Der belgische Bildhauer und Zeichner George Minne (1866-1941) wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als einer der bedeutendsten Vertreter der neuen Skulptur angesehen und vielfach in einem Atemzug mit Rodin und Maillol genannt. Nachdem er zeitweise in der kunsthistorischen Forschung zu einer, laut Edouard Beaucamp, "esoterischen Randfigur" der Skulpturgeschichte verkümmerte, sieht man heute zu Recht in ihm einen der bedeutendsten Vertreter der Skulptur des Symbolismus bzw. Jugendstils. Gleichzeitig wandte er sich dem Monumentalen und Tektonischen zu, strebte er nach einer neuen Ikonographie in der Skulptur. Dadurch kam es nach 1900 vor allem im deutschsprachigen Raum zu wesentlichen künstlerischen Impulsen, und Minne avancierte durch Mythifizierung seines Künstlertums zeitweilig zu einer Kultfigur in kulturreformerischen Kreisen. Die erste Phase seines internationalen Erfolges, dessen Hintergründe und wirkliches Erbe insbesondere in Deutschland werden hier erstmals wissenschaftlich untersucht und in einen europäischen Kontext, insbesondere in Bezug auf Wien, eingebettet. Mit Henry van de Velde als Vermittlerfigur und Julius Meier-Graefe, Harry Graf Kessler oder Karl Ernst Osthaus als ersten Unterstützern fiel sein Werk in der Atmosphäre der Kulturreform und der Öffnung des Bürgertums zur Moderne auf fruchtbaren Boden. Galerien wie Cassirer in Berlin oder Arnold in Dresden nahmen ihn in ihr Portfolio auf. Zudem sind Minnes Vita, Persönlichkeit und Werk sowie deren Rezeption so eng miteinander verwoben, dass es sinnvoll erscheint, diese in der Darstellung zu verknüpfen. Künstlerische Impulse insbesondere für den Frühexpressionismus werden schließlich anhand ausgewählter Beispiele dargelegt. Die vorliegende Arbeit enthält ein rezeptionsgeschichtliches Werkverzeichnis der Periode von 1886 bis zum Ersten Weltkrieg.
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