Dieser Band enthält Karl Poppers lebendige, leicht eingängige Kenan-Vorlesung von 1969 und sein stärker wissenschaftlich ausgerichtetes Buch Das Ich und sein Gehirn von 1982 (engl. 1977). Kernpunkt beider Werke ist die Wiederbelebung des "Geistes in der Maschine", den Gilbert Ryles einflussreiches Buch von 1949 nachhaltig vertrieben hatte: Bei Popper ist der Geist des Menschen wieder mehr als nur das physiko-chemische Funktionieren des Gehirns. Teilweise kehrt er damit zu Descartes' Leib-Seele-Dualismus zurück, erweitert ihn aber zu einem Pluralismus; denn zur physikalischen 'Welt 1' und zur seelischen 'Welt 2' tritt nun die 'Welt 3' des objektiven Wissens. Erst durch die Interaktion von Welt 2 mit Welt 3, der Welt der Sprache, des Wissens, der Kultur und der Wissenschaft, wird volles menschliches Bewusstsein möglich. Poppers Theorie der evolutionären Emergenz zufolge sind die Welten 2 und 3 nicht ohne die materielle Welt 1 möglich, besitzen aber neuartige, in der Natur nie zuvordagewesene Eigenschaften und Eigengesetzlichkeiten. Dank dieser emergenten Eigenschaften kann nach Poppers Interaktionstheorie Welt 3 auf Welt 2 wirken und diese auf das Gehirn und damit auf die physikalische Welt 1. So gelingt es Popper, das antike, bis in die Neuzeit rätselhaft gebliebene Leib-Seele-Problem zu lösen. Dadurch, dass Bewusstsein nicht nur das Produkt von Nervenströmen ist, sondern vor allem von der Welt 3 der Sprache und des objektiven Wissens geprägt wird, verlieren Materialismus und Behaviorismus an Überzeugungskraft; Freiheit und Verantwortung werden wieder bewusst realisierbare Werte.