Im vierten Band seines bedeutenden Lebenswerks "Geschichte der abendländischen Mystik" widmet sich Kurt Ruh der niederländischen Mystik des 14. bis 16. Jahrhunderts. Die niederländische Mystik, die hier zum ersten Mal in deutscher Darstellung vorliegt, ist einzigartig in ihrer Vielfalt und Hochgestimmtheit, in ihrem Traditionsbewußtsein wie in ihren Innovationen. Der Band ist in vier Teile gegliedert. Der erste, umfangreichste, stellt die Mystik der Augustinerprobstei Groenendaal im Sonienwald bei Brüssel vor. Groenendaal war ungefähr 80 Jahre lang der bedeutendste Ort mystischer Spiritualität in den alten Niederlanden. Der zweite Teil, der Devotio Moderna gewidmet, beschränkt sich auf die Hauptgestalten, den Begründer Geert Grote, sodann Zerbolt van Zutphen, Hendrik Mande, Thomas a Kempis, dem die berühmte Imitatio Christi wohl zu Recht zugeschrieben wird. Auch die Franziskanermystik, die im dritten Teil dargestellt wird, erhält im späten 15. und in der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts einen neuen Aufschwung mit Jan Brugman, dem bedeutendsten Kopf der Gruppe. Besonders interessant ist die späte Frauenmystik, die im vierten Teil gewürdigt wird. Sie knüpft keineswegs an die alte Frauenmystik mit Hadewijch und Beatrijs van Nazareth an, sondern an die Groenendaaler und deutsche Mystik und ist alles andere als Herbst des Mittelalters.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999Leckerer Mittag essen
Rezepte niederländischer Seelenspeise / Von Arnold Angenendt
Es gibt sie doch, die fleißigen Professoren, und mehr noch: die bis in hohe Jahre kreativen. Der Germanist Kurt Ruh gehört zu ihnen. Im Vorwort zu seinem ersten, 1990 erschienenen Band zur Geschichte der Mystik schrieb der damals Fünfundsiebzigjährige von der "Faszination des Stoffes" und dankte seiner Frau, "die es gerne hinnahm, dass ich nicht auf Seniorenart mit ihr in der Welt herumreiste". Wie ambitiös das Projekt von Anfang an war, zeigen der neue, vierte Band und die Ankündigung von zwei Folgebänden, wofür aber der Verfasser die Federführung "wegen Alter und Krankheit" aus der Hand geben will.
Der neue Band überrascht insofern, als Ruh, der bislang eher nur wie nebenbei mit den Niederlanden befasst schien, nun eine umfassende Kennerschaft beweist. Was die Vereinnahmung der Flamen für die "deutsche Mystik" angeht, setzt sich Ruh mit der - verständlichen - Gegenwehr des katholischen Belgien auseinander, das seinen herausragendsten Vertreter, den 1908 selig gesprochenen Ruusbroec, zu "nationaler grootheid" stilisierte. Hatten nicht schon die mittelalterlichen Niederländer vor dem Haupt der deutschen Mystik gewarnt? "Das war ein teuflischer Mensch, hieß Meister Eckhart!" Ruh kann nun, zuweilen mit unverhohlener Entdeckerfreude, wichtige "Eckhardiana" aufzeigen, Spurenelemente nur, die sich aber doch als entscheidend erwiesen. Natürlich hat auch Ruusbroec Bernhard von Clairvaux und dessen Brautmystik gekannt, sogar selber eine "Geistliche Hochzeit" geschrieben. Aber die "Eigenschaft der Liebe" findet er nicht; die vorgebliche Brautmystik ist theologisch, näherhin trinitätstheologisch, schöpft nicht primär aus einer religiösen Erlebniswelt. Von Lehrbüchern der Mystik spricht Ruh, denn darin komme kein Bräutigam zur Braut.
