Der vorliegende Band stellt die wichtigsten Utopie-Projekte vor, in denen idealen Formen des Arbeitens und Zusammenlebens realisiert und erprobt wurden, erfolgreich oder scheiternd: von den entferntesten Regionen im südindischen Dschungel bis zu den europäischen Stadtkommunen, vom mittelalterlichen Kloster bis zu den Amischen, von den Lebensreform- und Landkommunen (Eden, Monte Veritá) bis zur Hippiebewegung.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2001Misstraue Deinen Träumen
Wo man sich Kokosnüsse in den Mund fallen lässt: Utopien verschwinden, wenn sie wirklich werden
Nur einmal streifen die Herausgeber das Kernproblem ihres Buches, das schon im Titel „Gelebte Utopien” aufscheint. „Kann eine Utopie”, so fragen sie sich im Vorwort zu den neunzehn Beiträgen, die einen Bogen von den frühchristlichen Klöstern bis zu den Hippies von Haight Ashbury schlagen, „wenn sie ,gelebt’ wird, noch eine Utopie sein? Ist sie nicht ... lediglich der Entwurf einer Gesellschaftsordnung und Staatsverfassung jenseits von Raum und Zeit - und damit der Verwirklichung entzogen?”
Der Sammelband, aus einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks hervorgegangen, behandelt ein Paradox. Utopia ist ein Nicht-Ort, den niemand besiedeln kann. Ein Ort, dessen besondere Eigenschaften verschwinden, wenn man versucht, ihn in der Topographie des Wirklichen zu verankern. Wer den Werdegang utopischer Projekte nachbuchstabiert, hat es mit einer typischen Verlaufskurve zu tun: ein enthusiastischer Anfang rings um eine charismatische Führergestalt, der sich Freunde anschließen und der die Frauenherzen zufliegen; aufopferungsvolle Aufbauarbeit; erste Spannungen und Zerwürfnisse; Spaltung der Gruppe; Anpassung an die Außenwelt oder Verhärtung des Widerstands bis hin zum inneren Terror unter den Gruppenmitgliedern. Gelebte Utopien ist insoweit nicht nur ein paradoxer, sondern auch ein melancholischer Titel.
Klopstock will nicht nach Tahiti
Im Herbst 1777 werden deutsche Literaten von einem eigentümlichen Reisefieber ergriffen. Der Plan geht um, dem politisch bedrückten Dasein in Europa den Rücken zu kehren und auf der spanischen Südsee- Insel O-Taheiti, wie Tahiti damals hieß, eine freie, paradieshafte Existenz zu begründen. Ausgelöst wurde der Südseetraum durch den Reisebericht Georg Forsters. Namhafte Autoren wie Johann Heinrich Voß, der Homer-Übersetzer, Matthias Claudius und Friedrich Leopold Stolberg treten wegen dieser Angelegenheit in Gedankenaustausch. Der Stürmer und Dränger Heinrich Wilhelm von Gerstenberg bemüht sich, auch Klopstock, den Modedichter der Zeit, zur Teilnahme an dem utopischen Reisebund zu bewegen. Er schwärmt brieflich davon, dass man sich in Tahiti um seine Notdurft nicht sorgen müsse; es sei genug, am Strand zu liegen und sich Kokosnüsse in den Mund fallen zu lassen.
Zu einer Auswanderungswelle ist es damals nicht gekommen. Gerstenberg bleibt in Lübeck wohnen und rettet so seine Zähne. Stolberg behält sein Ministeramt, Klopstock mag den Komfort seiner Hamburger Wohnung nicht gegen die Strapazen der Reise eintauschen.
Doch nur eine Generation später, 1806, formiert sich in Stuttgart ein zweiter, republikanisch gesinnter Auswandererbund. Diesmal tritt die Polizei in Aktion. Es stellt sich heraus, dass der Initiator des Bundes, ein gewisser Karl Reichenbach, insgeheim einen ganz anderen Zweck verfolgt hatte: er wollte in der Südsee eine Indigoplantage anlegen (dazu der Beitrag von Joachim Meißner). Zu der gleichen Zeit, in der sich die Ideale der Französischen Revolution ausbreiten, erlebt die Sklavenwirtschaft einen weltweiten Aufschwung. Aus dem Traum vom Südseeparadies wird ein kolonialistisches Unternehmen, bis dann, in der Nachfolge des Kolonialismus, die Touristikbranche sich des Vokabulars der Aufklärungsutopisten bemächtigt.
