Über Jahrhunderte, von 1300 bis 1800, war die Leitgattung der europäischen Malerei das Historiengemälde. Götter, Helden, Menschen aus heidnischer, jüdischer, christlicher Sage wurden ins Bild geholt. Ivan Nagel zeigt den Aufstieg des neuen Historienbildes von 1300 bis 1500. In einem weit verbreiteten Vorurteil sah man Giottos, Masaccios und Leonardos Werke als »erzählende Bilder«. Ivan Nagel zeigt indessen, daß sie ihr präsentisches Aufleuchten einer Handlung nicht mit dem Epos oder dem Roman teilen, sondern mit dem Drama, das sie, lange vor dem Theater, erneuern.Der Autor zeigt, wie Giotto und Dante gemeinsam die Kunst als sichtbares Sprechen, »visibile parlare«, als Dialog der Gesten, Mienen und Blicke entdecken; wie Giotto seinen lebenslangen Helden Franz von Assis erst als aufrührerischen Lebensreformer, dann als kanonisierten Wundertäter, schließlich als modernen Menschen autonomer Entschlüsse in diesen Bilddialogen spiegelt. Eine weitere Untersuchung gilt der (bislang oft ignorierten) Freundschaft zwischen Masaccio und Alberti.In neuem Licht erscheint »Filippos Kreis«, drei Bund unverheirateter Männer um den wegweisenden Baumeister Brunelleschi, zu dem außer Masaccio und Alberti der Bildhauer Donatello gehörte. Der Kreis wird in den homoerotischen Sitten von Florenz verortet. Sein neuer Blick ermöglichte eine Renaissance des in Freiheit handelnden Männerkörpers, Liebe des Menschen zum Menschen, behielt unterdessen die Entrechtung der Frau als Schandfleck. Zum Abschluß deutet Ivan Nagel die maßgebenden Bilder der Neuen Historie: Giottos "Navicella", Masaccios "Zinsgroschen" und Leonardos »Abendmahl«.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.11.2009Die Päderastie war das Signum der Künstler
Ist die Malerei der Florentiner Frührenaissance eher Erzählung oder Drama? Der Kunsthistoriker Ivan Nagel schlägt aus dieser Frage Funken, die Giotto, Masaccio und Leonardo zum Leuchten bringen.
Man kann nicht energischer ins Zentrum der europäischen Kunst der Neuzeit zielen, als es Ivan Nagel in seinem Buch über Giotto, Masaccio, Alberti, Donatello, Brunelleschi tut. Das Buch beginnt mit Dante, und es endet noch nicht bei Leonardo. Sein Horizont schließt Caravaggio ebenso ein wie Jacques-Louis David und Goya. Denn es geht um eine Frage, die, wie Nagel uns überzeugen will, die Achse ist, um die sich das Kunstgeschehen seit dem vierzehnten Jahrhundert drehte. Ist die Malerei Erzählung oder Drama? Der Titel seines Buches, "Gemälde und Drama", verrät, wie Nagels Antwort auf diese Frage lauten wird.
Man muss sich das Wagnis seines Unternehmens klarmachen, das zweifellos ein einzelgängerisches ist. Die Zeit von 1300 bis 1500, die Nagel zum Thema macht, gehört zu einer der am tiefsten ausgeleuchteten Epochen der Kunstgeschichte. Man kann kaum davon sprechen, dass hier grundsätzliche Fehleinschätzungen zu revidieren wären. Und auch von Ivan Nagels Vorstoß wird man sagen wollen, dass er sich auf einem Feld bewegt, wo das Kunsturteil seit vielen Generationen zwar nicht feststeht, aber den Rang der Gegenstände festgelegt hat.
Umso erstaunlicher, mit welcher Unnachsichtigkeit Ivan Nagel die Frage "Erzählung oder Drama?" an die Malerei der Florentiner Frührenaissance richtet. Sein Buch beginnt, um Boden zu gewinnen, mit einer ausführlichen Erörterung der antiken und nachantiken Überlieferung und ihrer Einordnung der Malerei zwischen Erzählung und Drama. Es geht dabei aber letztlich darum, was es mit der Neuformung der Historienmalerei zwischen 1300 und 1500 auf sich gehabt hat.
Was zunächst wie ein Zweifel des Betrachters aussieht, ob die Bilder dieser Zeit eigentlich erzählen oder ein Drama aufführen, wird nach und nach zur Gewissheit. Ob Bilder überhaupt erzählen können, fragt Nagel gleich zu Anfang seiner Studie und nennt dies wenig später den "ersten und bleibenden Sündenfall der europäischen Ästhetik der Malkunst". Es hat fast etwas Gewaltsames, wie er die Malerei der Tradition an die Erzählung "gekettet" sieht und unnachsichtig tadelt, dass man immer wieder gefordert habe, was "kein Gemälde kann: eine Geschichte erzählen".
