Welche Form von Kritik verbirgt sich in den von französischen Comic-Avantgardisten zerschnittenen und neu zusammengesetzten "Tim und Struppi"-Alben oder pornografischen südafrikanischen Undergroundcomics? Was erzählt Marjane Satrapi, jenseits der Geschichte einer Flucht vor den repressiven Strukturen im Iran, in den Zwischenräumen und Brüchen ihrer gefeierten Arbeit "Persepolis"? Und welche Strategie verfolgt Joann Sfar, wenn er in einem Comic über antisemitische Gesellschaftsstrukturen seine Figuren nach antisemitischen Stereotypen zeichnet? Fragen dieser Art nähert sich die Untersuchung "Gerahmter Diskurs" an und arbeitet heraus, wie in aktuellen Independent-Comics Inhalt und Ästhetik miteinander korrespondieren und dabei eine Form von Gesellschaftsanalyse wie auch -kritik formulieren. Im Mittelpunkt stehen die Brüche, Leerstellen und Panelzwischenräume im Comic als Orte der Selbstreflexion des Abgebildeten. Diese spezifische Form der Selbstreflexivität, das permanente Hinterfragen der erzählten politischen Inhalte, das Spiel mit Klischees, Stereotypen und Wiederholungen, zeichnet die in "Gerahmter Diskurs" behandelten Comics aus. Drei Themenkomplexe, die in Autorencomics der letzten Jahre immer wieder eine zentrale Rolle gespielt haben, rücken dabei in den Blick: Rassismus, Krankheit und Religion. Themen, die stark mit von der Gesellschaft produzierten Bildern verbunden sind, zu denen sich das Bildmedium Comic zu verhalten hat.Es werden Arbeiten von in Deutschland weitestgehend unbekannten Gruppen wie dem südafrikanischen Bitterkomix-Kollektiv oder den unter dem Namen OuBaPo (Ouvroir de Bande dessinée Potentielle) arbeitenden französischen ZeichnerInnen untersucht, aber auch Werke von kanonisierten KünstlerInnen aus dem Bereich des Autorencomics wie Marjane Satrapi, Charles Burns, Art Spiegelman, Julie Doucet, David B. oder Joann Sfar.