Dass Utopien scheitern, macht sie jedoch keineswegs bedeutungslos. In einem langwierigen sozialen Stoffwechselprozess wirken ihre Zerfallsprodukte auf den gesellschaftlichen Normalbetrieb ein. Zwar gibt es zahllose Entwürfe für die Verbesserung der Welt, die rettungslos der ihnen anhaftenden Absurdität zum Opfer fallen; sie verschwinden in der ungeschriebenen Geschichte folgenloser Ideen. Aber das muss nicht der Regelfall sein. Vieles, was zum heutigen Lebensstandard gehört, geht auf Phantasien zurück, die zu ihrer Zeit verrückt schienen. Und oft wird andererseits der radikal zeit- und herrschaftskritische Elan, der einem utopischen Plan innewohnt, zur Grundlage neuer Techniken von Herrschaft und sozialer Kontrolle.
Auf traurige Weise bestätigt sich hier, dass Realitätsflucht aus dem gleichen Stoff besteht wie soziale Realität, nämlich Macht. Aber bleibt von den Utopien vergangener Tage nicht immer ein Rest, der jener chemischen Umwandlung von Phantasien in Normen entgeht, ein Überschuss der Einbildungskraft, dem wir in den Hinterlassenschaften der Visionäre wie in einem „Museum vergangener Wünsche” (Heiner Boehncke) wiederbegegnen?
Limonade aus Meerwasser
Die meisten Utopien, die wirklich geworden sind, lassen sich aus der historischen Distanz kaum noch als solche wiedererkennen. Karlsruhe – der uneingeweihte Besucher staunt – war einmal eine städtebauliche Utopie. Die deutsche Rechtschreibreform war ein utopisches Unterfangen, schon zu Klopstocks Zeiten, dann wieder um 1900, als in der Aussteigerkolonie auf dem Monte Verità, von der Heiner Boehncke erzählt, „freie Libe” gepflegt wurde. Charles Fourier wollte Limonade aus Meerwasser gewinnen, daraus wurde nichts, ebenso wenig aus seinen dreistöckigen Phalanstère-Siedlungen, in denen die Arbeiter des 19. Jahrhunderts genossenschaftlich wohnen und produzieren sollten.
Aber von Bestand ist Fouriers industrieller Hedonismus, seine weit reichende Idee, das Arbeitsleben auf die Grundlage einer lustvollen Eigenmotivation statt des Zwangs von außen zu stellen (Richard Saage). Dass schließlich Bayern seinen Status als Freistaat den Träumen der Revolutionäre von 1918/19 verdankt (Michaela Wunderle zur Münchner Räterepublik), muss man sich immer wieder erst in Erinnerung rufen. Wie aus Love & Peace bei den Hippies „angestrengte Orgien” und „organisierte Swinger-Partys” hervorgingen, erzählt Peter Kemper unter Berufung auf Houellebecq im Vokabular des Kulturverfalls nach.
Wenn die Sammlung mit den Klöstern beginnt, im Anschluss daran Wiedertäufer und Amish People behandelt, um am Ende bei Gestalten wie dem Guru Otto Mühl anzukommen, dessen Verständnis von freier Sexualität innerhalb der Kommune ihm eine mehrjährige Haftstrafe eintrug (Andrea Gerk), dann ist dies wahrscheinlich symptomatisch für die Rolle des Sexuellen, dessen Modellierung, in allen Spielarten von der strikten Askese bis zur Überwindung des Körperpanzers nach Wilhelm Reich, ein Kernprojekt der utopischen Bewegungen bildet.
