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Dr. Georg Heim (1865-1938) war einer der populärsten Politiker der Prinzregentenzeit und der Weimarer Republik. Fast 40 Jahre lang bestimmte er maßgeblich die bayerische und die Reichspolitik mit: als Abgeordneter, Agrar- und Sozialpolitiker, Genossenschaftler, Journalist und Parteiengründer. Er war ebenso streitbar wie umstritten, geliebt wie gehasst. Doch was war der "Bauerndoktor" wirklich? Populär oder nur Populist? Querdenker oder Querulant? Föderalist oder Separatist? Überzeugter Demokrat oder gewissenloser Demagoge? Mit Sicherheit war er als "ungekrönter König" eine der interessantesten…mehr

Produktbeschreibung
Dr. Georg Heim (1865-1938) war einer der populärsten Politiker der Prinzregentenzeit und der Weimarer Republik. Fast 40 Jahre lang bestimmte er maßgeblich die bayerische und die Reichspolitik mit: als Abgeordneter, Agrar- und Sozialpolitiker, Genossenschaftler, Journalist und Parteiengründer. Er war ebenso streitbar wie umstritten, geliebt wie gehasst. Doch was war der "Bauerndoktor" wirklich? Populär oder nur Populist? Querdenker oder Querulant? Föderalist oder Separatist? Überzeugter Demokrat oder gewissenloser Demagoge? Mit Sicherheit war er als "ungekrönter König" eine der interessantesten und spannendsten Persönlichkeiten der neueren bayerischen Geschichte
Autorenporträt
Alfred Wolfsteiner, Dipl.-Bibliothekar (FH), geb. 1954, ist Leiter der Stadtbibliothek Schwandorf und Verfasser von zahlreichen Büchern und Aufsätzen zur Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Oberpfalz
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.09.2014

Bayerns ungekrönter König
Vor 150 Jahren wurde der Kraftpolitiker Georg Heim geboren
Regensburg – Der Politiker Georg Heim (1865-1938) hat den Beinamen „Bauerndoktor“ geführt, auf den er zeit seines Lebens sehr stolz war. Aber nicht nur dieses Attribut hat ihn zu einer der interessantesten Persönlichkeiten der jüngeren bayerischen Geschichte gemacht. Manche Historiker nennen Heim gar Bayerns „ungekrönten König“, was angesichts seiner Popularität zu Lebzeiten keineswegs zu hoch gegriffen ist. Zweifellos war er eine herausragende Leitfigur der Prinzregentenzeit und der hochnervösen Weimarer Republik.
  Umso verwunderlicher ist es, dass die einzige ernsthafte Biografie schon mehr als 50 Jahre alt ist. Zu Heims 150. Geburtstag, der demnächst gefeiert wird, ist nun wenigstens ein kleiner Band erschienen, der sich um eine überfällige Einordnung des Abgeordneten und Bauernführers bemüht. Denn Heims Positionen sind trotz seines Ruhms nicht restlos geklärt, gerade mit Blick auf seine Haltung zum Nationalsozialismus und zum Antisemitismus. Der Leiter der Stadtbibliothek Schwandorf, Alfred Wolfsteiner, hat mit seinem Band eine neue Grundlage für die Bewertung dieses Mannes geschaffen, der es angesichts seines gewaltigen Lebenswerks nicht verdient, mit manch offener Frage einfach im Dunkel der Geschichte zu verschwinden.
  Wolfsteiners Büchlein bestätigt einmal mehr, dass es Kraftnaturen wie Heim im Weichspülmodus der heutigen Politikmaschinerie nicht mehr gibt. Ähnlich solitäre Karrieren sind unter dem heutigen Schirm Europas nicht mehr möglich. Heim wirkte als Abgeordneter, als Agrar- und Sozialpolitiker, als Genossenschaftler, Journalist und Parteiengründer mit energischer Hand, die zunächst von keinem Apparat gebremst wurde. Anfangs in der christlichen Arbeiterbewegung aktiv, gründete der gelernte Lehrer 1898 den Bayerischen christlichen Bauernverein und die landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft. Von 1897 bis 1911 war er Landtagsabgeordneter und von 1898 bis 1912 Reichstagsabgeordneter des Zentrums. Seine Popularität verdankte er seinem Redetalent, mit dem er das Landvolk hinter sich scharte. Er war der geborene Bauernführer. Von seinem Parlamentskollegen Stadtpfarrer Leeb von Altötting wissen wir, dass es im Landtag ständig geschäftig herging. Ganz still sei es nur gewesen, wenn Dr. Heim sprach.
  Welch verblüffenden Weitblick Heim besaß, zeigt die Prophezeiung, die er kurz vor seinem Tod seinem Mitstreiter Alois Hundhammer mitteilte. „Die Nazi werden einen Krieg anfangen, den sie verlieren. Dann werdet ihr in Deutschland in den einzelnen Ländern wohl eine Generation lang getrennt marschieren müssen, bis wieder die Möglichkeit einer Vereinigung steht.“
  Über Heims sozialen und politischen Leistungen schwebt jedoch der Schatten des Antisemitismus, weshalb die Urteile über ihn schwanken. Als Wortführer der bäuerlichen Zentrumswähler verfolgte er eine „strikt antisemitische Linie mit kleinbürgerlichem Charakter“, schreibt Wolfsteiner. Die drohende Diktatur der Nazis suchte der Monarchist Heim zu verhindern, indem er zusammen mit anderen die Rückkehr Bayerns zum Königtum anstrebte. Doch es war zu spät. Die Nationalsozialisten bekämpften ihn hart und setzten ihn schließlich ins politische Abseits. Heim, der keinen politischen Gegner gefürchtet hatte, verschwand in seinen letzten Jahren von der öffentlichen Bühne. In Aschaffenburg, Auerbach, Bad Kissingen, Landshut, Pocking und Wunsiedel sind Straßen nach ihm benannt.
HANS KRATZER
Alfred Wolfsteiner: Georg Heim – Bauerngeneral und Genossenschaftler, Verlag Friedrich Pustet, 144 Seiten, 12,95 Euro.  
Im Landtag ging es damals stets
sehr laut her. Ganz still war es nur,
wenn Dr. Heim sprach
Georg Heim, wortstarker Bauernführer und Gründer der Bayerischen Volkspartei (BVP, 1918).
Foto: SZ-Photo/Scherl
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