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Die Mördertrilogie - mit dem Roman Geister jetzt endlich komplett Auf einer einsamen Insel in der irischen See hat er Unterschlupf gefunden. Wegen Mordes saß er im Gefängnis und ist nun nach zehn Jahren begnadigt. Er fühlt sich zur Freiheit verurteilt, gezwungen, sich mit sich selbst auszusöhnen. Er ist ein Kunstexperte wie Freddy Montgomery im Buch der Beweise und Morrow in Athena, teilt mit ihnen die Biographie, auch wenn er in Geister keinen Namen hat. Er arbeitet als Ghostwriter für den einst renommierten Kunsthistoriker Kreutznaer, der an einem großen Werk über einen niederländischen…mehr

Produktbeschreibung
Die Mördertrilogie - mit dem Roman Geister jetzt endlich komplett Auf einer einsamen Insel in der irischen See hat er Unterschlupf gefunden. Wegen Mordes saß er im Gefängnis und ist nun nach zehn Jahren begnadigt. Er fühlt sich zur Freiheit verurteilt, gezwungen, sich mit sich selbst auszusöhnen. Er ist ein Kunstexperte wie Freddy Montgomery im Buch der Beweise und Morrow in Athena, teilt mit ihnen die Biographie, auch wenn er in Geister keinen Namen hat. Er arbeitet als Ghostwriter für den einst renommierten Kunsthistoriker Kreutznaer, der an einem großen Werk über einen niederländischen Maler arbeitet und mit seinem Faktotum Lux in einem düsteren Haus wohnt.

Das heikle Zusammenleben der drei Männer wird durcheinander gewirbelt, als vor der Insel ein Boot mit äußerst merkwürdigen Ausflüglern strandet. Sie bleiben einen Tag auf der Insel und im Haus, bringen Schatten aus der Vergangenheit mit, aber auch Heiterkeit, Komik. In burlesken Szenen verschwimmen zunehmend die Identitäten, vermischt sich wie immer bei Banville die Welt der Bilder mit der Realität.

John Banville hat mit Geister einen eindrucksvollen Roman voller Rätsel und Vexierspiele geschrieben, ein Buch voll zauberhafter Bilder und bedrohlicher Untertöne, das zusammen mit dem Buch der Beweise und Athena die sogenannte Mördertrilogie bildet.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2000

Tumult des Windes auf Kythera
Aus der Mörder-Trilogie: John Banvilles Roman "Geister"

Der Ire John Banville ist einer der faszinierendsten Erzähler der gegenwärtigen englischen Literatur. Das mag nicht jedem sogleich einleuchten, der ihn erst durch seinen Roman "Geister" kennen lernt. "Es ist ein Morgen Ende Mai. Fröhlich scheint die Sonne. Wie der Wind bläst! Eine kleine Welt beginnt zu sein. Wer spricht? Ich. Der kleine Gott." Nur dauert es danach noch gute zweihundert Seiten, bis der Boden fest wird und der kleine Gott sich als der Mörder Freddie Montgomery aus Banvilles "Buch der Beweise" enthüllt. Um eines Gemäldes willen hatte er einst seine Tat begangen, und um der Kunst willen hat er jetzt, nach zehn Jahren Zuchthaus, Refugium auf einer kleinen Insel in der Irischen See gefunden, die er Kythera nennt, als wäre Aphrodite dort geboren.

"Geister" ist der zweite Band von Banvilles so genannter "Mördertrilogie", die mit dem Roman "Athena" abschließt. Das erste und dritte Buch sind bereits auf Deutsch erschienen; "Geister" wird nun nachgeliefert - Herzstück oder die ein wenig missglückte Fortsetzung eines aufregenden, erfolgreichen Beginns?

Die Antwort hängt von der Bereitschaft des Lesers ab, sich Banvilles verführerischer Sprachmagie hinzugeben. Skurril ist die Ausgangssituation. Als Assistent eines gewissen Professor Kreutznaer soll Freddie dessen Magnum Opus über Jean Vaublin, den "Maler des Endes, der Abwesenheiten", vollenden, einer von Banville erfundenen synthetischen Künstlerfigur aus dem Watteau-Umkreis. Denn auf die Malerei immerhin versteht sich der entlassene Sträfling, hatte ihm doch die Gefangenschaft Gelegenheit zum Studium gegeben: Rehabilitation für den Killer um der Kunst willen. Der Gelehrte hingegen, reich an Ruhm und arm an Gedanken, lebt ausgebrannt nur noch sich selbst, lediglich im Stillen dirigiert durch seinen Haushälter und Schreiber Licht, der bedauerlicherweise in der deutschen Übersetzung in Lux umgetauft wurde. Licht aber - "er hatte etwas Altväterliches an sich, als müsste er eigentlich eine Perücke und Kniehosen tragen" - ist Besucher aus einer anderen Zeit, aus Kleists "Zerbrochnem Krug", den Banville ins Englische übersetzt und geschickt in eine irische Szenerie transponiert hat.

Lux nun, der deutsche Gast, wirft Licht auf Banvilles literarische Verfahrensweise. Denn das Besuchen ist überhaupt Inhalt und Gesetz des Buches, wird doch auf dieses "Kythera" eine bunte Schar von durchnässten Schiffbrüchigen angeschwemmt, deren Ausflugsboot vor der Küste gestrandet ist: ein "alter Knabe", eine junge Frau namens Flora - die Aphrodite? - eine Blondine mit einem Photoapparat und außerdem Felix mit schwarz gefärbtem Haar, denn mit brandrotem kennen ihn Banville-Leser bereits aus dem Roman "Mefisto". Dazu schließlich drei Kinder, von denen eins Alice heißt. Kommt sie ins Wunderland oder von ihm her?

