er aus Beiträgen zusammengestellt, die er seit 2007 für den Blog "Menschen-Bilder" des Spektrum-Verlags verfasst hat, genauer: aus jenen Beiträgen, die am häufigsten von den Lesern kommentiert wurden.

Die kurzen und gut verständlichen Texte behandeln ganz verschiedene Themen aus dem Großraum "Gehirn, Psyche und Gesellschaft", vom Neurodeterminismus - "du bist dein Gehirn" - über Versuche, religiöse Erfahrungen mit dem Hirnscanner dingfest zu machen, bis zu Burnout, Depression, Schönheitswahn. Mehrere Texte zu einem Thema werden dabei jeweils von einer kurzen Einleitung und einem Ausblick gerahmt, samt Literaturtipps zum Weiterlesen.

Der Mensch, konstatiert der Autor, lasse sich nicht reduktionistisch verstehen. Seiner Komplexität und vor allem seiner Eingebundenheit in kulturelle und soziale Bezüge könne man nicht gerecht werden, wenn man die Gehirne von Individuen betrachtet. Zudem, so Schleim, würden immer wieder Forschungsergebnisse von begrenzter Aussagekraft in den Medien, aber auch in den wissenschaftlichen Journalen selbst aufgeblasen, überhöht und verabsolutiert, längst Bekanntes wieder aufgekocht und als spektakulär und neu verkauft.

Da scheint dann das Gen für Homosexualität oder Intelligenz oder abweichendes Sozialverhalten gefunden, die Existenz der Willensfreiheit mal bewiesen, mal widerlegt oder herausgefunden, dass Berührung intelligent und glücklich macht. Dahinter stehen bei genauerem Hinsehen oft Studien, die Aussagen über Labormäuse machen oder nur sehr wenige Versuchspersonen umfassen oder grob vereinfachende Annahmen zugrunde legen.

Diese kritische Perspektive zieht sich als roter Faden durch das Buch. Die Themen selbst sind allerdings nicht alle gleich gut gealtert. So ist das Leib-Seele-Problem inzwischen reichlich abgefrühstückt, der Hinweis auf die sprachlichen Verabsolutierungen, die ihm zugrunde liegen und die das Problem so unbehandelbar machen - der Geist, die Materie, das Ich -, hingegen nach wie vor wichtig. Ähnlich bei der Frage, was Mensch und Tier denn nun unterscheide. Interessanter als der Hinweis auf diese Eigenschaft oder jene Fähigkeit ist die Einsicht, dass die Forschung sich mal auf die Unterschiede und mal auf die Gemeinsamkeiten kapriziert und - wen wundert's - diese dann auch findet.

Schleim wendet sich dagegen, körperliche Ursachen für Erkrankungen einseitig in den Vordergrund zur rücken, mahnt etwa, Burnout nicht als Modekrankheit abzutun und die biologischen Ursachen von Depressionen nicht zu überschätzen. Wer psychische Störungen zu Gehirnstörungen umdeutet, suggeriere, dass man beides unabhängig voneinander betrachten könne, den Organismus und die Welt, in welcher der Mensch lebt. Doch dass der Hirnstoffwechsel bei Depressionen verändert ist, bedeutet nicht, dass belastende Erlebnisse keine Rolle spielen. Auch wenn die Vorstellung, man könne eine Erkrankung heilen, indem man ein paar Medikamente verschreibt, attraktiver sein mag als festzustellen, dass ein psychisches und sozioökonomisches Gefüge dazu führt, dass eine Person in ihrem Leben nicht mehr zurechtkommt. Wer sich einen Überblick über die wichtigsten Debatten verschaffen möchte, die zwischen Neurowissenschaften und Philosophie in den vergangenen Jahren geführt wurden, kann sich mit Schleims Sammlung schnell orientieren.

MANUELA LENZEN

Stephan Schleim: "Gehirn, Psyche und Gesellschaft". Schlaglichter aus den Wissenschaften vom Menschen. Springer Verlag, Berlin 2021. 338 S., geb., 17,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Manuela Lenzen empfiehlt das Buch des Kognistionswissenschaftlers Stephan Schleim mit Einschränkungen. Die Sammlung mit teils älteren Blogeinträgen ist laut Lenzen nicht immer auf der Höhe der Forschung und Diskussion, so beim "Leib-Seele Problem". Andere Themen, wie die Ursachen von Depression, die der Autor mit Wissen um die sozialen Implikationen von Krankheiten angeht, scheinen für Lenzen mit einem überzeugend kritischen Blick versehen. Als Überblick über die wichtigsten jüngeren Debatten zwischen Neurowissenschaften und Philosophie taugt der Band allemal, findet sie.

© Perlentaucher Medien GmbH