20 Jahre nach dem Fall der Mauer lenkt dieser Band den Blick auf exakt die Werkgruppen, die Georg Baselitz in dieser Zeit geschaffen hat. Nicht zuletzt aufgrund der eigenen Biografie befasst sich Baselitz wie kein anderer Künstler seiner Generation mit der Geschichte der Deutschen: und zwar vor und nach 1945. Dass er unmittelbar vor und nach der Wende Schlüsselwerke zur deutschen Geschichte geschaffen hat, ist gewiss alles andere als zufällig. Im Sommer '89 stellt Baselitz wenige Wochen vor dem Mauerfall die 20-teilige Arbeit "'45" fertig. Dieses Hauptwerk zur deutschen Geschichte nimmt ein nicht nur in der Erinnerung des Künstlers prägendes Ereignis auf: die Zerstörung von Dresden und das in einer Feuerapotheose apokalyptisch aufleuchtende Ende des Zweiten Weltkrieges. Das in "'45" vorherrschende Motiv - eine Frau, die vor meist dunklem Hintergrund wie aus einem Fenster verstört in die Welt blickt - findet seinen Gegenpart in der 13-teiligen Serie der "Dresdner Frauen", die in der Hauptsache 1990, im Jahr der Vereinigung, entstanden sind. Es handelt sich dabei um eine Serie von gelb gefassten, grob behauenen monumentalen Holzskulpturen auf hohen Sockeln, die sowohl einzeln, vor allem aber als Gruppe gewaltigen Eindruck machen: eine Hommage an die nach Kriegsende (nicht nur in Dresden) beherzt zur Tat und zum Wiederaufbau schreitenden Trümmerfrauen. Die Damen tragen so poetische Titel wie 'Die Heide', 'Die Elbe', 'Besuch aus Prag', 'Giebel', 'Hanka', 'Der Soldat', 'Uta', 'Karla', 'Die Wendin', 'Die Lachende', 'Die Kranke aus Radebeul', 'Die Russin und Daneben Elster'. Ergänzt wird die Auswahl durch weitere Arbeiten mit Bezug zu Baselitz' sächsischer Heimat - 'Nachtessen in Dresden', 'The Bridge Ghost's Supper', 'Wermsdorfer Wald', 'Sandteichdamm' - und mit Bezug zu seinen künstlerischen Vorbildern - Ludwig Richter, Ferdinand von Rayski, Edvard Munch und die Künstler der 'Brücke'. Texte Georg Baselitz, Ulrich Bischoff (Gemäldegalerie Neue Meister), AndreasHenning (Gemäldegalerie Alte Meister), Eric Verhagen, Erich Franz (Westfälisches Landesmuseum Münster) sowie eine kommentierte Biografie von Detlef Gretenkort.