Der ganze mittlere Teil ist den Devoten gewidmet. Aber kann man sie zu den Mystikern zählen? Waren sie nicht, wie Huizinga uns eingeredet hat, die "Stillen in den stillen Landen an der Yssel", mit Tränen von Mitleid ob der Passion Jesu und immer "mit abgemessenen stillen Bewegungen". Ruhs Bild ist bunter, anstößiger und, wenn man so will, auch abstößiger. Spekulierende und selbstbewusste Laien macht er aus, sogar "Laienpfaffen", etwa Jan von Leeuwen, Laienbruder in Ruusbroecs Kloster Gronenedal (bei Brüssel) und dort der "gute Koch", aber zugleich grobianischer und besserwisserischer Eckhart-Kritiker. Doch dieser "Prototyp eines volkshaft-geistlichen Schriftstellers" bleibt die Ausnahme. Die führenden Devoten haben in der Regel alle studiert und sich dann zum Kloster bekehrt. Auch Ruh spricht mit Bernt Hamm von "Frömmigkeitstheologie".
Der Erste der niederländischen Devoten-Bewegung, Gert Groote, auch er Student und Büchernarr in Paris, bekehrte sich nach schwerer Krankheit. Auf seine Mystik passt Huizingas "nüchterne Seite". Den Ruusbroec besuchte er, studierte und übersetzte ihn auch, aber dessen Überschwang und göttliche Einung hielt er theologisch für gefährlich, empfahl eher den königlichen Heilsweg der Kreuzesnachfolge und das Bedenken von Tod und Hölle. Der Kreis, der sich um ihn bildete, lebte vom Buch, sowohl zum weltlichen und mehr noch zum geistlichen Nutzerwerb. Der Mitstreiter Gerard Zerbolt van Zutphen predigte eine "Spiritualität der Vermeidung". Abtötung des Fleisches, dann der Aufstieg, aber auf den Stufen des Tugenderwerbs wie ebenso der treuen Erfüllung der Kirchengebote, motiviert immer aus der Compassio.
Nicht anders bei dem viel gelesenen Thomas von Kempen: Weltabsage und Freiwerden für die christliche Verinnerlichung, bei reichlicher Skepsis gegenüber aller Spekulation. Er, der den demütigen Bauern für besser hielt als den hochfahrenden Gelehrten, schrieb gleichwohl auf Latein. Die große Masse der oft anonymen Schriften betreibt moralische Auslegung. Die Brüste des Bräutigams, für Bernhard noch die Süße und Milde des Herrn, sollen nun den Gestank der Sünde vertreiben. "Ein Asketismus ohnegleichen", muss Ruh zuletzt ausrufen, keine mystische "grootheit" mehr.
Eine ungewöhnliche Hervorhebung erfahren die Frauen, darunter Namen, die man bislang kaum gehört hatte: die Utrechterin Alijt Bake als so widerspenstiger wie beweglicher Geist, im Eigengut ohne Vergleichbares; die Klausnerin Bertken Jacobs, ebenfalls aus Utrecht, mit einem Christ-Nacht-Traktat von eindrucksvoller Schönheit; Maria van Oisterwijk, die den Kölner Kartäuser Gerhardt Kalkbrenner ihren Sohn und Kind des Herzens nennt, mit einem "Selbstbewusstsein ohnegleichen bei maßloser Selbsterniedrigung".
Ruh gibt klare Urteile, wo nötig auch Seitenhiebe. Im Grunde aber informiert er. In jedem Kapitel werden Inhalte referiert und Texte zitiert. Der Leser erfährt keine aufklärerische Beschulmeisterung. Er soll selber lesen. In der deutschen Forschungslandschaft setzt das Buch Maßstäbe. Breit wird die niederländische Forschung rezipiert. Vieles ist nun neu zu vermessen. Etwa die Wirkung bis ins sechzehnte Jahrhundert. Noch vor wenigen Jahren hieß eine große Aachener Ausstellung über die niederrheinische Skulptur zwischen 1500 und 1550: "Gegen den Strom". Aber Ruh zeigt, dass der vorgeblich mit der Reformation versickerte Frömmigkeitsstrom weiterfloss.
