Band 9 der Arnold Gehlen Gesamtausgabe enthält mit Gehlens kunstsoziologischem Hauptwerk "Zeit-Bilder" einen klassischen kunstsoziologischen Text, der über seine interdisziplinäre Wirkung hinaus auch ein breiteres Publikum erreichte. In der 1960 erstmals erschienenen Monografie beschreibt der Autor die moderne Malerei, insbesondere die von ihm bewunderte Revolutionierung der Künste durch den Kubismus und Maler wie Klee, Kandinsky oder Mondrian, und analysiert sie als "peinture conceptuelle" historisch, gestaltpsychologisch und soziologisch. Auch entwickelt Gehlen hier die berühmt gewordene These von der "Kommentarbedürftigkeit" der modernen Kunst und zeigt erstmals die Ähnlichkeit materialer Experimente in den Künsten und in der Industrieproduktion auf. Das fand begeisterte Zustimmung etwa bei Theodor W. Adorno, Wolfgang Harich oder Helmuth Plessner. Die Monografie wird ergänzt durch dreiundzwanzig weitere thematisch ganz eigenständige Abhandlungen in drei thematischen Abteilungen: "Anthropologische und kulturgeschichtliche Voraussetzungen der Künste", "Kunstsoziologische Studien" und "Einzelstudien zur Kunst". Dieser Band der Arnold Gehlen Gesamtausgabe enthält ein Nachwort des Herausgebers, textgeschichtliche Belege, Zitations- und Bildnachweise sowie neben dem Personenregister ein systematisches Sachregister und eine Seitenkonkordanz.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Wolf Lepenies freut sich sehr über die editorisch befriedigende Neuauflage von Arnold Gehlens Buch. Karl-Siegbert Rehbergs Textbehandlung, das Eröffnen neuer Quellen, seine Einordnung des Buches in das Gesamtwerk des Autors und seine Formulierung frischer Einsichten machen das Wiederlesen des Buches für Lepenies zum vielfältigen Genuss. Vor allem Gehlens Deutung einzelner Künstler und Bilder hat Lepenies begeistert. Cezannes Malweise, Kandinskys "Mikrosensibilität", das Psychische in Mondrians Bildern kann ihm der "Bildliebhaber" Gehlen in großer Originalität vorstellen. Als jargonfreie, pointenreiche "Übersetzungshilfe" für unverstandene Bilder kann Lepenies das Buch nur empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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