In der Person Scharnhorsts begegnet uns eine herausragende Persönlichkeit der preußisch-deutschen Geschichte. Wenn diese auch aus heutiger Sicht in der öffentlichen Wahrnehmung bei weitem nicht so präsent ist, wie die seines Schülers Clausewitz, so hat sein großartiges Reformwerk doch deutliche Spuren in unserer Geschichte hinterlassen. In der hier vorgestellten Arbeit zeichnet der Verfasser nicht nur das Werden und die unmittelbare Wirkung des Reformers Scharnhorsts nach. Der besondere Reiz des Buches liegt darin, daß sich sein Autor sehr eingehend mit der Rezeption des Reformers im 19. Jahrhundert auseinandersetzt und auch im vergangenen 20. Jahrhundert den Spuren von Scharnhorsts Erbe nachgeht. Für den Verlauf der preußisch-deutschen Geschichte mag es von besonderer Tragik gewesen sein, daß Scharnhorst in den Jahren, die unmittelbar auf die Befreiungskriege folgten, weder dem zögerlichen und mißtrauischen preußischen König noch dem innenpolitisch zunehmend geschwächten Staatskanzler Hardenberg zur Seite stehen konnte. Scharnhorst genoß das Vertrauen beider Personen. In Preußen kennzeichnete das Ringen um die Kontrolle über die bewaffnete Macht die innenpolitischen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts. Diese Kontrolle lag bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in der Hand des preußischen Königs und deutschen Kaisers. Das Ringen setzte sich in den ersten, unsicheren Jahren der Weimarer Republik zwischen Parlament, Reichswehrministerium und dem Chef der Heeresleitung fort. Mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler begann der Weg in die Diktatur, der in den Zweiten Weltkrieg mit seinen schrecklichen Folgen einmündete.