Nineteenth-century studies of the Orient changed European ideas and cultural institutions in more ways than we usually recognize. 'Orientalism' certainly contributed to European empire-building, but it also helped to destroy a narrow Christian-classical canon. This carefully researched book provides the first synthetic and contextualized study of German Orientalistik, a subject of special interest because German scholars were the pacesetters in oriental studies between about 1830 and 1930, despite entering the colonial race late and exiting it early. The book suggests that we must take seriously German orientalism's origins in Renaissance philology and early modern biblical exegesis and appreciate its modern development in the context of nineteenth- and early twentieth-century debates about religion and the Bible, classical schooling, and Germanic origins. In ranging across the subdisciplines of Orientalistik, German Orientalism in the Age of Empire introduces readers to a host of iconoclastic characters and forgotten debates, seeking to demonstrate both the richness of this intriguing field and its indebtedness to the cultural world in which it evolved.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2010Deutscher Orient
In seinem Buch "Orientalism" bezichtigte Edward Said die im frühen neunzehnten Jahrhundert entstandene wissenschaftliche Orientalistik, Klischees zu pflegen und eine rassistische Haltung gegenüber Gesellschaften und Kulturen im Nahen und Fernen Osten einzunehmen (F.A.Z. vom 28. September 2009). Dies wiederum habe, so Said, imperialistischen Politikern zur Rechtfertigung von Interventionen im Orient gedient. Said fokussierte sich in seiner Studie nahezu ausschließlich auf die französischen und englischen Orientwissenschaften und deren enge Verbindung zum imperialen Projekt. Mit deutschen Vertretern setzte er sich hingegen nicht auseinander, weil sie, wie er behauptete, lediglich die Ansätze ihrer Kollegen aus Oxford, Cambridge und Paris verfeinert und ausdifferenziert hätten. Schon bald nach der Veröffentlichung von "Orientalism" Ende der siebziger Jahre regte sich Kritik an dieser These. Seither ist eine Reihe von Untersuchungen erschienen, die verschiedene Bereiche der deutschen Orientalistik, etwa die Indologie, im Zeitalter des Imperialismus unter die Lupe nahmen. Suzanne Marchand hat nun die bisher umfassendste, inhaltlich anregendste und methodisch reflektierteste Studie in diesem Feld vorgelegt. Auf bestechend dichter Quellengrundlage und in kritischer Auseinandersetzung mit diskursanalytischen Ansätzen legt sie dar, dass deutsche Gelehrte zwischen 1830 und 1930 international zu den Schrittmachern der Orientwissenschaften gehörten. Marchand ist es um die Praxis der Orientalistik zu tun, weniger um "das deutsche Bild vom Orient". Sie betont, dass orientalistisches Wissen keinesfalls zwangsläufig zum Aufbau von Imperien oder zur Aufrechterhaltung eurozentrischer Standpunkte beigetragen habe, sondern ebenso in Bewunderung für andere Kulturen, Dialog, Selbstkritik, perspektivische Neuorientierung sowie kulturelle Bereicherung habe münden können. (Suzanne Marchand: "German Orientalism in the Age of Empire". Religion, Race, and Scholarship. Cambridge University Press, New York 2009. 526 S., geb., 60,- [Euro].) eck
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In seinem Buch "Orientalism" bezichtigte Edward Said die im frühen neunzehnten Jahrhundert entstandene wissenschaftliche Orientalistik, Klischees zu pflegen und eine rassistische Haltung gegenüber Gesellschaften und Kulturen im Nahen und Fernen Osten einzunehmen (F.A.Z. vom 28. September 2009). Dies wiederum habe, so Said, imperialistischen Politikern zur Rechtfertigung von Interventionen im Orient gedient. Said fokussierte sich in seiner Studie nahezu ausschließlich auf die französischen und englischen Orientwissenschaften und deren enge Verbindung zum imperialen Projekt. Mit deutschen Vertretern setzte er sich hingegen nicht auseinander, weil sie, wie er behauptete, lediglich die Ansätze ihrer Kollegen aus Oxford, Cambridge und Paris verfeinert und ausdifferenziert hätten. Schon bald nach der Veröffentlichung von "Orientalism" Ende der siebziger Jahre regte sich Kritik an dieser These. Seither ist eine Reihe von Untersuchungen erschienen, die verschiedene Bereiche der deutschen Orientalistik, etwa die Indologie, im Zeitalter des Imperialismus unter die Lupe nahmen. Suzanne Marchand hat nun die bisher umfassendste, inhaltlich anregendste und methodisch reflektierteste Studie in diesem Feld vorgelegt. Auf bestechend dichter Quellengrundlage und in kritischer Auseinandersetzung mit diskursanalytischen Ansätzen legt sie dar, dass deutsche Gelehrte zwischen 1830 und 1930 international zu den Schrittmachern der Orientwissenschaften gehörten. Marchand ist es um die Praxis der Orientalistik zu tun, weniger um "das deutsche Bild vom Orient". Sie betont, dass orientalistisches Wissen keinesfalls zwangsläufig zum Aufbau von Imperien oder zur Aufrechterhaltung eurozentrischer Standpunkte beigetragen habe, sondern ebenso in Bewunderung für andere Kulturen, Dialog, Selbstkritik, perspektivische Neuorientierung sowie kulturelle Bereicherung habe münden können. (Suzanne Marchand: "German Orientalism in the Age of Empire". Religion, Race, and Scholarship. Cambridge University Press, New York 2009. 526 S., geb., 60,- [Euro].) eck
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