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Die Ästhetik der unbelebten Natur aus der Sicht des vielfach ausgezeichneten Fotografen Bernhard Edmaier: außergewöhnliche Luftaufnahmen von Wüsten, Flüssen, Inseln, Küsten, Gebirgen, Gletschern - ein faszinierendes Wechselspiel von Farben, Formen und Strukturen. Luftaufnahmen auf Entfernungen zwischen 10 Metern und drei Kilometern zeigen die Phänomene der Erde in ihrer ästhetischen Dimension: Wüsten, Flüsse, Inseln, Küsten, Gebirge, Gletscher, Vulkane - ein verblüffendes Wechselspiel der Farben, Formen und Strukturen. Dabei erreichen manche Motive einen Abstraktionsgrad, der an Exponate der…mehr

Produktbeschreibung
Die Ästhetik der unbelebten Natur aus der Sicht des vielfach ausgezeichneten Fotografen Bernhard Edmaier: außergewöhnliche Luftaufnahmen von Wüsten, Flüssen, Inseln, Küsten, Gebirgen, Gletschern - ein faszinierendes Wechselspiel von Farben, Formen und Strukturen.
Luftaufnahmen auf Entfernungen zwischen 10 Metern und drei Kilometern zeigen die Phänomene der Erde in ihrer ästhetischen Dimension: Wüsten, Flüsse, Inseln, Küsten, Gebirge, Gletscher, Vulkane - ein verblüffendes Wechselspiel der Farben, Formen und Strukturen. Dabei erreichen manche Motive einen Abstraktionsgrad, der an Exponate der Moderne erinnert. Durch die suggestive Ausdruckskraft, die ungewöhnlichen Perspektiven und die technische Perfektion der Fotografie wird GeoArt. Kunstwerk Erde höchsten künstlerischen Ansprüchen gerecht.
Autorenporträt
Angelika Jung-Hüttl ist Diplomgeologin, promovierte Wissenschaftshistorikerin und Publizistin. Sie arbeitet für die Süddeutsche Zeitung, die Berliner Zeitung und verschiedene Magazine und hat mit ihrem Lebenspartner, dem Fotografen Bernhard Edmaier, zahlreiche Bildbände veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.1998

Kampf der Linie gegen die Fläche
Bernhard Edmaiers Landschaftsfotografien von den Nullpunkten dieser Welt / Von Freddy Langer

Als die Maler des Informel in den Jahren nach dem Krieg den Widerhall der Zerstörungen und die innere Zerrissenheit einer ganzen Generation auf ihre Leinwände warfen, sie in die zentimeterdick aufgetragene Farbe das Trauma einer Nation kratzten und dadurch Spannungen und Abgründe buchstäblich in den Formenkanon der Kunst übernahmen, da fiel den Kritikern bisweilen nichts ein, als von Landschaften zu sprechen und diese explosiven Darstellungen eines aufgewühlten Seelenlebens als gefrorene Meere, trostlose Wüsten und ausbrechende Vulkane zu beschreiben.

Heute werden die schockierenden Bilder von damals nicht selten allein unter ästhetischen Aspekten betrachtet. So vertraut ist uns die Sprache der abstrakten Kunst, so angenehm auch, daß wir längst begonnen haben, überall nach deren Schönheit zu suchen; nicht zuletzt in der Natur. Die mehr als hundert Landschaftsbilder von Bernhard Edmaier, die in dem Bildband "Geo Art" gefrorene Meere, trostlose Wüsten und ausbrechende Vulkane zeigen, lassen sich deshalb auch ganz und gar ungegenständlich schildern. Es ringen Formen miteinander, kämpfen Linien gegen Flächen, ergießen sich Ströme von Farbe, blättern Schichtungen ab, lösen sich Konturen auf und reißen Texturen. Naturdarstellungen werden gleichsam zu Seelenlandschaften.

Bernhard Edmaier ist studierter Geologe und gelernter Fotograf. Seine ersten Bücher waren noch solch faßbaren Themen wie Vulkanen und Gletschern gewidmet, es waren Sachbücher von erregender Schönheit. Für "Geo Art" hat er die Schwerpunkte vertauscht. Nun steht die künstlerische Dimension im Vordergrund. Was er versucht, ist "die faszinierende Ästhetik einer dynamischen Erde zu visualisieren".

Dazu geht Edmaier in die Luft. Aus Hubschraubern und Flugzeugen heraus fotografiert er lotrecht auf die Welt, vorzugsweise dort, wo niemand lebt oder leben kann. So folgen in dem Band zerrissene Schollen im Packeis der gekräuselten Struktur von Lavafeldern, Dünen wie hingestreichelt im Nirgendwo der Wüste Namib auf die erodierten Sandsteinfelsen in Amerikas Südwesten: Beispiele all dies für Naturgewalten, die seit Anbeginn die Erde formen - Momentaufnahmen eines Gezeitenstroms, den man in Jahrzehnten messen muß, bisweilen in Jahrtausenden. Dennoch kann ein Landschaftsbuch nicht zeitgemäßer sein als dieses. Denn es ist mehr als die Bestandsaufnahme der letzten Wildnisse, es vermittelt zugleich ein Weltbild auch im übertragenen Sinn des Wortes.

Edmaiers Darstellung des vermeintlich Ewigen wird zur aktuellen Standortsuche unserer Zeit. Dabei berührt er Themen wie die vielbeklagte Vereinsamung in einer angeblich gefühlskalten Gesellschaft und die modische Entdeckung einer lebensbereichernden Langsamkeit. Er spielt mit der esoterischen Vorstellung von der spirituellen Energie bestimmter Orte - und er fragt nach dem möglichen Erkenntnisgewinn aus einer Verquickung von Poesie und Wissenschaft, wenn er in der "Abstraktheit der Strukturen, die Natur hervorbringen kann", Gesetzmäßigkeiten bloßlegt. Immer wieder kippen die Bilder zwischen aufgewühlter Emotion und nüchterner Dokumentation. Es ist ein doppeltes Spiel, das Edmaier meisterhaft beherrscht - und es ist wohl mehr als nur ein Reiz. Dahinter verbirgt sich eine Weltsicht des "Dennoch". Die Fotos besitzen meditative Qualitäten, verbreiten zugleich aber Unruhe. Sie zeugen von Lust und von Askese, von Schwere und Leichtigkeit, Nähe und Distanz, Leben - und Tod. Und auch das macht sie aktuell: Sie führen an die Nullpunkte der Welt, in Regionen, in denen der Betrachter glaubt, dem Gewicht der eigenen Geschichte entkommen zu können, zu Orten, an denen es keinen Verweis auf früher gibt, daß man meint, von dort aus müsse man unbeschwert Neues schaffen können - kurz: Man glaubt, dies müßten die Traumorte am Ende eines Jahrtausends sein.

Aber noch einmal kippt das Bild, denn natürlich ist den Aufnahmen auch zu entnehmen, daß die Geologie ihre eigene Geschichte hat, ihre eigenen Prozesse. Ständig wird die Oberfläche neu modelliert. Was wir sehen, sind keineswegs Momente von Ruhe, sondern ausnahmslos Landschaften im Umbruch. Die Schnellebigkeit unserer Zeit konterkariert Edmaier mit der Zeit geologischer Dimensionen. Und auch das ist ein Kommentar, denn er überführt damit die Zeit, die Welt und ihre Schönheit in die Beliebigkeit. Was bleibt, ist Sehnsucht.

Bernhard Edmaier: "Geo Art - Kunstwerk Erde". Verlag BLV, München 1998. 156 S., Abb., geb., 148,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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