So große Sicherheit muss erstaunen. Denn traditionell hat man der erzählenden Malerei einen Vorsprung eingeräumt, sogar dort, wo es um das Neue Historienbild ging, dessen Neuformulierung in Florenz Ivan Nagel nachzeichnet. Woher also die Vorbehalte gegen das Erzählen? Vielleicht kommen sie aus den Vorlieben des lebenslang leidenschaftlich mit dem Theater verbundenen Autors. Aber so naheliegend deswegen sein Plädoyer für die Malerei als Drama sein mag, so scheint es doch affektiv noch stärkere Wurzeln zu haben.
Das Gemälde als Erzählung, so macht Nagel immer wieder deutlich, ist belastet von missbräuchlichen Okkupationen durch außerkünstlerische Zwecke. Vor allem das Herrscherlob und überhaupt die Ideologie der Verklärung von Herrschaft bedient sich der Erzählung, und nicht weniger der Ruhm der Mächtigen, deren Taten ins Gedächtnis gebrannt werden.
Nagels Vorbehalte werden deutlicher, wenn er schreibt: "Historie, die sich der Preisung verschreibt (Kirche, Nation, Rasse), macht den Auftrag des Künstlers am Erzählen fest statt am Zeigen." Die liberale Seite des Erzählens, auch der erzählenden Malerei, die die Buntheit des Geschehens und die vielgestaltige Individualität in ihm beleuchtet, wird hier zumindest unterschätzt, während Nagel später doch von ihr weiß. Aber es bleibt dabei: Erzählen biete sich zur Heldenverehrung an, reiche die Hand zur ideologischen Vereinnahmung.
In detailreichen Interpretationen der Fresken Giottos und Masaccios, der Skulpturen Donatellos und der Schriften Albertis zeichnet Nagel die Konturen der neuen Bildform in der Historienmalerei nach, deren revolutionärer Charakter schon den Zeitgenossen deutlich war und die die europäische Malerei für ein halbes Jahrtausend bestimmt hat. Bei Giotto sieht er den entscheidenden Schritt in der Abwendung von der Selbstrepräsentation von Göttern, Fürsten, Helden, in der "Sprengung des vergangenen Gedenkkults" und stattdessen in der Zuwendung zu einem Wirklichen, das sich nicht auf einem Podest abspielt. Giottos Zug zum Anschaulichen, zum Konkreten, geht für Nagel so weit, dass er im neuen Bildraum gar Sprache und Ton zu vernehmen meint.
Das Bild des Renaissanceindividuums wird in Nagels eingehenden Betrachtungen der neuen Malerei noch einmal belebt und intensiviert. Es ist die Rede vom "Jetzt-Rausch" der Kunst und des Denkens der Frührenaissance, der sich zugleich historisch wie ästhetisch äußerte, von der Verankerung im Irdischen, der Hingabe an das Menschendrama in einem "brennenden, extremistischen Anthropozentrismus". Doch Nagel intensiviert diese Züge noch, indem er sie nicht der Epoche als solcher zuschreibt, sondern dem Künstler- und Denkerzirkel, dem seine Aufmerksamkeit gilt: Masaccio, Alberti, Donatello, Brunelleschi. Sie waren Ausnahmemenschen in einer Welt, die der Ausnahme des Individuums huldigte. Sosehr Florenz und der florentinische Republikanismus ihre Lebensform waren, außerhalb deren sie kaum denkbar waren, sind sie doch als Isolierte zu sehen, die mit ihrer Umgebung nur konflikthaft zu kommunizieren vermögen.
Durch eine unauffällige Tatsache öffnet Nagel den Blick für das Inkommensurable dieses Zirkels: Masaccios Brancacci-Fresken umfassten 89 männliche Figuren und nur vier weibliche. In seinem Werk waren Frauen sonst nur Madonnen. Auch galt für den ganzen Freundeskreis, der die künstlerische Revolution in Florenz vorantrieb, dass jeder von ihnen ohne Frau und Kind blieb. Das war aber nicht etwa ein persönliches Schicksal, sondern der Spiegel einer Gesamtsituation, über die Ivan Nagel nur mit einem gewissen Zögern zu sprechen wagt: "Wer die Florentiner Republik, ja Demokratie preist, dem könnte eine Schande die Sprache verschlagen. Frauen waren dort rechtlos, es gab sie nicht im öffentlichen Leben." Von dem Theoretiker des Kreises, Leon Battista Alberti, zitiert Nagel Schriften, die sich in Exzessen des Frauenhasses ergehen. Auch sonst fehlt es dafür nicht an Zeugnissen.