Doch solche übergreifenden Zusammenhänge sind nicht Gegenstand dieses Bandes. Er beschränkt sich darauf, in kleinen, leserfreundlichen Portionen einige Etappen der Geschichte der Utopie nachzuzeichnen. Nur ein Text, Steffen Graefes Reportage über das südindische Dorf Auroville, beschäftigt sich mit Verhältnissen außerhalb der westlichen Kultur. Manche Beiträge erbringen kaum mehr, als was man in einem einigermaßen informativen Nachschlagewerk hätte nachlesen können (etwa Hans-Jürgen Goertz über das Täufertum), andere machen sich die lohnende Mühe, in die Mikrostruktur utopischer Gruppenbildungen einzudringen (Ute Steinbicker/Hans-Jürgen Schmitt über Worpswede, Ruth Fühner über die israelischen Kibbuzim). Besonders eindringlich ist die Analyse der Gartenanlagen von Wörlitz und Gotha, die Michael Niedermeier vorlegt. So ist ein insgesamt gelungenes Lesebuch entstanden, das die Winterabende verkürzen hilft. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Der Utopiefreude der Herausgeber muss man sich nicht anschließen. Das 20. Jahrhundert, das schlimmste der Geschichte, hat dem Utopismus seine Unschuld genommen. Je weiter sich die technischen Mittel zur radikalen Umgestaltung der Welt perfektionieren, desto mehr Grund besteht, das Wünschen zu fürchten.
ALBRECHT KOSCHORKE
JOACHIM MEIßNER, DOROTHEE MEYER–KAHRWEG, HANS SARKOWICZ (Hrsg.): Gelebte Utopien. Alternative Lebensentwürfe. Insel Verlag, Frankfurt am Main, Leipzig 2001. 370 Seiten. 42 Mark.
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Wo man sich Kokosnüsse in den Mund fallen lässt: Utopien verschwinden, wenn sie wirklich werden
Nur einmal streifen die Herausgeber das Kernproblem ihres Buches, das schon im Titel „Gelebte Utopien” aufscheint. „Kann eine Utopie”, so fragen sie sich im Vorwort zu den neunzehn Beiträgen, die einen Bogen von den frühchristlichen Klöstern bis zu den Hippies von Haight Ashbury schlagen, „wenn sie ,gelebt’ wird, noch eine Utopie sein? Ist sie nicht ... lediglich der Entwurf einer Gesellschaftsordnung und Staatsverfassung jenseits von Raum und Zeit - und damit der Verwirklichung entzogen?”
Der Sammelband, aus einer Sendereihe des Hessischen Rundfunks hervorgegangen, behandelt ein Paradox. Utopia ist ein Nicht-Ort, den niemand besiedeln kann. Ein Ort, dessen besondere Eigenschaften verschwinden, wenn man versucht, ihn in der Topographie des Wirklichen zu verankern. Wer den Werdegang utopischer Projekte nachbuchstabiert, hat es mit einer typischen Verlaufskurve zu tun: ein enthusiastischer Anfang rings um eine charismatische Führergestalt, der sich Freunde anschließen und der die Frauenherzen zufliegen; aufopferungsvolle Aufbauarbeit; erste Spannungen und Zerwürfnisse; Spaltung der Gruppe; Anpassung an die Außenwelt oder Verhärtung des Widerstands bis hin zum inneren Terror unter den Gruppenmitgliedern. Gelebte Utopien ist insoweit nicht nur ein paradoxer, sondern auch ein melancholischer Titel.
Klopstock will nicht nach Tahiti
Im Herbst 1777 werden deutsche Literaten von einem eigentümlichen Reisefieber ergriffen. Der Plan geht um, dem politisch bedrückten Dasein in Europa den Rücken zu kehren und auf der spanischen Südsee- Insel O-Taheiti, wie Tahiti damals hieß, eine freie, paradieshafte Existenz zu begründen. Ausgelöst wurde der Südseetraum durch den Reisebericht Georg Forsters. Namhafte Autoren wie Johann Heinrich Voß, der Homer-Übersetzer, Matthias Claudius und Friedrich Leopold Stolberg treten wegen dieser Angelegenheit in Gedankenaustausch. Der Stürmer und Dränger Heinrich Wilhelm von Gerstenberg bemüht sich, auch Klopstock, den Modedichter der Zeit, zur Teilnahme an dem utopischen Reisebund zu bewegen. Er schwärmt brieflich davon, dass man sich in Tahiti um seine Notdurft nicht sorgen müsse; es sei genug, am Strand zu liegen und sich Kokosnüsse in den Mund fallen zu lassen.
