Hier bekommt der Leser eine Geschichte aus den Südstaaten der USA, als Sklavenhaltung noch normal, erlaubt und als notwendig erachtet wurde. Weiße waren der Überzeugung, dass ihre Sklaven ohne sie nicht hätten überleben können, nicht die gleichen Emotionen hätten und nicht gänzlich zu 100% Menschen
wären. Wir schreiben April 1837, als die kleine Elizabeth geboren wird, die von ihrer schwarzen Amme…mehrHier bekommt der Leser eine Geschichte aus den Südstaaten der USA, als Sklavenhaltung noch normal, erlaubt und als notwendig erachtet wurde. Weiße waren der Überzeugung, dass ihre Sklaven ohne sie nicht hätten überleben können, nicht die gleichen Emotionen hätten und nicht gänzlich zu 100% Menschen wären. Wir schreiben April 1837, als die kleine Elizabeth geboren wird, die von ihrer schwarzen Amme Mattie den Kosenamen Lisbeth bekommt.
Laila Ibrahim hat mit Mattie und Lisbeth zwei interessante und starke Protagonistinnen geschaffen, die einen Teil ihres Lebens zusammen verbringen, der sie aber für ihr weiteres Leben stark geprägt hat. Lisbeth wuchs zwar mit der Vorstellung auf, dass Sklaven notwendig und Gottes Wille waren, sie aber dennoch nie ein Recht auf Freiheit und Gleichberechtigung hätten. Sie waren dazu da, das Leben der weißen Gesellschaft zu erleichtern, damit diese sich auf die wirklich wahren und wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren konnte: ein angenehmes und unbeschwertes Leben führen, standesgemäß heiraten, Kinder kriegen, Geld verdienen und vermehren und den eigenen Status sichern. So wuchs Lisbeth mit den Gedanken auf, die möglichst beste Partie als Ehemann zu ergattern, um ihrer Familie ein noch besseres Ansehen zu bescheren.
Doch kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Sohn der reichsten und angesehensten Familie im Umkreis macht Lisbeth eine Entdeckung, die ihr den Boden unter den Füßen entzieht.
Die Autorin schafft es durch angenehme und klare Sprache, die nie verkitscht klingt, uns in das Leben der beiden Protagonistinnen zu ziehen. Mit großer Spannung verfolgte ich die Entwicklung Lisbeths und den Wunsch und Drang nach Freiheit von Mattie und ihrer Familie, von der sie eine lange Zeit getrennt wurde, denn als Amme hatte sie im Haus der Herrschaft zu wohnen und konnte nur noch aus dem Fenster auf die Baracken der Sklaven schauen, die früh morgens sich auf dem Weg zur Arbeit aufs Feld machten und erst spät abends wieder müde und geschafft zurückkamen.
Laila Ibrahim gelingt es auf brutale Szenen zu verzichten und dennoch das erdrückende Gefühl der Freiheitsberaubung und der Ungerechtigkeit, die den Sklaven auf den Plantagen widerfährt, vors Auge zu bringen.
Einige Male wurde ich mit dem Handlungsverlauf überrascht und freute mich sehr über den authentischen Schluss.
Zum Hörbuch:
Yara Blümel ist als Sprecherin in vielen bekannten und vertonten Büchern, wie die von Ulrike Renk, Sarah Lark, Sina Trinkwalder, Petra Hülsmann, Kai Meyer und anderen zu finden. Souverän gibt sie beiden Protagonistinnen ihre eigene Stimme und einen eigenen Charakter. Ich habe ihr sehr, sehr gerne zugehört.
Fazit:
Ein (Hör)Buch, das mir zufällig über den Weg gelaufen ist, mich aber sehr gut unterhalten hat und trotzdem die schlimme Zeit der Sklavenhaltung aufleben ließ. Und wieder bin ich zufällig darüber gestolpert, dass dies der erste Teil von mehreren ist. Der Nachfolgeband "Eine handvoll Senfkörner" erscheint nämlich Ende Mai diesen Jahres und nimmt uns mit ins Jahr 1868, ein paar Jahre nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Absolute Lese- und Hörempfehlung!