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Der öffentliche Diskurs über die Rolle von (grammatischem) Genus bei der Referenz auf Menschen und deren Geschlechter ignoriert die Linguistik und ist damit unwissenschaftlich. Dies wurde unlängst im Aufruf "Schluss mit dem Gender-Unfug" vom "Verein Deutsche Sprache" offenkundig, der jeglichen Zusammenhang zwischen Genus und Geschlecht abstreitet. Damaris Nübling liefert einen Überblick über neuere Forschungen zu grammatischer, biologischer und sozialer Kategorisierung und stößt dabei auf enge und komplexe Beziehungen zwischen Genus und Geschlecht. Genus verweist dabei weniger auf…mehr

Produktbeschreibung
Der öffentliche Diskurs über die Rolle von (grammatischem) Genus bei der Referenz auf Menschen und deren Geschlechter ignoriert die Linguistik und ist damit unwissenschaftlich. Dies wurde unlängst im Aufruf "Schluss mit dem Gender-Unfug" vom "Verein Deutsche Sprache" offenkundig, der jeglichen Zusammenhang zwischen Genus und Geschlecht abstreitet. Damaris Nübling liefert einen Überblick über neuere Forschungen zu grammatischer, biologischer und sozialer Kategorisierung und stößt dabei auf enge und komplexe Beziehungen zwischen Genus und Geschlecht. Genus verweist dabei weniger auf Geschlechtsorgane als auf Geschlechterordnungen. Geschlechtsrollenverstöße werden durch deviante Zuordnungen zwischen Genus und Geschlecht ausgestellt (die Schwuchtel, der Vamp, das Mensch, das Weib). Hinter solchen Asymmetrien scheint die Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts auf. Homosexuelle Männer werden ihrer Geschlechtsklasse verwiesen, indem sie in die Feminina verschoben werden. Unreife bzw. unverheiratete Frauen geraten dagegen eher ins Neutrum, das üblicherweise auf unbelebte Entitäten referiert. Genusverschiebungen erzeugen damit seit jeher besondere Effekte, die allesamt mit Abwertungen verbunden sind.
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Autorenporträt
Damaris Nübling ist seit 2000 Professorin für Historische Sprachwissenschaft an der JGU Mainz und arbeitet zum Sprachwandel, zur Namenforschung und zur Genderlinguistik. Sie leitet mehrere genderlinguistische und onomastische Forschungsprojekte. 2013 erhielt sie den Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz, 2014 den Konrad-Duden-Preis.