Georges (Nouvelle édition) / par Alexandre Dumas Date de l'édition originale: 1860 Le présent ouvrage s'inscrit dans une politique de conservation patrimoniale des ouvrages de la littérature Française mise en place avec la BNF. HACHETTE LIVRE et la BNF proposent ainsi un catalogue de titres indisponibles, la BNF ayant numérisé ces oeuvres et HACHETTE LIVRE les imprimant à la demande. Certains de ces ouvrages reflètent des courants de pensée caractéristiques de leur époque, mais qui seraient aujourd'hui jugés condamnables. Ils n'en appartiennent pas moins à l'histoire des idées en France et sont susceptibles de présenter un intérêt scientifique ou historique. Le sens de notre démarche éditoriale consiste ainsi à permettre l'accès à ces oeuvres sans pour autant que nous en cautionnions en aucune façon le contenu. Pour plus d'informations, rendez-vous sur www.hachettebnf.fr
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2021Befreite Abenteurer
Der Roman "Georges" von Alexandre Dumas
Nicht die heute vergötterten Romane von Stendhal, Balzac, Flaubert, Zola, Hugo oder Sand waren die größten Publikumserfolge der französischen Literatur im neunzehnten Jahrhundert, wie es ja auch in der deutschsprachigen nicht die von Goethe, Jean Paul, Gottfried Keller oder Fontane gewesen sind, sondern die von Karl May. Das französische Pendant dazu, auch im Hinblick auf den Umfang seines Werks, ist Alexandre Dumas, der jedoch ein weitaus größeres internationales Renommee als May für sich in Anspruch nehmen darf: Sein "Graf von Monte Christo" und "Die drei Musketiere" zählen zu den berühmtesten Romanen der Welt, was man von "Winnetou" nicht behaupten kann. Aber eben auch nicht vom Großteil des Schaffens von Dumas.
Der dreizehnte Roman des 1802 geborenen Schriftstellers erschien 1843, also im Jahr vor seinen beiden Riesenerfolgen, und hieß einfach nur "Georges". Er ist mit exotischem Schauplatz (der Insel Mauritius) und dramatischer Liebesgeschichte ein Musterbeispiel für die von Chateaubriand populär gemachte französische literarische Romantik. Aber zugleich war "Georges" ein Bekenntnisroman: zur Rassengleichheit. Dumas war der Sohn eines in Frankreich zu militärischem Ruhm aufgestiegenen Mannes, der aus der Karibik stammte und dort der Verbindung eines weißen Kolonialherren mit einer Sklavin entsprungen war - Dumas hatte also eine schwarze Großmutter, und sein Familienname war deren Sklavenname. Im vom revolutionären Egalité-Ideal geprägten Kaiserreich geriet ihm das als Kind nicht zum Nachteil, obwohl Napoleon die 1794 abgeschaffte Sklaverei im Geburtsjahr von Dumas wieder zugelassen hatte.
Aber Dumas wusste um den Spott, den sein jung, nämlich schon 1806 mit 44 Jahren gestorbener Vater in feiner Gesellschaft hatte erdulden müssen, und er siedelte "Georges" auf einem Schauplatz an, der noch weniger geeignet war, weißen Dünkel überwunden zu haben: Auf Mauritius, bis 1810 französischer, seitdem britischer Besitz, wurde Zuckerrohr angebaut, vor allem von aus Ostafrika hierher verschleppten Sklaven. Der Titelheld ist der Sohn eines Plantagenbesitzers, der wie Dumas' Vater multiethnischer Herkunft war. 1824 kehrt Georges nach fast anderthalb Jahrzehnten in Europa, wo er sich als Soldat bewährt hat, auf seine Heimatinsel zurück, fest gewillt, sich für die als Kind erfahrene Verachtung an der immer noch präsenten alten französischen Herrschaftsklasse zu rächen: "Ich bin hierher gekommen, um mein Schicksal zu erfüllen. Ich muss bis zu Ende gehen. Ich habe ein Vorurteil zu bekämpfen. Entweder muss das Vorurteil mich zerschmettern, oder ich muss es töten." Die Sklaven der familieneigenen Pflanzung werden freigelassen, ein Aufstand wird angezettelt. Daneben macht der farbige Georges durch Edel- und politischen Mut einem arroganten Herrenmenschen die Braut abspenstig. Mehr als "Black Lives Matter" gilt hier "Black Love Matters".
