Durch eine Erbschaft von finanziellen Zwängen befreit, führt der Jungrentner Eckhard ein "Leben des Müßiggangs". Auf seiner Suche nach Zerstreuung gerät er in eine erotische Dreieckskonstellation mit den Schwestern Sabine und Susanne, die er jedoch nur mit mäßigem Ehrgeiz verfolgt. Viel interessanter erscheint es ihm, sich seine Zeit mit den Trinkern Alfred Leobold und Hans Duschke im ANO-Teppichladen zu vertreiben. Ein sprachgewaltiger Roman mit verschrobenen Charakteren.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2011Süddeutsche Zeitung Bibliothek - Bibliothek des Humors 2
Das Hohe
im Rohen
Eckhard Henscheid: „Geht in
Ordnung – Sowieso – Genau“
Erstaunlich: Ein Film ist bislang noch nicht entstanden aus diesem phantastischen Roman, sei es, dass Eckhard Henscheid, der Autor, sich gegen eine Adaption verwahrt, sei es, dass sich bislang weder Drehbuchautoren noch Produzenten an dieses großartige Werk heranwagten. Womöglich wäre der Film auch das falsche Medium, um „Geht in Ordnung – Sowieso – – Genau – – –“ zu verarbeiten. Vielmehr müsste das Buch vertont werden. Als Opera buffa. Um Henscheid, dem Musikmenschen, gerecht zu werden. Rossini ist leider schon tot.
Bei „Geht in Ordnung. . .“, nach den kongenialen „Vollidioten“ der zweite Teil von Henscheids „Trilogie des laufenden Schwachsinns“, handelt es sich um eine komplett aberwitzige Kleinstadtgeschichte. Sie erschien Ende der siebziger Jahre. Vorgetragen wird sie vom Ich-Erzähler Moppel, einem Jungen Mitte dreißig, der seine Studentenlaufbahn erfolglos beendete, um in Seelburg die Tage als Frührentner totzuschlagen. Und zwar vornehmlich in einem Teppichladen sowie in den Wirtshäusern „Wacker Mathild“ und „Seelburger Hof“. Moppel, so nennen ihn all die Kreaturen, die ihm dabei Gesellschaft leisten. In diesem Moppel dürfte ziemlich viel vom jungen Henscheid selbst stecken, Seelburg kann als Synonym für seine Heimatstadt Amberg gelten. Und es liegt auf der Hand, dass Henscheid, Jahrgang 1941, in dem bunt gemischten Haufen an älteren Herrschaften, kernigen Handwerkern und der Seelburger Jeunesse dorée Leute nachzeichnete, die er kannte und mochte. Sie trinken sich mit Sechsämtertropfen um den Verstand und buhlen mit Moppel um die Gunst der Frauen. Ansonsten tut sich in der Handlung nicht viel.
Das Großartige, das Bizarre an diesem Buch ist der Stil, mit dem der Stoff verarbeitet ist. Henscheid verquickt, zumal durch seine Sprachkunst, das Rohe und das Hohe, das Proletarische und das Abgehobene. Profane menschliche Abgründe erläutert er mit Hegel, Horkheimer und lateinischen Redewendungen. Dieser Ausgabe ist ein Glossar angefügt sowie eine „Editorische Notiz“ Henscheids selbst, in der er darlegt, wie falsch er interpretiert wurde und wie er verstanden werden will.
RUDOLF NEUMAIER
Eckhard Henscheid.
Foto: privat
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Das Hohe
im Rohen
Eckhard Henscheid: „Geht in
Ordnung – Sowieso – Genau“
Erstaunlich: Ein Film ist bislang noch nicht entstanden aus diesem phantastischen Roman, sei es, dass Eckhard Henscheid, der Autor, sich gegen eine Adaption verwahrt, sei es, dass sich bislang weder Drehbuchautoren noch Produzenten an dieses großartige Werk heranwagten. Womöglich wäre der Film auch das falsche Medium, um „Geht in Ordnung – Sowieso – – Genau – – –“ zu verarbeiten. Vielmehr müsste das Buch vertont werden. Als Opera buffa. Um Henscheid, dem Musikmenschen, gerecht zu werden. Rossini ist leider schon tot.
Bei „Geht in Ordnung. . .“, nach den kongenialen „Vollidioten“ der zweite Teil von Henscheids „Trilogie des laufenden Schwachsinns“, handelt es sich um eine komplett aberwitzige Kleinstadtgeschichte. Sie erschien Ende der siebziger Jahre. Vorgetragen wird sie vom Ich-Erzähler Moppel, einem Jungen Mitte dreißig, der seine Studentenlaufbahn erfolglos beendete, um in Seelburg die Tage als Frührentner totzuschlagen. Und zwar vornehmlich in einem Teppichladen sowie in den Wirtshäusern „Wacker Mathild“ und „Seelburger Hof“. Moppel, so nennen ihn all die Kreaturen, die ihm dabei Gesellschaft leisten. In diesem Moppel dürfte ziemlich viel vom jungen Henscheid selbst stecken, Seelburg kann als Synonym für seine Heimatstadt Amberg gelten. Und es liegt auf der Hand, dass Henscheid, Jahrgang 1941, in dem bunt gemischten Haufen an älteren Herrschaften, kernigen Handwerkern und der Seelburger Jeunesse dorée Leute nachzeichnete, die er kannte und mochte. Sie trinken sich mit Sechsämtertropfen um den Verstand und buhlen mit Moppel um die Gunst der Frauen. Ansonsten tut sich in der Handlung nicht viel.
Das Großartige, das Bizarre an diesem Buch ist der Stil, mit dem der Stoff verarbeitet ist. Henscheid verquickt, zumal durch seine Sprachkunst, das Rohe und das Hohe, das Proletarische und das Abgehobene. Profane menschliche Abgründe erläutert er mit Hegel, Horkheimer und lateinischen Redewendungen. Dieser Ausgabe ist ein Glossar angefügt sowie eine „Editorische Notiz“ Henscheids selbst, in der er darlegt, wie falsch er interpretiert wurde und wie er verstanden werden will.
RUDOLF NEUMAIER
Eckhard Henscheid.
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