Warum finden Revolutionen statt? Jahrzehnte der Forschung haben uns kaum weitergebracht, wenn es darum geht, wo, wann und in welchen Milieus sie vorkommen. In diesem bahnbrechenden Buch erläutert Eric Selbin, dass wir über die ökonomischen, politischen und sozialen Strukturen hinausblicken sollten - auf die Gedanken und Gefühle der Menschen. Wir sollten Geschichten von früheren Ungerechtigkeiten und Kämpfen, die den gegenwärtigen Auseinandersetzungen um eine bessere Zukunft ähneln, verstehen lernen, weil Menschen diese immer wieder untereinander austauschen und verarbeiten. Ausgehend von der Französischen Revolution und den deutschen Bauernkriegen über Russland, China, Kuba, Vietnam und Nicaragua, zeigt Selbin anschaulich, dass es Mythos, Erinnerung und Nachahmung sind, die solche Geschichten entstehen und bestehen lassen. Das Buch identifiziert vier Typen von Revolutionsgeschichten, die mehr bewirken als nur zu beschreiben: Sie sind der Katalysator für die Veränderung der Welt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dass sich die Politikwissenschaften demnächst besser in den Blogs umsehen und sich unbedingt Social-Media-Kompetenz aneignen sollten, um Geschehnisse wie die in Tunesien und Ägypten besser voraussagen zu können, scheint Thomas Speckmann nach der Lektüre von Eric Selbins Thesen zu Mythos und Nachahmung von Revolutionsgeschichten durchaus nachvollziehbar. Schließlich ist Revolutionsgeschichte nicht nur politisch und ökonomisch bedingt, sondern auch durch die Gefühle und Gedanken der Menschen. Speckmann folgt Selbin und den von ihm herausgearbeiteten vier Typen von Revolutionsgeschichten (demokratisierende Revolution, Sozialrevolution, befreiende und vergessene Revolution) und staunt, wie ihm der Autor die Rezeption (und Transformation) dieser Geschichten durch die Betroffenen vor Augen führt. Ein großer Wurf, findet er. Tunesien, Kairo - alles gar nicht so überraschend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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