Zu einer Auswanderungswelle ist es damals nicht gekommen. Gerstenberg bleibt in Lübeck wohnen und rettet so seine Zähne. Stolberg behält sein Ministeramt, Klopstock mag den Komfort seiner Hamburger Wohnung nicht gegen die Strapazen der Reise eintauschen.
Doch nur eine Generation später, 1806, formiert sich in Stuttgart ein zweiter, republikanisch gesinnter Auswandererbund. Diesmal tritt die Polizei in Aktion. Es stellt sich heraus, dass der Initiator des Bundes, ein gewisser Karl Reichenbach, insgeheim einen ganz anderen Zweck verfolgt hatte: er wollte in der Südsee eine Indigoplantage anlegen (dazu der Beitrag von Joachim Meißner). Zu der gleichen Zeit, in der sich die Ideale der Französischen Revolution ausbreiten, erlebt die Sklavenwirtschaft einen weltweiten Aufschwung. Aus dem Traum vom Südseeparadies wird ein kolonialistisches Unternehmen, bis dann, in der Nachfolge des Kolonialismus, die Touristikbranche sich des Vokabulars der Aufklärungsutopisten bemächtigt.
Dass Utopien scheitern, macht sie jedoch keineswegs bedeutungslos. In einem langwierigen sozialen Stoffwechselprozess wirken ihre Zerfallsprodukte auf den gesellschaftlichen Normalbetrieb ein. Zwar gibt es zahllose Entwürfe für die Verbesserung der Welt, die rettungslos der ihnen anhaftenden Absurdität zum Opfer fallen; sie verschwinden in der ungeschriebenen Geschichte folgenloser Ideen. Aber das muss nicht der Regelfall sein. Vieles, was zum heutigen Lebensstandard gehört, geht auf Phantasien zurück, die zu ihrer Zeit verrückt schienen. Und oft wird andererseits der radikal zeit- und herrschaftskritische Elan, der einem utopischen Plan innewohnt, zur Grundlage neuer Techniken von Herrschaft und sozialer Kontrolle.
Auf traurige Weise bestätigt sich hier, dass Realitätsflucht aus dem gleichen Stoff besteht wie soziale Realität, nämlich Macht. Aber bleibt von den Utopien vergangener Tage nicht immer ein Rest, der jener chemischen Umwandlung von Phantasien in Normen entgeht, ein Überschuss der Einbildungskraft, dem wir in den Hinterlassenschaften der Visionäre wie in einem „Museum vergangener Wünsche” (Heiner Boehncke) wiederbegegnen?
Limonade aus Meerwasser
Die meisten Utopien, die wirklich geworden sind, lassen sich aus der historischen Distanz kaum noch als solche wiedererkennen. Karlsruhe – der uneingeweihte Besucher staunt – war einmal eine städtebauliche Utopie. Die deutsche Rechtschreibreform war ein utopisches Unterfangen, schon zu Klopstocks Zeiten, dann wieder um 1900, als in der Aussteigerkolonie auf dem Monte Verità, von der Heiner Boehncke erzählt, „freie Libe” gepflegt wurde. Charles Fourier wollte Limonade aus Meerwasser gewinnen, daraus wurde nichts, ebenso wenig aus seinen dreistöckigen Phalanstère-Siedlungen, in denen die Arbeiter des 19. Jahrhunderts genossenschaftlich wohnen und produzieren sollten.