Das mag, zugespitzt, als zufällig erscheinen, hat aber seine Entsprechung in den päderastischen Neigungen der Kunstheroen, die in vielen Anekdoten vor allem über Donatello überliefert sind. Damals, so Nagel, habe das deutsche Wort für "Männer oder Knaben beschlafen" "florenzen" gelautet, die päderastische Neigung habe in Florenz eine gewisse Normalität gehabt; sie sei zeitweise energisch verfolgt und mit Scheiterhaufen und Tod bedroht gewesen. Die Päderastie aber war das Signum der Künstler, die in der Malerei die Körperlichkeit zum Zeichen ihrer Kunstneuerungen erhoben. Die Gleichung von Individuum und Leib, die zu den Glaubensartikeln des Rinascimento gehörte, handelte, wie Nagel anmerkt, selbstverständlich von der Verherrlichung von Männerkörpern.
Der Blick auf die Künstlerpathologie soll dabei nicht die Kunstwerke erklären - "große Kunstwerke wurzeln nicht in pikanten Begebenheiten", befindet Nagel -, sondern die Spannungen ihrer Künstlerexistenz sichtbar machen. Dass der Körperkult affektiv in der Todsünde der Sodomie wurzelte, kann für dessen künstlerische "Normalisierung" nicht ganz gleichgültig gewesen sein. Auch der Republikanismus des neuen Menschenbildes stand von Anfang an in einer existentiellen Distanz zu den "Vielen", wie auch der Universalismus der Weltauffassung an die Erfahrung des Außenseitertums gekettet blieb. Nur dem Isolierten öffnete sich der Zugang zum Universalen.
HENNING RITTER
Ivan Nagel: "Gemälde und Drama". Giotto - Masaccio - Leonardo. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. Mit 80 farbigen und Schwarzweißabbildungen. 350 S., geb., 48,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ist die Malerei der Florentiner Frührenaissance eher Erzählung oder Drama? Der Kunsthistoriker Ivan Nagel schlägt aus dieser Frage Funken, die Giotto, Masaccio und Leonardo zum Leuchten bringen.
Man kann nicht energischer ins Zentrum der europäischen Kunst der Neuzeit zielen, als es Ivan Nagel in seinem Buch über Giotto, Masaccio, Alberti, Donatello, Brunelleschi tut. Das Buch beginnt mit Dante, und es endet noch nicht bei Leonardo. Sein Horizont schließt Caravaggio ebenso ein wie Jacques-Louis David und Goya. Denn es geht um eine Frage, die, wie Nagel uns überzeugen will, die Achse ist, um die sich das Kunstgeschehen seit dem vierzehnten Jahrhundert drehte. Ist die Malerei Erzählung oder Drama? Der Titel seines Buches, "Gemälde und Drama", verrät, wie Nagels Antwort auf diese Frage lauten wird.
Man muss sich das Wagnis seines Unternehmens klarmachen, das zweifellos ein einzelgängerisches ist. Die Zeit von 1300 bis 1500, die Nagel zum Thema macht, gehört zu einer der am tiefsten ausgeleuchteten Epochen der Kunstgeschichte. Man kann kaum davon sprechen, dass hier grundsätzliche Fehleinschätzungen zu revidieren wären. Und auch von Ivan Nagels Vorstoß wird man sagen wollen, dass er sich auf einem Feld bewegt, wo das Kunsturteil seit vielen Generationen zwar nicht feststeht, aber den Rang der Gegenstände festgelegt hat.
Umso erstaunlicher, mit welcher Unnachsichtigkeit Ivan Nagel die Frage "Erzählung oder Drama?" an die Malerei der Florentiner Frührenaissance richtet. Sein Buch beginnt, um Boden zu gewinnen, mit einer ausführlichen Erörterung der antiken und nachantiken Überlieferung und ihrer Einordnung der Malerei zwischen Erzählung und Drama. Es geht dabei aber letztlich darum, was es mit der Neuformung der Historienmalerei zwischen 1300 und 1500 auf sich gehabt hat.
Was zunächst wie ein Zweifel des Betrachters aussieht, ob die Bilder dieser Zeit eigentlich erzählen oder ein Drama aufführen, wird nach und nach zur Gewissheit. Ob Bilder überhaupt erzählen können, fragt Nagel gleich zu Anfang seiner Studie und nennt dies wenig später den "ersten und bleibenden Sündenfall der europäischen Ästhetik der Malkunst". Es hat fast etwas Gewaltsames, wie er die Malerei der Tradition an die Erzählung "gekettet" sieht und unnachsichtig tadelt, dass man immer wieder gefordert habe, was "kein Gemälde kann: eine Geschichte erzählen".
So große Sicherheit muss erstaunen. Denn traditionell hat man der erzählenden Malerei einen Vorsprung eingeräumt, sogar dort, wo es um das Neue Historienbild ging, dessen Neuformulierung in Florenz Ivan Nagel nachzeichnet. Woher also die Vorbehalte gegen das Erzählen? Vielleicht kommen sie aus den Vorlieben des lebenslang leidenschaftlich mit dem Theater verbundenen Autors. Aber so naheliegend deswegen sein Plädoyer für die Malerei als Drama sein mag, so scheint es doch affektiv noch stärkere Wurzeln zu haben.
