Mit Ignatius von Loyolas Exerzitia spiritualia aus dem Jahre 1548 verlässt die geistliche Meditation ihren angestammten sakralen Raum. Von nun an findet sie Eingang in die unterschiedlichsten Bereiche des kulturellen Lebens. Welch machtvollen Ausdruck sie in der Literatur des spanischen siglo de oro gewinnt, kann vor allem das lyrische Werk des grossen Barockdichters Francisco de Quevedo bezeugen. Die Exerzitia spiritualia stehen für eine innovative Überbietung der mittelalterlichen Meditation. Da der Jesuitenorden auf den geschlossenen Raum des Klosters verzichtet, werden die Geistlichen Übungen örtlich unabhängig und schon in der frühen Neuzeit nahezu allgegenwärtig. Ihre Spuren finden sich in den populären Alltagskulturen ebenso wie in den Verhaltenslehren der höfischen Eliten. Besonders nachhaltigen Einfluss sollte das jesuitische Meditationsprogramm jedoch auf eine barocke Ästhetik der Suggestion und Stimulation gewinnen.
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