Aber von Bestand ist Fouriers industrieller Hedonismus, seine weit reichende Idee, das Arbeitsleben auf die Grundlage einer lustvollen Eigenmotivation statt des Zwangs von außen zu stellen (Richard Saage). Dass schließlich Bayern seinen Status als Freistaat den Träumen der Revolutionäre von 1918/19 verdankt (Michaela Wunderle zur Münchner Räterepublik), muss man sich immer wieder erst in Erinnerung rufen. Wie aus Love & Peace bei den Hippies „angestrengte Orgien” und „organisierte Swinger-Partys” hervorgingen, erzählt Peter Kemper unter Berufung auf Houellebecq im Vokabular des Kulturverfalls nach.
Wenn die Sammlung mit den Klöstern beginnt, im Anschluss daran Wiedertäufer und Amish People behandelt, um am Ende bei Gestalten wie dem Guru Otto Mühl anzukommen, dessen Verständnis von freier Sexualität innerhalb der Kommune ihm eine mehrjährige Haftstrafe eintrug (Andrea Gerk), dann ist dies wahrscheinlich symptomatisch für die Rolle des Sexuellen, dessen Modellierung, in allen Spielarten von der strikten Askese bis zur Überwindung des Körperpanzers nach Wilhelm Reich, ein Kernprojekt der utopischen Bewegungen bildet.
Doch solche übergreifenden Zusammenhänge sind nicht Gegenstand dieses Bandes. Er beschränkt sich darauf, in kleinen, leserfreundlichen Portionen einige Etappen der Geschichte der Utopie nachzuzeichnen. Nur ein Text, Steffen Graefes Reportage über das südindische Dorf Auroville, beschäftigt sich mit Verhältnissen außerhalb der westlichen Kultur. Manche Beiträge erbringen kaum mehr, als was man in einem einigermaßen informativen Nachschlagewerk hätte nachlesen können (etwa Hans-Jürgen Goertz über das Täufertum), andere machen sich die lohnende Mühe, in die Mikrostruktur utopischer Gruppenbildungen einzudringen (Ute Steinbicker/Hans-Jürgen Schmitt über Worpswede, Ruth Fühner über die israelischen Kibbuzim). Besonders eindringlich ist die Analyse der Gartenanlagen von Wörlitz und Gotha, die Michael Niedermeier vorlegt. So ist ein insgesamt gelungenes Lesebuch entstanden, das die Winterabende verkürzen hilft. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Der Utopiefreude der Herausgeber muss man sich nicht anschließen. Das 20. Jahrhundert, das schlimmste der Geschichte, hat dem Utopismus seine Unschuld genommen. Je weiter sich die technischen Mittel zur radikalen Umgestaltung der Welt perfektionieren, desto mehr Grund besteht, das Wünschen zu fürchten.
ALBRECHT KOSCHORKE
JOACHIM MEIßNER, DOROTHEE MEYER–KAHRWEG, HANS SARKOWICZ (Hrsg.): Gelebte Utopien. Alternative Lebensentwürfe. Insel Verlag, Frankfurt am Main, Leipzig 2001. 370 Seiten. 42 Mark.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit diesem Buch haben die Herausgeber ein "gelungenes Lesebuch" zusammengestellt, das so manchen Winterabend verkürzen helfe, aber auch nicht mehr zu bieten habe, wie Rezensent Albrecht Koschorke am Ende seiner Besprechung bemerkt. Der Titel sei bereits paradox und auf die Frage, die damit implizit gestellt werde, inwiefern sich Utopien denn tatsächlich leben ließen, gehe der Text selbst nur kurz ein. Dennoch sind die Utopien, wie Koschorke bemerkt, nicht einfach nur folgenlose Träumereien, sondern haben durchaus selbst in ihrem Scheitern noch Konsequenzen für die Gesellschaft. Die Frage nach den Utopien sei daher sicherlich eine interessante. So werde beispielsweise in einem Beitrag gezeigt, wie aus Love & Peace bei den Hippies Swinger-Partys hervorgingen, wobei sich der Autor auf Houllebecq berufe. Insgesamt bedauert Korschke etwas, dass keine größeren Zusammenhänge zwischen den einzelnen Utopien hergestellt würden und manche Beiträge nicht über einschlägiges Wissen hinausgingen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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