Das Gemälde als Erzählung, so macht Nagel immer wieder deutlich, ist belastet von missbräuchlichen Okkupationen durch außerkünstlerische Zwecke. Vor allem das Herrscherlob und überhaupt die Ideologie der Verklärung von Herrschaft bedient sich der Erzählung, und nicht weniger der Ruhm der Mächtigen, deren Taten ins Gedächtnis gebrannt werden.
Nagels Vorbehalte werden deutlicher, wenn er schreibt: "Historie, die sich der Preisung verschreibt (Kirche, Nation, Rasse), macht den Auftrag des Künstlers am Erzählen fest statt am Zeigen." Die liberale Seite des Erzählens, auch der erzählenden Malerei, die die Buntheit des Geschehens und die vielgestaltige Individualität in ihm beleuchtet, wird hier zumindest unterschätzt, während Nagel später doch von ihr weiß. Aber es bleibt dabei: Erzählen biete sich zur Heldenverehrung an, reiche die Hand zur ideologischen Vereinnahmung.
In detailreichen Interpretationen der Fresken Giottos und Masaccios, der Skulpturen Donatellos und der Schriften Albertis zeichnet Nagel die Konturen der neuen Bildform in der Historienmalerei nach, deren revolutionärer Charakter schon den Zeitgenossen deutlich war und die die europäische Malerei für ein halbes Jahrtausend bestimmt hat. Bei Giotto sieht er den entscheidenden Schritt in der Abwendung von der Selbstrepräsentation von Göttern, Fürsten, Helden, in der "Sprengung des vergangenen Gedenkkults" und stattdessen in der Zuwendung zu einem Wirklichen, das sich nicht auf einem Podest abspielt. Giottos Zug zum Anschaulichen, zum Konkreten, geht für Nagel so weit, dass er im neuen Bildraum gar Sprache und Ton zu vernehmen meint.
Das Bild des Renaissanceindividuums wird in Nagels eingehenden Betrachtungen der neuen Malerei noch einmal belebt und intensiviert. Es ist die Rede vom "Jetzt-Rausch" der Kunst und des Denkens der Frührenaissance, der sich zugleich historisch wie ästhetisch äußerte, von der Verankerung im Irdischen, der Hingabe an das Menschendrama in einem "brennenden, extremistischen Anthropozentrismus". Doch Nagel intensiviert diese Züge noch, indem er sie nicht der Epoche als solcher zuschreibt, sondern dem Künstler- und Denkerzirkel, dem seine Aufmerksamkeit gilt: Masaccio, Alberti, Donatello, Brunelleschi. Sie waren Ausnahmemenschen in einer Welt, die der Ausnahme des Individuums huldigte. Sosehr Florenz und der florentinische Republikanismus ihre Lebensform waren, außerhalb deren sie kaum denkbar waren, sind sie doch als Isolierte zu sehen, die mit ihrer Umgebung nur konflikthaft zu kommunizieren vermögen.
Durch eine unauffällige Tatsache öffnet Nagel den Blick für das Inkommensurable dieses Zirkels: Masaccios Brancacci-Fresken umfassten 89 männliche Figuren und nur vier weibliche. In seinem Werk waren Frauen sonst nur Madonnen. Auch galt für den ganzen Freundeskreis, der die künstlerische Revolution in Florenz vorantrieb, dass jeder von ihnen ohne Frau und Kind blieb. Das war aber nicht etwa ein persönliches Schicksal, sondern der Spiegel einer Gesamtsituation, über die Ivan Nagel nur mit einem gewissen Zögern zu sprechen wagt: "Wer die Florentiner Republik, ja Demokratie preist, dem könnte eine Schande die Sprache verschlagen. Frauen waren dort rechtlos, es gab sie nicht im öffentlichen Leben." Von dem Theoretiker des Kreises, Leon Battista Alberti, zitiert Nagel Schriften, die sich in Exzessen des Frauenhasses ergehen. Auch sonst fehlt es dafür nicht an Zeugnissen.
Das mag, zugespitzt, als zufällig erscheinen, hat aber seine Entsprechung in den päderastischen Neigungen der Kunstheroen, die in vielen Anekdoten vor allem über Donatello überliefert sind. Damals, so Nagel, habe das deutsche Wort für "Männer oder Knaben beschlafen" "florenzen" gelautet, die päderastische Neigung habe in Florenz eine gewisse Normalität gehabt; sie sei zeitweise energisch verfolgt und mit Scheiterhaufen und Tod bedroht gewesen. Die Päderastie aber war das Signum der Künstler, die in der Malerei die Körperlichkeit zum Zeichen ihrer Kunstneuerungen erhoben. Die Gleichung von Individuum und Leib, die zu den Glaubensartikeln des Rinascimento gehörte, handelte, wie Nagel anmerkt, selbstverständlich von der Verherrlichung von Männerkörpern.