Ebenso müssen nun die Beziehungen zur Kunst analysiert werden. Ruh präsentiert Texte, die einen himmlischen Thronsaal visionär schildern, ebenso die Geburt in Bethlehem beschreiben oder den Garten der Passion mit dem Kreuz in der Mitte und Passionsblumen. Wer denkt da nicht an die "beslotten Hofjes", von denen nur noch wenige erhalten sind und die jüngst noch als Flitter und Tand bezeichnet werden konnten, jetzt aber im neuen Museum der Stadt Rheine zwei frisch restaurierte Exemplare hinzubekommen haben. Vor allem ist neu zu untersuchen die Liturgie, die Tagzeiten-Gebete oder der Kommunionempfang als die beiden Momente visionärer Entäußerung mit Teilnahme sogar an der himmlischen Liturgie. Nötig werden Längsschnitt-Untersuchungen zur Gebetspraxis, zum Umgang mit Gebärden und Bildern, zu den Formen der Entrückung und Entsagung, auch zum Verhältnis zu den Beichtvätern.
Aber auch religionssoziologische Fragen wirft der Befund auf, dass in den Yssel-Städten, die außer Deventer zur Zeit von Gert Groote gerade drei Generationen alt waren, ein religiöser Aufbruch erfolgte, deren Neuartigkeit den Frommen selber durchaus bewusst war: "Vor vierzig Jahren war in diesen Gegenden eine solche Gotteskenntnis unbekannt." In Münster hat Nikolaus Staubach gerade diese neuartige und zuvor so nie praktizierte Systematik der Verinnerlichung des religiösen Lebens herausgearbeitet, eben als neue Frömmigkeit. So bleibt am Ende: fürwahr, ein neues Buch mit neuen Horizonten.
Kurt Ruh: "Geschichte der abendländischen Mystik". Band IV: Die niederländische Mystik des sechzehnten Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck, München 1999. 340 S., 10 Abb., geb., 98,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Rezepte niederländischer Seelenspeise / Von Arnold Angenendt
Es gibt sie doch, die fleißigen Professoren, und mehr noch: die bis in hohe Jahre kreativen. Der Germanist Kurt Ruh gehört zu ihnen. Im Vorwort zu seinem ersten, 1990 erschienenen Band zur Geschichte der Mystik schrieb der damals Fünfundsiebzigjährige von der "Faszination des Stoffes" und dankte seiner Frau, "die es gerne hinnahm, dass ich nicht auf Seniorenart mit ihr in der Welt herumreiste". Wie ambitiös das Projekt von Anfang an war, zeigen der neue, vierte Band und die Ankündigung von zwei Folgebänden, wofür aber der Verfasser die Federführung "wegen Alter und Krankheit" aus der Hand geben will.
Der neue Band überrascht insofern, als Ruh, der bislang eher nur wie nebenbei mit den Niederlanden befasst schien, nun eine umfassende Kennerschaft beweist. Was die Vereinnahmung der Flamen für die "deutsche Mystik" angeht, setzt sich Ruh mit der - verständlichen - Gegenwehr des katholischen Belgien auseinander, das seinen herausragendsten Vertreter, den 1908 selig gesprochenen Ruusbroec, zu "nationaler grootheid" stilisierte. Hatten nicht schon die mittelalterlichen Niederländer vor dem Haupt der deutschen Mystik gewarnt? "Das war ein teuflischer Mensch, hieß Meister Eckhart!" Ruh kann nun, zuweilen mit unverhohlener Entdeckerfreude, wichtige "Eckhardiana" aufzeigen, Spurenelemente nur, die sich aber doch als entscheidend erwiesen. Natürlich hat auch Ruusbroec Bernhard von Clairvaux und dessen Brautmystik gekannt, sogar selber eine "Geistliche Hochzeit" geschrieben. Aber die "Eigenschaft der Liebe" findet er nicht; die vorgebliche Brautmystik ist theologisch, näherhin trinitätstheologisch, schöpft nicht primär aus einer religiösen Erlebniswelt. Von Lehrbüchern der Mystik spricht Ruh, denn darin komme kein Bräutigam zur Braut.
