Der Schweizer Urs Widmer (Jg. 1938) ist einer der renommiertesten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet steht Widmer in der Nachfolge von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Neben Romanen („Der Geliebte der Mutter“, „Das Buch des Vaters“
u.v.a.m.), Theaterstücken, Hörspielen und Essays verfasste Widmer auch immer wieder Erzählungen, die…mehrDer Schweizer Urs Widmer (Jg. 1938) ist einer der renommiertesten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet steht Widmer in der Nachfolge von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Neben Romanen („Der Geliebte der Mutter“, „Das Buch des Vaters“ u.v.a.m.), Theaterstücken, Hörspielen und Essays verfasste Widmer auch immer wieder Erzählungen, die in zahlreichen Auswahlbänden erschienen.
Nun hat der Diogenes Verlag aus Anlass seines 75. Geburtstages einen repräsentativen Band „Gesammelte Erzählungen“ herausgebracht. Auf 760 Seiten sind 32 Erzählungen versammelt, die, wie der Autor in einer Vorbemerkung erwähnt, beinahe seine sämtlichen Erzählungen sind. „Es ist die Ernte eines Lebens“ und er staunt selbst, wie viele und unterschiedliche Texte er geschrieben hat.
Der Band überspannt einen Bogen von der allerersten Geschichte „Alois“ (1968) bis zum jüngsten Prosatext „Reise nach Istanbul“ (2010). Die Erzählungen sind dabei in vier Abschnitte unterteilt, die durch wiederkehrende Themen und Figurenkonstellationen geprägt sind. Im ersten Abschnitt finden sich Widmers große und bekannte Erzählungen, während die anderen drei Abschnitte kleinere Texte vereint.
In den über vierzig Schaffensjahren hat sich natürlich der Erzählstil Widmers mehrfach geändert. So ist sein Erstling „Alois“ ein Beispiel für die Pop-Literatur. Später tauchen in seinen Erzählungen Landschaftsbeschreibungen und autobiografische Anspielungen auf. Auch Satire und Ironie, vor allem auf den Literaturbetrieb, kommen immer wieder vor - wie in „Das Paradies des Vergessens“ (1990). Was jedoch alle seine Erzählungen auszeichnet, sind Phantasie, Sprachwitz, Leichtigkeit und Heiterkeit.
In einem Nachwort beleuchtet die Literaturkritikerin Beatrice von Matt die Alchemie der Prosatexte des „Erzähl-Dichters“ Urs Widmer und macht auf das Zusammenspiel von Konstanz und Wechsel in ihnen aufmerksam. Das Leinen-Hardcover und ein zusätzlicher stabiler Leinenschuber geben der Diogenes-Ausgabe einen würdigen Jubiläums-Rahmen.