Gedichte sind zarte, daher heikle sprachliche Gebilde, die der sorglichen Interpretation bedürfen, wenn sie 'verstanden' werden sollen. Wer sich daher mit ihnen befasst, läuft immer Gefahr, sich an ihnen zu vergreifen, indem er sie über oder unter ihrem Niveau deutet.Dem Dichter Herbert Meier eignet die Wünschelrute einer zauberhaften Umsetzung der Dinge ins Licht magischer Worte. Zu erinnern ist dabei an den deutenden Beistand uralter symbolischer Festlegungen, wonach 'keines der sichtbaren und körperlich-materiellen Dinge nicht etwas Unkörperliches und Intelligibles bezeichnet', wie schon Johannes Scotus (Eriugena) im 9. Jahrhundert behauptet.Den Lesern Herbert Meiers wird eine kontemplative Haltung abgefordert, die nicht vom Willen nach plattem Verstehen, sondern nach Einschwingung in die musikalische Tiefenstruktur und in die Eigenbewegung der 'Gesänge eines ost-westlichen Lichts' getragen sein will. Und die Gesänge ihrerseits sind einbezogen in eine Lichtbahn, die sich von Osten nach Westen bewegt; sie sind daher von kosmischem Belang und beanspruchen eine Ausdehnung weltweit ...
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Christina Thurner betont vor allem die Breite der lyrischen Themen und Formen, die diese Sammlung Herbert Meiers Gedichten aufweise. Für die Rezensentin demonstrieren die zwischen 1948 und 2003 entstandenen Gedichte sowohl die wachen Sinne ihres Autors wie auch dessen Sprachgewandtheit und sie zeigt sich gefangen von Meiers großer "Einbildungskraft", die darin zum Ausdruck komme. Die Bilder und Klänge "prägen sich ein", lobt die Rezensentin angetan, die aber daneben eine "geradezu eschatologische Sehnsucht" Meiers nach dem "absoluten Wort" ausmacht. Sie attestiert dem Autor, dass er nicht nur davon spricht, den "Mikrokosmos der Wunder", die die Welt bereit hält, in Sprache zu fassen, sondern dass ihm dieses in seinen Versen auch "gelingt".
© Perlentaucher Medien GmbH
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