Der ganze mittlere Teil ist den Devoten gewidmet. Aber kann man sie zu den Mystikern zählen? Waren sie nicht, wie Huizinga uns eingeredet hat, die "Stillen in den stillen Landen an der Yssel", mit Tränen von Mitleid ob der Passion Jesu und immer "mit abgemessenen stillen Bewegungen". Ruhs Bild ist bunter, anstößiger und, wenn man so will, auch abstößiger. Spekulierende und selbstbewusste Laien macht er aus, sogar "Laienpfaffen", etwa Jan von Leeuwen, Laienbruder in Ruusbroecs Kloster Gronenedal (bei Brüssel) und dort der "gute Koch", aber zugleich grobianischer und besserwisserischer Eckhart-Kritiker. Doch dieser "Prototyp eines volkshaft-geistlichen Schriftstellers" bleibt die Ausnahme. Die führenden Devoten haben in der Regel alle studiert und sich dann zum Kloster bekehrt. Auch Ruh spricht mit Bernt Hamm von "Frömmigkeitstheologie".
Der Erste der niederländischen Devoten-Bewegung, Gert Groote, auch er Student und Büchernarr in Paris, bekehrte sich nach schwerer Krankheit. Auf seine Mystik passt Huizingas "nüchterne Seite". Den Ruusbroec besuchte er, studierte und übersetzte ihn auch, aber dessen Überschwang und göttliche Einung hielt er theologisch für gefährlich, empfahl eher den königlichen Heilsweg der Kreuzesnachfolge und das Bedenken von Tod und Hölle. Der Kreis, der sich um ihn bildete, lebte vom Buch, sowohl zum weltlichen und mehr noch zum geistlichen Nutzerwerb. Der Mitstreiter Gerard Zerbolt van Zutphen predigte eine "Spiritualität der Vermeidung". Abtötung des Fleisches, dann der Aufstieg, aber auf den Stufen des Tugenderwerbs wie ebenso der treuen Erfüllung der Kirchengebote, motiviert immer aus der Compassio.
Nicht anders bei dem viel gelesenen Thomas von Kempen: Weltabsage und Freiwerden für die christliche Verinnerlichung, bei reichlicher Skepsis gegenüber aller Spekulation. Er, der den demütigen Bauern für besser hielt als den hochfahrenden Gelehrten, schrieb gleichwohl auf Latein. Die große Masse der oft anonymen Schriften betreibt moralische Auslegung. Die Brüste des Bräutigams, für Bernhard noch die Süße und Milde des Herrn, sollen nun den Gestank der Sünde vertreiben. "Ein Asketismus ohnegleichen", muss Ruh zuletzt ausrufen, keine mystische "grootheit" mehr.
Eine ungewöhnliche Hervorhebung erfahren die Frauen, darunter Namen, die man bislang kaum gehört hatte: die Utrechterin Alijt Bake als so widerspenstiger wie beweglicher Geist, im Eigengut ohne Vergleichbares; die Klausnerin Bertken Jacobs, ebenfalls aus Utrecht, mit einem Christ-Nacht-Traktat von eindrucksvoller Schönheit; Maria van Oisterwijk, die den Kölner Kartäuser Gerhardt Kalkbrenner ihren Sohn und Kind des Herzens nennt, mit einem "Selbstbewusstsein ohnegleichen bei maßloser Selbsterniedrigung".