Kolportage, Revanche, Ranküne - das alles sollte Dumas im "Grafen von Monte Christo", dessen Stoff auch auf eine Erfahrung seines Vaters zurückging, kurz danach dermaßen zur Vollendung bringen, dass "Georges" später vergessen wurde. Dabei gab es im Lauf des neunzehnten Jahrhunderts einige Übersetzungen des Romans, 1890 auch eine deutsche. Sie ist jetzt für die erste Neuausgabe des Buchs seit damals wiederverwendet worden - samt damals gängigen, aber heute heiklen Begriffen wie "Neger". Ein etwas redundantes, aber ausführliches Vorwort des Herausgebers Peter Hillebrand begründet diese Entscheidung, wenn sie auch verschweigt, dass es natürlich einen weiteren guten Grund dafür gibt: Ein Kleinverlag wie der von Hillebrand kann eine Neuübersetzung nur schwer finanzieren. Dafür ist diese Neuausgabe auch spottbillig.
Verdienstvoll ist die Publikation allemal, wenn auch mehr aus kultur- und literaturgeschichtlichen Gründen als aus rein ästhetischen. Aber "Georges" - dessen Titelfigur im Text der Ausgabe von 1890 ebenso konsequent zu "Georg" verdeutscht wurde wie die Namen einiger anderer Akteure, was nun aber wieder korrigiert ist - liest sich mit kaum zweihundert Seiten flott, und manchmal kann es gerade zur Würdigung großer Literatur auch hilfreich sein, sich dessen zu versichern, was auch kleine für Qualitäten zu bieten hat. In diesem Fall Spannung und Emphase. Unserer Sympathie kann ein Buch wie "Georges" sicher sein.
ANDREAS PLATTHAUS
Alexandre Dumas: "Georges". Roman.
Aus dem Französischen von Friedrich Ramhorst. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Peter Hillebrand. Comino Verlag, Berlin 2020. 224 S., br., 9,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Roman "Georges" von Alexandre Dumas
Nicht die heute vergötterten Romane von Stendhal, Balzac, Flaubert, Zola, Hugo oder Sand waren die größten Publikumserfolge der französischen Literatur im neunzehnten Jahrhundert, wie es ja auch in der deutschsprachigen nicht die von Goethe, Jean Paul, Gottfried Keller oder Fontane gewesen sind, sondern die von Karl May. Das französische Pendant dazu, auch im Hinblick auf den Umfang seines Werks, ist Alexandre Dumas, der jedoch ein weitaus größeres internationales Renommee als May für sich in Anspruch nehmen darf: Sein "Graf von Monte Christo" und "Die drei Musketiere" zählen zu den berühmtesten Romanen der Welt, was man von "Winnetou" nicht behaupten kann. Aber eben auch nicht vom Großteil des Schaffens von Dumas.
Der dreizehnte Roman des 1802 geborenen Schriftstellers erschien 1843, also im Jahr vor seinen beiden Riesenerfolgen, und hieß einfach nur "Georges". Er ist mit exotischem Schauplatz (der Insel Mauritius) und dramatischer Liebesgeschichte ein Musterbeispiel für die von Chateaubriand populär gemachte französische literarische Romantik. Aber zugleich war "Georges" ein Bekenntnisroman: zur Rassengleichheit. Dumas war der Sohn eines in Frankreich zu militärischem Ruhm aufgestiegenen Mannes, der aus der Karibik stammte und dort der Verbindung eines weißen Kolonialherren mit einer Sklavin entsprungen war - Dumas hatte also eine schwarze Großmutter, und sein Familienname war deren Sklavenname. Im vom revolutionären Egalité-Ideal geprägten Kaiserreich geriet ihm das als Kind nicht zum Nachteil, obwohl Napoleon die 1794 abgeschaffte Sklaverei im Geburtsjahr von Dumas wieder zugelassen hatte.