Der Blick auf die Künstlerpathologie soll dabei nicht die Kunstwerke erklären - "große Kunstwerke wurzeln nicht in pikanten Begebenheiten", befindet Nagel -, sondern die Spannungen ihrer Künstlerexistenz sichtbar machen. Dass der Körperkult affektiv in der Todsünde der Sodomie wurzelte, kann für dessen künstlerische "Normalisierung" nicht ganz gleichgültig gewesen sein. Auch der Republikanismus des neuen Menschenbildes stand von Anfang an in einer existentiellen Distanz zu den "Vielen", wie auch der Universalismus der Weltauffassung an die Erfahrung des Außenseitertums gekettet blieb. Nur dem Isolierten öffnete sich der Zugang zum Universalen.
HENNING RITTER
Ivan Nagel: "Gemälde und Drama". Giotto - Masaccio - Leonardo. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. Mit 80 farbigen und Schwarzweißabbildungen. 350 S., geb., 48,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.01.2010Die Heuchler und die Wahrhaftigen
Gruppenporträt der Renaissance: Ivan Nagels Buch „Gemälde und Drama” huldigt Giotto, Masaccio und Leonardo
Es liegt nahe, dass ein passionierter Theatermann darauf stößt, dass gegenständliche Malerei eigentlich nichts erzählt, sondern darstellt. Nicht die Vorstellungskraft, die Roman, Epos und Biographie beim Leser entfesselt, ist dem Betrachten eines Gemäldes verwandt, sondern weit eher die Präsenz einer Theateraufführung, die eine vergangene Geschichte gegenwärtig und unmittelbar neu belebt. In Opposition zu gängigen kunsthistorischen Begriffen wie „Bilderzählung”, „Narration” oder „Historie”, die das Kunstwerk dem Nacherzählen großer Geschichten verpflichten, führt Ivan Nagel in seiner Untersuchung „Gemälde und Drama – Giotto, Masaccio, Leonardo” ein theaternahes, um „Szene”, „Bühne” und „Aufführung”zentriertes Vokabular ins Feld, das den Maler als Regisseur von aktuellen, „lebendigen” Körpern beschreibt.
Diese Korrektur einer eingeschliffenen Betrachtungsweise ist so einleuchtend, dass man darüber sicherlich kein dickes Buch schreiben müsste. Aber Ivan Nagel, der sich nach einem langen Berufsleben im Theater und seiner Emeritierung als Professor für Geschichte und Ästhetik der Darstellenden Künste in Berlin 1996 verstärkt der Oper, der Politik und der Bildenden Kunst zugewendet hat, entdeckt hier Grundsätzliches. Nicht schludriger Wortgebrauch der Kunsthistoriker sei für diese bis heute lebendige Begriffswahl vom „Erzählen” der Kunst verantwortlich, sondern Herrschaftsideologie.
Wer in Bezug auf ein Gemälde von seiner „Erzählung” spricht, so Nagel, betreibe damit Geschichtsschreibung in huldvoller Nähe zur Macht. Diese habe die Künstler immer nur für die großen staats- und institutionstragenden Mysterien dienstbar machen wollen – „als Magd der Chroniken und Legenden”. Wahre große Kunst aber verweigere sich dieser Versklavung unter die Propaganda, indem sie statt der Idealisierung von Herrschaftsmythen ein menschliches Drama der Konflikte und Widersprüche aufführt.
Es sind die rund zweihundert Jahre von Giottos Wirken bis zu Leonardos Tod, die Nagel für den Aufbruch dieses Konflikts als entscheidend untersucht. Bis zu Giottos Fresken in der Cappella degli Scrovegni in Padua sei Kunst vor allem Reklame für die bestehende Ordnung, ihre Glaubenssätze, Siege und Vertreter gewesen. Doch mit der Vollendung des Zyklus vom Leben Jesu 1306 sei die „Gleichsetzung von Wirklichkeit und Gegenwart” im Bild gelungen, die fortan für einige hundert Jahre das menschliche Drama mit den Figuren von Heiligen inszeniert hat. Der Künstler als Schöpfer erdet den Himmel, die Realität bevölkert die Bühne der Malerei, der Machthaber muss sich neu verorten in der Nahsicht, der Heilige stürzt aus der Verklärung in den Alltag.