Banvilles Roman ist ein Buch der Besuche. Wer nach schlüssiger, zielstrebiger Handlung sucht, verdirbt sich gründlich das Vergnügen daran. Was sich darin begibt, nennt die postmoderne Theorie "Intertextualität", die spukenden Geister sind Kinder von so würdigen Eltern wie Homer, Shakespeare, Diderot, Goethe, Kleist, Byron, Mary Shelley, Nietzsche, Maeterlinck, Beckett, Lewis Carroll, Wittgenstein, Banville selbst und vor allem Watteau. Es hat einen gewissen Reiz, dieses Gewebe von Anspielungen und Andeutungen um des Wiedererkennens willen aufzudröseln. Aber da es keine wirklichen Identifikationen gibt, bleibt das ein müßiges Spiel. Denn nicht zum Entschlüsseln erscheinen diese Besucher, die ohnehin nur im Bewusstsein des erzählenden Ghostwriters und ehemaligen Sträflings existieren: Sie veranstalten vielmehr ein Konzert aus Bildern, sinnvoll da und dort, aber insgesamt rätselhaft wie das Leben selbst.

Postmodernität bedeutet grundsätzlich, dass sich Erklärungen für die Wege der Welt und der Menschen nicht finden lassen: "Nichts ergibt am Ende einen Sinn." Postmodern ist gewiss auch, dass sich die Geschichte um den Kunstenthusiasten und Mörder Freddie zunehmend selbst trägt und aus der unergründlichen Seichtigkeit des Seins ihre eigenen kulturellen Wirklichkeiten erschafft. Denn dass Tiefe an der Oberfläche liegt, wird, auf die Malerei bezogen, zu einer ebenso tiefsinnigen wie zwiespältigen Aussage. Das Bild, das so ganz Oberfläche zu sein scheint, schlägt, wie Freddie erfahren muss, gerade in sie eine Wunde. Die junge Frau, die ihn am Diebstahl eines Gemäldes hindern wollte, hat er brutal erschlagen.

Banville ist ein hinreißender, wundervoll unangestrengter, sprachmächtiger Erzähler; jede Seite, oft jeder Satz verrät die bare Lust am Schreiben. Das Weben in der Luft eines irischen Sommermorgens, das Abendleuchten des Meeres, der Tabakdunst in der Trübheit einer Schwulenkneipe am Hafen - überall schafft sich ein Autor hier seine eigene, lebendige Bildergalerie aus Sprache. Und schließlich ist Banville zudem auch eine Art Geschichtsnostalgiker. Denn wie sehr sich sein Held am Ende nichts weiter als "reines Existieren" wünschen mag, es hat solches Existieren stets die großen Dimensionen kultureller Zeit. In ihr aber kondensiert sich Kunst zu humanem Sinn.

"Der Weißdorn blühte. Hier ist die kleine Brücke. Wind, Glanz, Wolken, die unberechtigten und dennoch nicht zu unterdrückenden Erwartungen des Herzens. Ich bin angekommen", erklärt Freddie, als er sein Kythera erreicht hat. Die "Goldene Welt", Meisterstück des fiktiven Malers Vaublin, soll sich ihm auftun, und die sieben schiffbrüchigen Besucher kommen zum Fest, der "fête galante" aus Watteaus Zeitalter. Aber sie werden wieder gehen, denn sie sind nur Katalysatoren wie alle Kunstfiguren. Auch Flora-Aphrodite wird der einstige Mörder nicht halten können - mit einer Göttin zeugt man kein Mädchen, um die Untat von einst zu sühnen. Eine Alternative zum Scheitern und zum Nichtsein tut sich dennoch auf: "So wie sie sein, lieber das: wirklich und doch nur Fiktion, Träume, die man zwangsläufig träumt, wenn man auf einem schmalen Bett liegt." Denn ohne die Träume ist "nur Wildnis, grüne Rebellion, Tumult des Winds und die verrückt gewordene Sonne. Sie formulieren die Fabel und bevölkern sie und erfüllen sie mit Stoff. Sie sind das menschliche Moment." Ihnen Gestalt zu geben, auch wenn man sie nicht deuten kann - "das ist der Grund, warum man Romane schreibt", hat Banville einmal gesagt.

GERHARD SCHULZ

John Banville: "Geister". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Christa Schuenke. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000. 336 S., geb., 42,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Gerhard Schulz gibt sich in seiner Besprechung des Romans als eingefleischter Banville-Fan zu erkennen. Auch der mittlere Band der "Mördertrilogie" - der erste und der zweite Teil liegen bereits in deutscher Übersetzung vor - begeistert ihn. Allerdings, so gibt der Rezensent zu, müsse sich der Leser auf die "verführerische Sprachmagie" des Autors einlassen um auf seine Kosten zu kommen. Denn wer eine stringente Handlung erwarte, werde enttäuscht, der Roman bleibe rätselhaft und biete kaum Deutungen an. Schulz gerät in ausuferndes Schwärmen, wenn es um die Sprache Banvilles geht: "Hinreißend, wundervoll, unangestrengt, sprachmächtig" - das sind die Attribute mit denen er den Text beschreibt. Und so mache es zwar Spaß, die ganzen Anspielungen an die Weltliteratur zu entschlüsseln, die im Roman verstreut seien, doch der eigentliche Reiz liegt für Schulz im "Konzert der Bilder".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Banville ist ein wunderbarer Sprachartist. Er beherrscht [...] die Kunst der ungewöhnlichen, aber verblüffend exakten und erhellenden Metaphern und schöpft dafür aus einem anscheinend unbegrenzten Einfallsreichtum;« Süddeutsche Zeitung