Aber Dumas wusste um den Spott, den sein jung, nämlich schon 1806 mit 44 Jahren gestorbener Vater in feiner Gesellschaft hatte erdulden müssen, und er siedelte "Georges" auf einem Schauplatz an, der noch weniger geeignet war, weißen Dünkel überwunden zu haben: Auf Mauritius, bis 1810 französischer, seitdem britischer Besitz, wurde Zuckerrohr angebaut, vor allem von aus Ostafrika hierher verschleppten Sklaven. Der Titelheld ist der Sohn eines Plantagenbesitzers, der wie Dumas' Vater multiethnischer Herkunft war. 1824 kehrt Georges nach fast anderthalb Jahrzehnten in Europa, wo er sich als Soldat bewährt hat, auf seine Heimatinsel zurück, fest gewillt, sich für die als Kind erfahrene Verachtung an der immer noch präsenten alten französischen Herrschaftsklasse zu rächen: "Ich bin hierher gekommen, um mein Schicksal zu erfüllen. Ich muss bis zu Ende gehen. Ich habe ein Vorurteil zu bekämpfen. Entweder muss das Vorurteil mich zerschmettern, oder ich muss es töten." Die Sklaven der familieneigenen Pflanzung werden freigelassen, ein Aufstand wird angezettelt. Daneben macht der farbige Georges durch Edel- und politischen Mut einem arroganten Herrenmenschen die Braut abspenstig. Mehr als "Black Lives Matter" gilt hier "Black Love Matters".
Kolportage, Revanche, Ranküne - das alles sollte Dumas im "Grafen von Monte Christo", dessen Stoff auch auf eine Erfahrung seines Vaters zurückging, kurz danach dermaßen zur Vollendung bringen, dass "Georges" später vergessen wurde. Dabei gab es im Lauf des neunzehnten Jahrhunderts einige Übersetzungen des Romans, 1890 auch eine deutsche. Sie ist jetzt für die erste Neuausgabe des Buchs seit damals wiederverwendet worden - samt damals gängigen, aber heute heiklen Begriffen wie "Neger". Ein etwas redundantes, aber ausführliches Vorwort des Herausgebers Peter Hillebrand begründet diese Entscheidung, wenn sie auch verschweigt, dass es natürlich einen weiteren guten Grund dafür gibt: Ein Kleinverlag wie der von Hillebrand kann eine Neuübersetzung nur schwer finanzieren. Dafür ist diese Neuausgabe auch spottbillig.
Verdienstvoll ist die Publikation allemal, wenn auch mehr aus kultur- und literaturgeschichtlichen Gründen als aus rein ästhetischen. Aber "Georges" - dessen Titelfigur im Text der Ausgabe von 1890 ebenso konsequent zu "Georg" verdeutscht wurde wie die Namen einiger anderer Akteure, was nun aber wieder korrigiert ist - liest sich mit kaum zweihundert Seiten flott, und manchmal kann es gerade zur Würdigung großer Literatur auch hilfreich sein, sich dessen zu versichern, was auch kleine für Qualitäten zu bieten hat. In diesem Fall Spannung und Emphase. Unserer Sympathie kann ein Buch wie "Georges" sicher sein.
ANDREAS PLATTHAUS
Alexandre Dumas: "Georges". Roman.
Aus dem Französischen von Friedrich Ramhorst. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Peter Hillebrand. Comino Verlag, Berlin 2020. 224 S., br., 9,90 [Euro].
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