Der Goldrausch lockte Mitte des 19. Jahrhunderts Tausende von Abenteurern in den Westen der USA. Goldgräberstädte schossen in der Umgebung der Minen wie Pilze aus dem Boden - und verschwanden ebenso schnell wieder. Heute lassen die verfallenen Häuser, rostigen Autowracks und verwaiste Schächte der Geisterstädte die Herzen jedes Abenteuerlustigen höher schlagen. Fasziniert von den legendären Schauplätzen des Wilden Westens hat der Fotograf Berthold Steinhilber einige der Geisterstädte besucht. In der Abenddämmerung und der Nacht hat er die Relikte des Goldrauschs effektvoll abgelichtet. Im Spiel mit dem Licht und dem geheimnisvollen Blau des Himmels gelangen ihm kunstvolle Fotografien. Aufnahmen von verstaubten Spieltischen, morschen Geschäftsfassaden oder verblichenen Steckbriefen erzählen Geschichten vom einstigen Leben in den Städten. Wie man heute in einer Geisterstadt lebt, beschreibt der Journalist Mario Kaiser, der die verlassenen Orte auf einer aufregenden Reise kennen lernte.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2003NEUE REISEBÜCHER
Für den Tisch. Die Altertümer der Moderne sind amerikanische Geisterstädte. Berthold Steinhilber hat sie für seinen Fotoessay dramatisch ausgeleuchtet, bis ihre Trümmer gegen den Nachthimmel standen wie Marmor. Als der Goldrausch fast verklungen war, fanden Schürfer in den Bergen Nevadas eine Silberader. 1908 wuchsen in Hornsilver in fünf Wochen 220 Häuser, zwei Hotels, 13 Saloons und eine Zeitung aus dem Staub - aber keine Kirche. Zwei Jahre später waren von 700 Einwohnern noch 50 übrig. Bis zum Krieg schleppte sich Gold Point dahin, wie der Flecken seit 1932 hieß, und sank schließlich im Geröll zusammen. Steinhilbers überinszenierter Kamerablick nimmt der toten Stadt und den anderen Ghost towns abermals das Leben, präpariert sie wie hinter Glas. Heute wohnen in Gold Point ein Lokführer, eine alte Puffmutter, ein Rentnerpaar und ein aficionado, der Zimmer vermietet. Es gibt Steaks zum Frühstück, Whiskey als Dessert, aber kein Leitungswasser. Zimmerbestellung unter 0 01/7 75/4 82 46 53. Das ist der örtliche Notruf.
tob.
Berthold Steinhilber: "Geisterstädte in Amerikas Westen", Knesebeck Verlag, 29,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für den Tisch. Die Altertümer der Moderne sind amerikanische Geisterstädte. Berthold Steinhilber hat sie für seinen Fotoessay dramatisch ausgeleuchtet, bis ihre Trümmer gegen den Nachthimmel standen wie Marmor. Als der Goldrausch fast verklungen war, fanden Schürfer in den Bergen Nevadas eine Silberader. 1908 wuchsen in Hornsilver in fünf Wochen 220 Häuser, zwei Hotels, 13 Saloons und eine Zeitung aus dem Staub - aber keine Kirche. Zwei Jahre später waren von 700 Einwohnern noch 50 übrig. Bis zum Krieg schleppte sich Gold Point dahin, wie der Flecken seit 1932 hieß, und sank schließlich im Geröll zusammen. Steinhilbers überinszenierter Kamerablick nimmt der toten Stadt und den anderen Ghost towns abermals das Leben, präpariert sie wie hinter Glas. Heute wohnen in Gold Point ein Lokführer, eine alte Puffmutter, ein Rentnerpaar und ein aficionado, der Zimmer vermietet. Es gibt Steaks zum Frühstück, Whiskey als Dessert, aber kein Leitungswasser. Zimmerbestellung unter 0 01/7 75/4 82 46 53. Das ist der örtliche Notruf.
tob.
Berthold Steinhilber: "Geisterstädte in Amerikas Westen", Knesebeck Verlag, 29,90 Euro.
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