"Geschenkte Wurzeln" ist eine außergewöhnliche Biographie, die mitunter schmerzlich zu lesen ist, aber auch offenbart, wie wichtig Familie ist, um sich zu einer Persönlichkeit zu entwickeln. Janine Kunze bekannt als Schauspielerin und Moderatorin, war mir schon immer sehr sympathisch und ist es nun,
nachdem ich ihre Lebensgeschichte las in meiner Achtung noch mehr gestiegen. Ich bin nur ein ganz…mehr"Geschenkte Wurzeln" ist eine außergewöhnliche Biographie, die mitunter schmerzlich zu lesen ist, aber auch offenbart, wie wichtig Familie ist, um sich zu einer Persönlichkeit zu entwickeln. Janine Kunze bekannt als Schauspielerin und Moderatorin, war mir schon immer sehr sympathisch und ist es nun, nachdem ich ihre Lebensgeschichte las in meiner Achtung noch mehr gestiegen. Ich bin nur ein ganz klein wenig älter als sie und fühlte mich als ich einige Begebenheiten im Buch las, zurückversetzt in meine eigene Teenie und Jugendzeit. Auch die Musik spielte eine kleine Rolle und brachte mich hin und wieder wirklich zum Lachen.
Sehr bewegt hat mich, dass ihre Pflegefamilie wirklich kämpft und egal wie sehr Janine rebelliert, ihr doch immer wieder Rückendeckung und Liebe anbietet. Einen sicheren und liebevollen Hort, der nicht für jedes Pflegekind gegeben ist. Janine ist gerade in der Phase des Erwachsenwerden sehr anstrengend, das empfand ich schon während des Lesens, aber dieses auszuhalten, obwohl es sich hierbei nicht um das eigene Kind handelt, zeigt von echter Größe. Die Pflegeltern und die Geschwister verdienen wirklich großen Respekt, denn man spürt die Verbundenheit und definitiv heraus, dass Annehmen nicht von Geldgier geprägt ist. Janine Kunze verliert kein böses Wort gegen ihre Pflegefamile, sondern lässt auch in schweren Zeiten erkennen, dass sie ihre "Mama" und ihren "Papa" sehr schätzt. Manchmal ist eine räumliche Trennung wichtig für alle Beteiligten, um zu erkennen, was wirklich zählt. Die gegenseitige Wertschätzung geht verloren, wenn man regelrecht aufeinander gluckt und der Umgang mit einem Pflegekind lässt für dieses Kind andere Regeln gelten, als für ein eigenes, denn man steht unter ständiger Beobachtung durch das Jugendamt. Es sind also einige Faktoren die erkennen lassen, dass Janine sich eingeengt fühlt und ausbrechen möchte. Ist im Prinzip ja auch normal im Teenie und Jugendalter, dennoch ist es wichtig zu wissen, wohin man gehört und die innere Zerrissenheit wird oft deutlich, zumal die leibliche Mutter sich als oberflächlich und wenig liebevoll präsentiert. Ein Äußeres Erscheinungsbild kann nicht glänzen, wenn der Mensch tief innen nicht sehr ansprechend dargestellt wird. Eine Verabredung absagen, weil man einen Pickel bekommen hat, hat mich total wütend gemacht und mich völlig aus der Bahn geworfen. Es wirkt auf mich egoistisch und unsympathisch. Warum die Mutter aber nicht loslassen kann und einer Adoption nicht zustimmt, wird erst zum Ende hin verdeutlicht und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.
Janine Kunze selbst kann leider auch nicht immer glänzen, denn durch die innere Zerrissenheit und der leichten Strenge der Pflegefamilie versucht sie öfters auszubrechen und ihre Wutanfälle sind auch nicht immer so angenehm. Manchmal erinnert es an ein bockiges Kleinkind, welches unbedingt seinen Willen durchsetzen muss. Im Gesamtpaket ist "Geschenkte Wurzeln" absolut schonungslos, wertvoll und sehr authentisch. Ich fand das Lesen einfach, da ich mich gleich mit der Story identifizieren konnte, auch wenn ich nicht aus einer Pflegefamilie stamme, ist es doch wichtig sich rundum geliebt und wertgeschätzt zu fühlen. Dieses Gefühl und die kompletten Emotionen die das Lesen freigesetzt hat, empfand ich als sehr gelungen. Mein Dank an Janine Kunze für die Ehrlichkeit und das es eben auch Situationen in ihrem Leben gab, in denen sie eben nicht glänzen konnte. Völlig unverblümt und schonungslos wird hier eine Lebensgeschichte präsentiert, die eben nicht erfunden wurde, sondern mitten aus dem wahren Leben stammt.
Uneingeschränkte Leseempfehlung!
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“
– J. W. von Goethe