Der moderne Wissenschaftsbetrieb, der sich um 1900 etablierte, hat sich bis heute in wesentlichen Aspekten erhalten. Jan Eckels Buch zeichnet die Geschichte der deutschen Geisteswissenschaften seit dem späten 19. Jahrhundert nach, indem es die wichtigsten Entwicklungen in der institutionellen Ausstattung, im Bereich der Forschungskonzeptionen und in der Selbstwahrnehmung der Disziplinen aufeinander bezieht.Eckel untersucht, wie die Geisteswissenschaftler intellektuell auf den rapiden politischen und gesellschaftlichen Wandel des 20. Jahrhunderts reagierten, wie sie ihn wissenschaftlich umsetzten und welche politischen Implikationen ihre Arbeit hatte. Dabei erweist sich, dass die Phasen des größten Umbruchs nicht an politische Zäsuren gebunden waren, sondern aus dem tiefgreifenden sozioökonomischen Wandel erwuchsen, den Deutschland um die Wende zum 20. Jahrhundert sowie in den sechziger und siebziger Jahren erlebte. In diesen Jahrzehnten änderte sich die Forschungsausrichtung der Fächer grundlegend, was unter den Geisteswissenschaftlern das Empfinden einer umfassenden »Krise« auslöste. Vor diesem Hintergrund geht Eckel auch auf die Debatten der letzten Jahre ein, die den Zustand der Geisteswissenschaften erneut krisenhaft beschreiben.
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