Nach der Machtergreifung Hitlers geht der 1893 geborene Maler, Graphiker und Satiriker Georg Grosz ins amerikanische Exil. Seine erste Station ist New York, eine Metropole, die für viele Exulanten zur Heimat in der Fremde wird. Grosz fertigt eine Vielzahl von Skizzenblättern an, in denen die Vertreibung der künstlerischen Avantgarde noch keinen Niederschlag findet. Die Zeichnungen und Aquarelle zeigen vielmehr den scharfen Beobachter und Stadtmenschen. Der Schmelztiegel New York und Georg Grosz das passt hervorragend zusammen! In diesem Buch werden Georg Groszs Skizzen erstmals im Zusammenhang präsentiert ergänzt um autobiographische Texte.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2008Bild und Stadt
Auf zehn Bände hat es die seit acht Jahren erscheinende Buchreihe "akte exil" gebracht. Aber Interesse für die Werke jener deutschen Künstler, die vor den Nationalsozialisten geflohen waren, so schreibt Herausgeber Hermann Haarmann, könne man heute offensichtlich nicht mehr erwarten. Deshalb wird die Reihe jetzt beendet, allerdings mit einem Paukenschlag: der Faksimilierung der Skizzenbücher, die George Grosz von November 1933 bis Ende 1934 in New York geführt hat - insgesamt mehr als dreihundert Oktavheftseiten, die da, wo es vom Motiv her notwendig ist, auch als Doppelseiten reproduziert werden. Ergänzt wird der Abdruck durch knappe Auszüge aus zeitgenössischen Briefen und späteren Erinnerungen von Grosz, die Auskunft über die Eingewöhnung in den Vereinigten Staaten geben. Dorthin gereist war er schon im Januar 1933, noch bevor Hitler die Macht übernahm; seine Familie konnte Ende des Jahres nachreisen. Amerikabegeistert war der Maler auch vorher gewesen, und Ruhm genoss er in Übersee auch, also bestanden beste Startbedingungen, das Leben aber empfand er durchaus als zwiespältig. Die Großstadt faszinierte ihn, denn sie war ja auch in Berlin sein Hauptthema gewesen, doch eine Wohnung nahm er außerhalb, auf Long Island. Und so sind sowohl das metropolitane als auch das ländliche Amerika in seinen Skizzen präsent: sonnenbestrahlte Hochhäuser neben schneebedeckten Holzhütten. Doch vor allem schlägt sich die Liebe für Details nieder, für Kleidungsstücke, Leuchtreklamen und Konsumartikel. Einmal grinst auch die unsägliche Micky Maus ins Bild; es sei Grosz nachgesehen: Donald Duck war 1934 noch kein Star. (George Grosz: "Skizzenbücher New York 1934". akte exil, Bd. 10. Hrsg. von Hermann Haarmann. B&S Siebenhaar Verlag, Berlin 2007. 301 S., Abb., geb., 29,80 [Euro].) apl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf zehn Bände hat es die seit acht Jahren erscheinende Buchreihe "akte exil" gebracht. Aber Interesse für die Werke jener deutschen Künstler, die vor den Nationalsozialisten geflohen waren, so schreibt Herausgeber Hermann Haarmann, könne man heute offensichtlich nicht mehr erwarten. Deshalb wird die Reihe jetzt beendet, allerdings mit einem Paukenschlag: der Faksimilierung der Skizzenbücher, die George Grosz von November 1933 bis Ende 1934 in New York geführt hat - insgesamt mehr als dreihundert Oktavheftseiten, die da, wo es vom Motiv her notwendig ist, auch als Doppelseiten reproduziert werden. Ergänzt wird der Abdruck durch knappe Auszüge aus zeitgenössischen Briefen und späteren Erinnerungen von Grosz, die Auskunft über die Eingewöhnung in den Vereinigten Staaten geben. Dorthin gereist war er schon im Januar 1933, noch bevor Hitler die Macht übernahm; seine Familie konnte Ende des Jahres nachreisen. Amerikabegeistert war der Maler auch vorher gewesen, und Ruhm genoss er in Übersee auch, also bestanden beste Startbedingungen, das Leben aber empfand er durchaus als zwiespältig. Die Großstadt faszinierte ihn, denn sie war ja auch in Berlin sein Hauptthema gewesen, doch eine Wohnung nahm er außerhalb, auf Long Island. Und so sind sowohl das metropolitane als auch das ländliche Amerika in seinen Skizzen präsent: sonnenbestrahlte Hochhäuser neben schneebedeckten Holzhütten. Doch vor allem schlägt sich die Liebe für Details nieder, für Kleidungsstücke, Leuchtreklamen und Konsumartikel. Einmal grinst auch die unsägliche Micky Maus ins Bild; es sei Grosz nachgesehen: Donald Duck war 1934 noch kein Star. (George Grosz: "Skizzenbücher New York 1934". akte exil, Bd. 10. Hrsg. von Hermann Haarmann. B&S Siebenhaar Verlag, Berlin 2007. 301 S., Abb., geb., 29,80 [Euro].) apl
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