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Die Alpen gelten als unberührter Naturraum. Dabei werden die Berge im Herzen Europas seit Jahrtausenden von Menschen besiedelt und genutzt. Bauern, Händler, Kriegsheere und der Tourismus haben in der Landschaft Spuren hinterlassen: Menschenwerk, aus Stein wie die Gipfel rundum, der Natur abgetrotzt, später dem Verfall überlassen. Stefan Hefele zeichnet in seinen epischen Bildern diese untergegangene Welt, er nimmt uns mit auf eine Reise zu verlassenen Dörfern, auf alte Kriegswege und zu Industrie- und Tourismusruinen. Alpenkenner Eugen E. Hüsler macht in seinen Texten die Geschichte dieser Lost Places sichtbar.…mehr

Produktbeschreibung
Die Alpen gelten als unberührter Naturraum. Dabei werden die Berge im Herzen Europas seit Jahrtausenden von Menschen besiedelt und genutzt. Bauern, Händler, Kriegsheere und der Tourismus haben in der Landschaft Spuren hinterlassen: Menschenwerk, aus Stein wie die Gipfel rundum, der Natur abgetrotzt, später dem Verfall überlassen. Stefan Hefele zeichnet in seinen epischen Bildern diese untergegangene Welt, er nimmt uns mit auf eine Reise zu verlassenen Dörfern, auf alte Kriegswege und zu Industrie- und Tourismusruinen. Alpenkenner Eugen E. Hüsler macht in seinen Texten die Geschichte dieser Lost Places sichtbar.
Autorenporträt
Eugen E. Hüsler, geboren 1944 in Zürich, hat bisher über 100 Reiseführer, Wander- und Klettersteigführer sowie Bildbände veröffentlicht, davon über 50 Titel bei Bruckmann. Seit vier Jahrzehnten ist er unterwegs in den Alpen, gerne auch abseits der Renommierziele, und immer mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen des Bergtourismus. Seit 1983 lebt er mit Ehefrau Hildegard in Oberbayern. Eine seiner jüngsten Publikationen: »Alpen ¿ Bedrohtes Paradies« beim Bruckmann Verlag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.2018

Pass auf, wo du hintrittst

Die Vergangenheit bekommt nicht immer den Respekt, den sie verdient hätte: Der Fotograf Stefan Hefele erkundet Geisterhäuser im Alpenraum.

Wir begriffen die Ruinen nicht eher, als wir selbst Ruinen seien, behauptete Heine. Das intransitive lateinische Verb ruere heißt - unter anderem - einsinken, einstürzen. Das können Dinge tun, Lebewesen und Imperien. Es gibt Länder wie Italien, die so viele eingestürzte Zeugnisse aus mehr als zweitausend Jahren Baugeschichte haben, dass sie im Umgang mit den Überresten der Vergangenheit eine lässige Meisterschaft entwickelt haben. Arnold Esch hat dazu in seinem wunderbar erhellenden Buch "Historische Landschaften Italiens" (F.A.Z. vom 24. November) das Nötige geschrieben.

In anderen Anrainerstaaten des Alpenraums, wie der Schweiz oder Bayern, tut man sich mit der Unaufgeräumtheit schwerer. Ruinen werden dort meist entsorgt oder zu neuem Glanz saniert, je nach Geldbeutel. Überhaupt muss man sagen, dass es die Südseite der Alpen heftiger erwischt hat, wenn man über Ruinendichte spricht. Wirtschaftliche Boomzeiten und damit einhergehender Wohlstand kamen und gingen dort in schnelleren Zyklen. Auch wer heute nur die Brenner-Autobahn befährt, sieht Zeugen dieses Umstands, die man sich selbst überlassen hat. Fremdenverkehr, Alpinismus, Bädertourismus, Kraftwerke, Fabriken, Villen - der Reichtum von Familien vergeht, Festungen werden obsolet, weil Frieden den Krieg ablöst, Industrien unterliegen im Weltmarkt, Freizeitmoden sterben. Übrig bleiben die gebauten Zeitzeugen aus Stein, ausgeliefert Wind und Wetter, Pflanzen und Vandalen.

Der Fotograf Stefan Hefele durchkämmt den gesamten Alpenraum von den französischen Seealpen bis zu den Ausläufern der Ostalpen vor Wien und in Kärnten seit Jahren mit einer Leidenschaft, die man seinen Bildern ansieht. Er streift durch verlassene Villen an den Hängen der Oberitalienischen Seen, durch die Alpenfestungen des Ersten Weltkriegs, er findet verlassene Dörfer im Hinterland der ligurischen Blumenküste, verblichenen Charme in Bad Gastein, Erdbebenruinen im Friaul, verlassene Almen im Tessin, verfallene Amüsiermeilen à la Las Vegas wie Consonno, aber auch künftige Geisterstädte wie die Wintersport-Retortenstadt Alpe d'Huez.

Übers Internet bloggt man sich zu, wo die heißesten "lost places" sind, die natürlich auch "risk places" sein können, wenn der Dielenboden nicht mehr trägt. Hefele gehört zur Generation Urban Explorer, den sogenannten Urbexern, die höchstens Fußspuren hinterlassen und Fotos machen, aber sonst die Würde der Ruine respektieren - sofern sie Vertreter der reinen Lehre sind. Die im Vorwort erwähnte Karte des Alpenraums bleibt im Buch eine Leerstelle: Sie wäre hilfreich gewesen, um das Ausmaß des Verfalls im Nord-Süd-Vergleich zu veranschaulichen.

Und auch wenn sich durch den Tourismus im Alpenraum das Englische als Verkehrssprache eingenistet hat, gibt es auch heute noch Alpentäler, in denen überwiegend Dialekt gesprochen wird. Umso dankbarer registriert man, dass sich der Fotograf und sein Verlag wenigstens nicht im Titel auf die derzeit gern gesurfte Welle der "Lost Places"-Bücher geworfen haben; dieser modische Begriff kommt in den Begleittexten des Bandes oft genug vor. Aber das wirklich nur am Rande: Das Wort haben hier die Bilder, und diese Chance nutzen sie.

HANNES HINTERMEIER

Stefan Hefele und Eugen E. Hüsler: "Geisterhäuser". Verlassene Orte in den Alpen.

Bruckmann Verlag, München 2018. 240 S., geb., 49,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Eine fantasiebeflügelnde Reise durch Raum und Zeit« Münchner Merkur, 22.09.2018 "Wenn das nicht alles so wunderschön aussehen würde, könnte man richtig traurig werden." FAS, 14.10.2018 "Der Fotograf Stefan Hefele durchkämmt den gesamten Alpenraum mit einer Leidenschaft, die man seinen Bildern ansieht." FAZ, 14.12.2018 »Phänomenale Bilder vom Verfall.« Münchner Merkur, 29.12.2018