Dass Nagel mit seinem originellen Ansatz und einem großen bildungstechnischen Aufwand schließlich nur zu diesen recht gewöhnlichen Erkenntnissen über die Zäsur der Renaissance kommt, ist ein Grund für die große Reserviertheit, die die Lektüre dieses angeblich „neuen Standardwerks” auslöst. Wirklich befremdlich wird der Essay durch seine herablassende Sprache und Nagels starken Hang zu wertenden Schemata. Durch die gesamte 350 Seiten starke Argumentation zieht sich ein geradezu doktrinärer Sortiervorgang, der Künstler vor allem aus ihrer Stellung zu „Herrschaft” oder „Wahrheit” bewertet, wobei „Wahrheit” bei Nagel mit „Lebensechtheit” gleichgesetzt wird. Während seine drei Hauptzeugen für eine „nie vorher gesehene” menschliche Kunst – Giotto, Masaccio und Leonardo – mit pathetischen Formeln und Superlativen überhäuft werden, sind Maler, die angeblich den Verführungen der Macht erlegen sind „von ärgerlicher Dummheit” (Rosselli), Vertreter von „dekorativ-gefälligem Verfall” (Filippo Lippi), „behäbig” (Ghirlandaio, Perugino) oder „Propagandisten der Ketzer-Verfolgung” (Rubens).
Besonders vehement prügelt Nagel auf Raffael und Botticelli ein. Im Gegensatz zu Masaccio, der mit jedem Pinselstrich das „triumphal Neue und Stimmige” hervorbringt, und Leonardo, der mit seinem „Letzten Abendmahl” das „größte Gemälde des Abendlandes” geschaffen habe, produziere Raffael das „Schmierentheater ergrauter Mimenköpfe” und Botticelli „kostümierte, dynastische Huldigung”. Da Michelangelo, Tizian, die Bellinis, Giorgione, Paolo Uccello, Lorenzo Lotto und andere originelle Köpfe der Renaissance in Nagels Betrachtung gar nicht oder nur in Nebensätzen vorkommen, bleibt diese klassenkämpferische Neueinteilung der Kunstgeschichte allerdings sehr unvollständig.
Es hätte Nagels Anspruch, kompromisslose Kunstansicht gegen Heuchelei und Indienstnahme zu verteidigen, weit mehr gedient, hätte er die komplizierten und ambivalenten Beziehungen zwischen Auftraggeber und Künstler, Gesellschaft und indviduellem Freiheitsraum mit Rücksicht auf unsere Unwissenheit gelassen beschrieben – wie es viele der von Nagel gescholtenen Kunsthistoriker luzide vorgemacht haben. Stattdessen vermittelt Nagels aggressiver Eifer über weite Strecken den Eindruck, er befinde sich auf einer Mission.
Und das gilt, wenn auch mit größerer Zurückhaltung, für den eigentlichen Hauptteil von „Gemälde und Drama”, der mit diesem Thema nur noch am Rande etwas zu tun hat. Denn im Zentrum von Nagels Buch steht der Versuch, das Tabu der Homosexualität in der Kunstgeschichte offen zu behandeln. Mit einer akribischen Indiziensuche, deren Stichhaltigkeit Kunsthistoriker prüfen müssen, gelangt er zu der Behauptung, die glorreichen Vier der Frührenaissance, Donatello, Brunelleschi, Masaccio und Alberti, seien eine verschworene Gemeinschaft „verstockter Homosexueller” gewesen. Angesichts der immer noch großen Verschämtheit, mit der dieses Thema im wissenschaftlichen Diskurs behandelt wird, ist dieses „Outing”, selbst wenn es nur auf Vermutungen basiert, ein nötiger Schritt zu einem selbstverständlichen Umgang mit diesem Zusammenhang.
Problematisch wird es dort, wo Nagel sich Formulierungen annähert, die dahin deutbar sind, Homosexualität sei das konstituierende Element der künstlerischen Revolution schlechthin gewesen. In einem sonderbaren Analogieschluss wird radikaler Humanismus mit Homosexualität gleichgesetzt, und aus dieser Form transformierter Selbstliebe die Begeisterung für das Fleischliche gefolgert, die den neuen Realismus in der Menschendarstellung erst bewirken konnte.
Diese These ist – wie so vieles in diesem Buch – halb krude und halb interessant. Krude, weil Nagels Argumente meist nur funktionieren, wenn er wesentliche Aspekte einfach ausblendet. Interessant, weil – anders als so manche elegante Renaissance-Analyse – seine Urteile in ihrer Grobheit zu dauerndem Widerspruch reizen. Als Provokation wirkt diese parteiliche Kunstauffassung deswegen sicherlich belebend. Ein Standardwerk aber, für was auch immer, ist dieses Buch mit Sicherheit nicht. TILL BRIEGLEB
IVAN NAGEL: Gemälde und Drama. Giotto, Masaccio, Leonardo. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 350 Seiten, 48,80 Euro.
