Der Dorfplatz bildet das Zentrum dieses Romans. Um ihn herum liegen die wichtigsten Gebäude: Rathaus, Kirche und Schule - ein ideales Beobachtungsfeld also für die zwei Figuren, die die erzählte "Heimat" jedoch nicht betreten, um, verborgen vor den Augen der anderen, schärfer sehen, hören und in der Folge protokollieren zu können, was an diesem Ort vor sich geht.
Mit größter Lust an der Erprobung der unterschiedlichsten sprachlichen Möglichkeiten - und kaum einer verfügt über so viele wie er - fängt Jonke diesen schillernden Mikrokosmos ein, wechselt mühelos zwischen Protokoll und untergründiger Satire, zwischen penibler Auflistung von Regeln, die das Leben umstellen, und dem Insistieren auf der Kraft der Poesie: Mit deren Hilfe gelingt es immer wieder, sich auf das Hochseil zu schwingen, in die "raschelnde Luft". Was hier vermessen wird, könnte jedes Dorf sein, es ist immer auch unseres.
Mit größter Lust an der Erprobung der unterschiedlichsten sprachlichen Möglichkeiten - und kaum einer verfügt über so viele wie er - fängt Jonke diesen schillernden Mikrokosmos ein, wechselt mühelos zwischen Protokoll und untergründiger Satire, zwischen penibler Auflistung von Regeln, die das Leben umstellen, und dem Insistieren auf der Kraft der Poesie: Mit deren Hilfe gelingt es immer wieder, sich auf das Hochseil zu schwingen, in die "raschelnde Luft". Was hier vermessen wird, könnte jedes Dorf sein, es ist immer auch unseres.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Die Begeisterung, mit der andere Kritiker den neu herausgegebenen Roman von Gert Jonke begrüßten, kann Rezensent Jan Bürger "nicht nachvollziehen". Zu strukturlos kommt ihm das Buch daher, das, angeblich geometrischen Strukturen folgend, die Geschichte zweier Fremder erzählt, die nichts anderes vorhaben, als unbemerkt über einen Dorfplatz zu gehen. Im Gegensatz zu Gerhard Rühm, der "das Feld für den Geometrischen Heimatroman" bereits erfolgreich beackert hat, kann man in Jonkes Werk "beim besten Willen" kein Konzept finden, meint Bürger, das "auch vom Publikum" nachvollzogen werden kann. Der Autor sprengt die konventionelle Dramaturgie, konterkariert "alle Gewissheiten" und macht die Irritation zum "Selbstzweck". Dies alles - so urteilt der Rezensent - sei zwar Zeugnis für des Autors Lust, mit Erzähltechniken zu experimentieren, doch der Mangel an Logik und das "Durcheinander" des Heimatromans sei künstlerisch dadurch noch lange nicht zu rechtfertigen. Im Jahr 1969 - als das Buch zum ersten Mal erschien - konnte Jonke mit einem derartigen Stil noch "provozieren", heute bleibt dem Rezensenten "rätselhaft", was an diesem Buch "geometrisch sein soll".
© Perlentaucher Medien GmbH
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