Der Begriff "Genrebild" wird als klar definierter Terminus einer großgattungsübergreifenden Textsorte vorgestellt, er soll für die Literaturwissenschaft neu entdeckt und in ihr fest etabliert bzw. um die von der Autorin neu entwickelte Stilbenennung Genrebildismus erweitert werden. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 50 Jahre, in denen die Literaturkritik den Begriff des Genre-, Sitten- oder Lebensbildes häufig verwendet und ihn damit zu einem Phänomen der Zeit gemacht hat. Sowohl Autoren als auch Kritiker arbeiteten gerne mit diesen Termini, wenn sie sie auch oft sehr widersprüchlich auffassten. Die ausgewählten Texte des 20. Jahrhunderts dienen als Beweis dafür, dass Genrebilder nach wie vor die Literaturlandschaft schmücken. Mit dem Terminus Genrebild lässt sich ein Zugang zu Texten der verschiedensten Epochen und Großgattungen finden, er erlaubt uns, Ludwig Anzengruber mit Franz Innerhofer und Marie von Ebner- Eschenbach mit Elfriede Jelinek zu vergleichen. Öffnung und Verankerung des "Genrebild-Blicks" beim Lesen weiterer literarischer Texte ist beabsichtigt.