Besonders vehement prügelt Ivan Nagel auf Raffael und Botticelli ein
Aus Masaccios Freskenzyklus „Szenen aus dem Leben Petri” in der Brancacci- Kapelle der Florentiner Kirche Santa Maria del Carmine. Im Blick auf diese Figuren entwickelt Ivan Nagel seine These, die Kunst der Renaissance sei aus dem Geist homosexueller Künstlerzirkel (Donatello, Masaccio, Alberti und Brunelleschi) hervorgegangen. Abb.: Aus dem besprochenen Band
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Gruppenporträt der Renaissance: Ivan Nagels Buch „Gemälde und Drama” huldigt Giotto, Masaccio und Leonardo
Es liegt nahe, dass ein passionierter Theatermann darauf stößt, dass gegenständliche Malerei eigentlich nichts erzählt, sondern darstellt. Nicht die Vorstellungskraft, die Roman, Epos und Biographie beim Leser entfesselt, ist dem Betrachten eines Gemäldes verwandt, sondern weit eher die Präsenz einer Theateraufführung, die eine vergangene Geschichte gegenwärtig und unmittelbar neu belebt. In Opposition zu gängigen kunsthistorischen Begriffen wie „Bilderzählung”, „Narration” oder „Historie”, die das Kunstwerk dem Nacherzählen großer Geschichten verpflichten, führt Ivan Nagel in seiner Untersuchung „Gemälde und Drama – Giotto, Masaccio, Leonardo” ein theaternahes, um „Szene”, „Bühne” und „Aufführung”zentriertes Vokabular ins Feld, das den Maler als Regisseur von aktuellen, „lebendigen” Körpern beschreibt.
Diese Korrektur einer eingeschliffenen Betrachtungsweise ist so einleuchtend, dass man darüber sicherlich kein dickes Buch schreiben müsste. Aber Ivan Nagel, der sich nach einem langen Berufsleben im Theater und seiner Emeritierung als Professor für Geschichte und Ästhetik der Darstellenden Künste in Berlin 1996 verstärkt der Oper, der Politik und der Bildenden Kunst zugewendet hat, entdeckt hier Grundsätzliches. Nicht schludriger Wortgebrauch der Kunsthistoriker sei für diese bis heute lebendige Begriffswahl vom „Erzählen” der Kunst verantwortlich, sondern Herrschaftsideologie.
Wer in Bezug auf ein Gemälde von seiner „Erzählung” spricht, so Nagel, betreibe damit Geschichtsschreibung in huldvoller Nähe zur Macht. Diese habe die Künstler immer nur für die großen staats- und institutionstragenden Mysterien dienstbar machen wollen – „als Magd der Chroniken und Legenden”. Wahre große Kunst aber verweigere sich dieser Versklavung unter die Propaganda, indem sie statt der Idealisierung von Herrschaftsmythen ein menschliches Drama der Konflikte und Widersprüche aufführt.
Es sind die rund zweihundert Jahre von Giottos Wirken bis zu Leonardos Tod, die Nagel für den Aufbruch dieses Konflikts als entscheidend untersucht. Bis zu Giottos Fresken in der Cappella degli Scrovegni in Padua sei Kunst vor allem Reklame für die bestehende Ordnung, ihre Glaubenssätze, Siege und Vertreter gewesen. Doch mit der Vollendung des Zyklus vom Leben Jesu 1306 sei die „Gleichsetzung von Wirklichkeit und Gegenwart” im Bild gelungen, die fortan für einige hundert Jahre das menschliche Drama mit den Figuren von Heiligen inszeniert hat. Der Künstler als Schöpfer erdet den Himmel, die Realität bevölkert die Bühne der Malerei, der Machthaber muss sich neu verorten in der Nahsicht, der Heilige stürzt aus der Verklärung in den Alltag.
Dass Nagel mit seinem originellen Ansatz und einem großen bildungstechnischen Aufwand schließlich nur zu diesen recht gewöhnlichen Erkenntnissen über die Zäsur der Renaissance kommt, ist ein Grund für die große Reserviertheit, die die Lektüre dieses angeblich „neuen Standardwerks” auslöst. Wirklich befremdlich wird der Essay durch seine herablassende Sprache und Nagels starken Hang zu wertenden Schemata. Durch die gesamte 350 Seiten starke Argumentation zieht sich ein geradezu doktrinärer Sortiervorgang, der Künstler vor allem aus ihrer Stellung zu „Herrschaft” oder „Wahrheit” bewertet, wobei „Wahrheit” bei Nagel mit „Lebensechtheit” gleichgesetzt wird. Während seine drei Hauptzeugen für eine „nie vorher gesehene” menschliche Kunst – Giotto, Masaccio und Leonardo – mit pathetischen Formeln und Superlativen überhäuft werden, sind Maler, die angeblich den Verführungen der Macht erlegen sind „von ärgerlicher Dummheit” (Rosselli), Vertreter von „dekorativ-gefälligem Verfall” (Filippo Lippi), „behäbig” (Ghirlandaio, Perugino) oder „Propagandisten der Ketzer-Verfolgung” (Rubens).