Ruh gibt klare Urteile, wo nötig auch Seitenhiebe. Im Grunde aber informiert er. In jedem Kapitel werden Inhalte referiert und Texte zitiert. Der Leser erfährt keine aufklärerische Beschulmeisterung. Er soll selber lesen. In der deutschen Forschungslandschaft setzt das Buch Maßstäbe. Breit wird die niederländische Forschung rezipiert. Vieles ist nun neu zu vermessen. Etwa die Wirkung bis ins sechzehnte Jahrhundert. Noch vor wenigen Jahren hieß eine große Aachener Ausstellung über die niederrheinische Skulptur zwischen 1500 und 1550: "Gegen den Strom". Aber Ruh zeigt, dass der vorgeblich mit der Reformation versickerte Frömmigkeitsstrom weiterfloss.
Ebenso müssen nun die Beziehungen zur Kunst analysiert werden. Ruh präsentiert Texte, die einen himmlischen Thronsaal visionär schildern, ebenso die Geburt in Bethlehem beschreiben oder den Garten der Passion mit dem Kreuz in der Mitte und Passionsblumen. Wer denkt da nicht an die "beslotten Hofjes", von denen nur noch wenige erhalten sind und die jüngst noch als Flitter und Tand bezeichnet werden konnten, jetzt aber im neuen Museum der Stadt Rheine zwei frisch restaurierte Exemplare hinzubekommen haben. Vor allem ist neu zu untersuchen die Liturgie, die Tagzeiten-Gebete oder der Kommunionempfang als die beiden Momente visionärer Entäußerung mit Teilnahme sogar an der himmlischen Liturgie. Nötig werden Längsschnitt-Untersuchungen zur Gebetspraxis, zum Umgang mit Gebärden und Bildern, zu den Formen der Entrückung und Entsagung, auch zum Verhältnis zu den Beichtvätern.
Aber auch religionssoziologische Fragen wirft der Befund auf, dass in den Yssel-Städten, die außer Deventer zur Zeit von Gert Groote gerade drei Generationen alt waren, ein religiöser Aufbruch erfolgte, deren Neuartigkeit den Frommen selber durchaus bewusst war: "Vor vierzig Jahren war in diesen Gegenden eine solche Gotteskenntnis unbekannt." In Münster hat Nikolaus Staubach gerade diese neuartige und zuvor so nie praktizierte Systematik der Verinnerlichung des religiösen Lebens herausgearbeitet, eben als neue Frömmigkeit. So bleibt am Ende: fürwahr, ein neues Buch mit neuen Horizonten.
Kurt Ruh: "Geschichte der abendländischen Mystik". Band IV: Die niederländische Mystik des sechzehnten Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck, München 1999. 340 S., 10 Abb., geb., 98,- DM.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nach Angelika Dörfler-Dierken darf der Leser "dankbar sein" für diesen Band, der ihrer Ansicht nach alle Qualitäten eines Standardwerks besitzt. Sie lobt nicht nur die umfassende Fachkenntnis des Autors, sondern auch die Quellenarbeit und die Einblicke in den derzeitigen Forschungsstand. Auch die "Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte sowie die Textkritik" kommen nach ihren Worten nicht zu kurz. Darüber hinaus erläutere der Autor die "wichtigsten Begriffe jeweils in Altniederländisch" und zeige auch literarische Einflüsse auf. Besonderes Interesse wecken bei der Rezensentin die Schriften der Mystikerinnen wie Alijt Bake, Suster Bertken und Maria van Hout van Osterwijk, in deren Zusammenhang Ruh besonders "die Spannung zwischen Selbstbewusstsein und Selbsterniedrigung der Frauen" hervor hebt. Hier könne der Leser einiges über die Möglichkeiten und Grenzen (und auch Grenzüberschreitungen) gelehrter Frauen der Zeit erfahren. Insgesamt legt Dörfler-Dierken diese "umfassende und anregende Untersuchung" allen "am Thema interessierten Germanisten, Historikern und Theologen" nachdrücklich ans Herz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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