Genozid gilt als das "Verbrechen aller Verbrechen". Boris Barth stellt in diesem Buch kritisch dar, was unter Völkermord zu verstehen ist und was ihn von Massakern, "ethnischen Säuberungen", Verfolgung politischer Gegner und anderen Formen staatlicher Massengewalt unterscheidet. Diese Fragen werden an konkreten historischen Fällen von Völkermord veranschaulicht: an der Ermordung der europäischen Juden im Nationalsozialismus, am Völkermord an den Armeniern und an den Vorgängen in Ruanda 1994. Auch werden Fälle untersucht, in denen Genozidverdacht besteht: der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Herero, die stalinistischen Verbrechen und das Regime der Roten Khmer. Abschließend werden Frühwarnsignale erörtert, durch die Völkermord möglicherweise bereits im Ansatz erkannt und verhindert werden kann.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Ein "kluges" und äußert hilfreiches Buch zur Begriffsklärung beim Thema Völkermord, meint Rezensent Wolfgang Kruse. Boris Barth befrage die historischen Massenmorde und Völkermorde zwar nach einem sehr eng gefassten Definitionsschema, aber ein solch eng gefasster Genozid-Begriff habe den Vorteil "begrifflicher Klarheit". Auf der anderen Seite, so der Rezensent, befreie eine solche Definition Stalins Massenmorde oder die "killing fields" der Roten Khmer vom Genozid-Vorwurf. Der Autor nehme den Holocaust zum Bezugspunkt für seine Definition, wonach erst der "umfassende Vernichtungswille", nicht aber gewalttätige Vertreibung das entscheidende Kriterium sei. Eindeutig in diesem Sinne seien für den Autor die Morde an den Armeniern 1915 und der Tutsi 1994 in Ruanda. Der Rezensent hebt hervor, dass es dem Autor nicht um eine moralische Relativierung geht, sondern allein um begriffliche Abgrenzung. Auch lasse er in seinen informativen Einführungen zu den historischen Beispielen alle "Deutungsmöglichkeiten" zu Wort kommen und verbinde seine eigene Interpretation "souverän" mit den fachwissenschaftlichen Diskussionen. So habe der Leser stets ein "hohes Maß an autonomer Urteilsmöglichkeit".
© Perlentaucher Medien GmbH
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