Der Leser lernt eine Fülle faszinierender Texte aus dem späten 11. und dem beginnenden 12. Jh. kennen. Dabei ist das inhaltliche Spektrum erstaunlich reich und vielfältig. Es reicht von der naiven Frömmigkeit der Wiener Genesis und den Werken der ältesten bekannten deutschen Dichterin über die philosophisch-theologischen Spitzfindigkeiten des "Anegenge", die schrecklichen Höllenvisionen des Ritters Tnugdal, die Wunderberichte von Inseln am Ende der Welt und den frühen Geschichtsentwürfen von Annolied und Kaiserchronik bis zu den Orientwundern und der derben Komik der Spielmannsepen. Dazwischen eingebettet die gelehrte und heldenepische Sicht großer Männer und Ereignisse: Alexander der Große und Karl der Große und die Katastrophe der Maurenschlacht in den Pyrenäen. Auch in diesem Band schöpft Birkhan eher aus den Primärquellen als aus der "Literatur über Literatur" - gewiss eine der Stärken des Buches. Die klare und einfache Sprache erleichtert die Verwendung des Werkes zum Selbststudium und lässt sogar - selten bei einem wissenschaftlichen Buch - Lesegenuss aufkommen.