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Heute gekauft, morgen entsorgtOb Drucker, Mobiltelefon oder TV-Gerät - fast jeder von uns hat es schon erlebt, dass Produkte bereits kurz nach Ablauf der Garantie reif für den Müll sind. Eine Reparatur lohnt sich nicht oder ist gar nicht erst möglich. Kalkuliert und absichtlich sorgen die Hersteller dafür, dass ihre Produkte frühzeitig kaputt gehen, damit wir Verbraucher mehr konsumieren. Geplanter Verschleiß nennt sich dieses Massenphänomen, das sinnlose Müllberge produziert, enorme Ressourcen verschlingt und jeden Verbraucher etwa 110 Euro pro Monat kostet. Christian Kreiß setzt sich als…mehr

Produktbeschreibung
Heute gekauft, morgen entsorgtOb Drucker, Mobiltelefon oder TV-Gerät - fast jeder von uns hat es schon erlebt, dass Produkte bereits kurz nach Ablauf der Garantie reif für den Müll sind. Eine Reparatur lohnt sich nicht oder ist gar nicht erst möglich. Kalkuliert und absichtlich sorgen die Hersteller dafür, dass ihre Produkte frühzeitig kaputt gehen, damit wir Verbraucher mehr konsumieren. Geplanter Verschleiß nennt sich dieses Massenphänomen, das sinnlose Müllberge produziert, enorme Ressourcen verschlingt und jeden Verbraucher etwa 110 Euro pro Monat kostet. Christian Kreiß setzt sich als erster Wissenschaftler systematisch mit der geplanten Verringerung der Produktlebenszeit auseinander und beweist: Weltweit arbeiten große Konzerne mit dieser Absatzstrategie. Geplanter Verschleiß ist tief in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem verankert und nur einer der Tricks von Großkonzernen, die im Dienste der Gewinnmaximierung für ihre Aktionäre Verbrauchertäuschung und Kundenbetrug in Kauf nehmen. Wenn wir das Phänomen an seiner Wurzel angehen wollen, müssen wir an tiefen gesellschaftlichen Fragen rütteln.Die Überwindung von geplantem Verschleiß und anderen Arten unnötiger Arbeit öffnet uns als Gesellschaft ungeahnte Freiheiten: Ohne nennenswerte Einbuße von materiellem Wohlstand müssten wir höchstens halb so viel arbeiten wie heute.
Autorenporträt
Prof. Dr. Christian Kreiß, Jahrgang 1962, studierte Volkswirtschaftslehre in München. Nach neun Jahren Berufstätigkeit als Banker in verschiedenen Geschäftsbanken, davon sieben Jahren als Investmentbanker, unterrichtet er seit 2002 als Professor an der Hochschule Aalen Finanzierung und Wirtschaftspolitik. Im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen erstellte er gemeinsam mit Stefan Schridde die erste wissenschaftliche Studie zur geplanten Obsoleszenz. Kreiß ist ein gefragter Vortragsredner und gibt regelmäßig Rundfunk- und Fernsehinterviews zur aktuellen Finanzkrise, geplantem Verschleiß und Wegen in eine menschengerechte Wirtschaft. Weitere Informationen unter www.menschengerechtewirtschaft.de.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.09.2014

Kaum gekauft,
schon kaputt
Christian Kreiß über die geplante
Kurzlebigkeit von Industriegütern
Wer kenne das nicht, fragt der Autor am Anfang des Buches: „Kurz nach Ablauf der Gewährleistungspflicht eines Produkts geht es kaputt.“ Die Botschaft der Wer-kennt-das-nicht-Frage: Wir können zwar nicht beweisen, ob Absicht dahintersteckt, aber ich und du, lieber Leser, wir wissen es, weil wir es beide schon erlebt haben. Ziemlich clever dieser erste Satz, der Leser hängt gleich am Haken. Aber was ist wirklich dran an der These, dass Hersteller ihre Produkte so konstruieren, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputtgehen?
  Mit dieser Frage beschäftigt sich Christian Kreiß in seinem Buch „Geplanter Verschleiß“. Der verschwörerische Untertitel: „Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt und wie wir uns dagegen wehren können“. Letzteres schildert Kreiß auf elf Seiten, auf den übrigen 190 Seiten breitet er seine These vom systematischen Betrug der Großkonzerne am Verbraucher aus – führt dafür aber kaum Beweise an. Immer wieder nennt er das 1924 aufgedeckte Kartell führender Glühlampenhersteller, die gemeinschaftlich die Lebensdauer ihrer Birnen auf 1000 Stunden begrenzt hatten. Beispiele aus der Gegenwart sind hingegen rar. Eines ist die Theorie, Apple verlangsame seine Smartphones und Tablets künstlich, um die Kunden zum Kauf der besseren Nachfolgegeräte zu animieren.
  Dass das Buch kaum Stichhaltiges liefert, liegt dem Autor zufolge daran, dass geplanter Verschleiß „sehr schwierig“ nachzuweisen sei, „da die Planungsunterlagen zu Produktentwicklungen interne Betriebsgeheimnisse sind“. Weil es Kreiß bei seiner Recherche offensichtlich nicht gelungen ist, an solche geheimen Unterlagen zu gelangen, muss er einräumen, „bestenfalls einigermaßen plausible Schätzungen abgeben“ zu können. Entsprechend wackelig ist seine auf Annahmen gestützte Rechnung, frühzeitiger Produkttod koste jeden Deutschen im Monat 110 Euro.
  Statt Beweise zu liefern, nennt Kreiß umso mehr Gründe für seine Theorien. Die erwartbare Hauptursache: Der Profit sei den Konzernen wichtiger als das Wohl des Konsumenten. So gesehen, ist Kreiß’ Lösungsvorschlag nur konsequent: Ein neues Wirtschaftssystem ohne Wachstums- und Renditezwang müsse her. Die Frage, wie sich der Einzelne gegen den geplanten Verschleiß der Industrie wehren könne, beantwortet der Autor mit einer Handvoll Tipps: So sollten die Leute mehr teilen und tauschen und überhaupt genügsamer sein.
  Den Einwand, eine Gesellschaft, in der alles billig sein muss, trage Mitschuld an der Kurzlebigkeit mancher Produkte, lässt Christian Kreiß übrigens nicht gelten. Er müsste sonst zugeben, dass die Hersteller nicht nur tricksen, weil sie es so wollen – sondern auch, weil der Verbraucher andere Prioritäten hat.
ANDREAS GLAS
Christian Kreiß: Geplanter Verschleiß. Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt und wie wir uns dagegen wehren können. Europa Verlag, 2014. 240 Seiten, 18.99 Euro.
Die Lösung: mehr teilen,
mehr tauschen und
überhaupt genügsamer sein
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