Besonders vehement prügelt Nagel auf Raffael und Botticelli ein. Im Gegensatz zu Masaccio, der mit jedem Pinselstrich das „triumphal Neue und Stimmige” hervorbringt, und Leonardo, der mit seinem „Letzten Abendmahl” das „größte Gemälde des Abendlandes” geschaffen habe, produziere Raffael das „Schmierentheater ergrauter Mimenköpfe” und Botticelli „kostümierte, dynastische Huldigung”. Da Michelangelo, Tizian, die Bellinis, Giorgione, Paolo Uccello, Lorenzo Lotto und andere originelle Köpfe der Renaissance in Nagels Betrachtung gar nicht oder nur in Nebensätzen vorkommen, bleibt diese klassenkämpferische Neueinteilung der Kunstgeschichte allerdings sehr unvollständig.
Es hätte Nagels Anspruch, kompromisslose Kunstansicht gegen Heuchelei und Indienstnahme zu verteidigen, weit mehr gedient, hätte er die komplizierten und ambivalenten Beziehungen zwischen Auftraggeber und Künstler, Gesellschaft und indviduellem Freiheitsraum mit Rücksicht auf unsere Unwissenheit gelassen beschrieben – wie es viele der von Nagel gescholtenen Kunsthistoriker luzide vorgemacht haben. Stattdessen vermittelt Nagels aggressiver Eifer über weite Strecken den Eindruck, er befinde sich auf einer Mission.
Und das gilt, wenn auch mit größerer Zurückhaltung, für den eigentlichen Hauptteil von „Gemälde und Drama”, der mit diesem Thema nur noch am Rande etwas zu tun hat. Denn im Zentrum von Nagels Buch steht der Versuch, das Tabu der Homosexualität in der Kunstgeschichte offen zu behandeln. Mit einer akribischen Indiziensuche, deren Stichhaltigkeit Kunsthistoriker prüfen müssen, gelangt er zu der Behauptung, die glorreichen Vier der Frührenaissance, Donatello, Brunelleschi, Masaccio und Alberti, seien eine verschworene Gemeinschaft „verstockter Homosexueller” gewesen. Angesichts der immer noch großen Verschämtheit, mit der dieses Thema im wissenschaftlichen Diskurs behandelt wird, ist dieses „Outing”, selbst wenn es nur auf Vermutungen basiert, ein nötiger Schritt zu einem selbstverständlichen Umgang mit diesem Zusammenhang.
Problematisch wird es dort, wo Nagel sich Formulierungen annähert, die dahin deutbar sind, Homosexualität sei das konstituierende Element der künstlerischen Revolution schlechthin gewesen. In einem sonderbaren Analogieschluss wird radikaler Humanismus mit Homosexualität gleichgesetzt, und aus dieser Form transformierter Selbstliebe die Begeisterung für das Fleischliche gefolgert, die den neuen Realismus in der Menschendarstellung erst bewirken konnte.
Diese These ist – wie so vieles in diesem Buch – halb krude und halb interessant. Krude, weil Nagels Argumente meist nur funktionieren, wenn er wesentliche Aspekte einfach ausblendet. Interessant, weil – anders als so manche elegante Renaissance-Analyse – seine Urteile in ihrer Grobheit zu dauerndem Widerspruch reizen. Als Provokation wirkt diese parteiliche Kunstauffassung deswegen sicherlich belebend. Ein Standardwerk aber, für was auch immer, ist dieses Buch mit Sicherheit nicht. TILL BRIEGLEB
IVAN NAGEL: Gemälde und Drama. Giotto, Masaccio, Leonardo. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 350 Seiten, 48,80 Euro.
Besonders vehement prügelt Ivan Nagel auf Raffael und Botticelli ein
Aus Masaccios Freskenzyklus „Szenen aus dem Leben Petri” in der Brancacci- Kapelle der Florentiner Kirche Santa Maria del Carmine. Im Blick auf diese Figuren entwickelt Ivan Nagel seine These, die Kunst der Renaissance sei aus dem Geist homosexueller Künstlerzirkel (Donatello, Masaccio, Alberti und Brunelleschi) hervorgegangen. Abb.: Aus dem besprochenen Band
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Sehr eindrücklich hat sich Arno Widmann von Ivan Nagels Buch vor Augen führen lassen, dass Historienmalerei eine dramatische Kunst und somit mit dem Theater eng verwandt ist. Der Autor, der, wie Widmann noch einmal ins Gedächtnis ruft, zu den einflussreichsten Nachkriegsdramaturgen und -Intendanten der Bundesrepublik zählte, untersucht und interpretiert die Historienmalerei von Giotto bis Leonardo da Vinci und kann dabei überzeugend zeigen, dass das Geschichtenerzählen in Bildern ganz wie das Drama eine Zuspitzung erfährt, die vom Betrachter eine Identifizierung mit dem Geschehen fordert. Und wer wissen will, wie diese Bilder ihre Betrachter erreichen, der sollte unbedingt Nagels Buch lesen, betont der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Man kann nicht energischer ins Zentrum der europäischen Kunst der Neuzeit zielen, als es Nagel in seinem Buch über Giotto, Masaccio, Alberti, Donatello, Brunelleschi tut.« Henning Ritter Frankfurter Allgemeine Zeitung 20091118