Der vorliegende Band faßt die kleineren mehr oder minder lehrhaften Texte des genannten Zeitraums zusammen. Das ist einerseits die Spätblüte des Minnesangs, vor allem in der Schweiz um Meister Hadlaub und die Entstehung der Manessischen Hs. und der Spruchdichtung, darunter der sehr problembeladene "Wartburgkrieg", andererseits die stark didaktische Märendichtung. Dabei stehen zwei Personen im Vordergrund: Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, mit seiner teilweise tiefsinnigen, zum Teil sehr schwer verständlichen Dichtung, die ein neues Genre begründet, das in der Neugermanistik "Gedankenlyrik" heißt. Die zweite Persönlichkeit ist der in Österreich wirkende Fahrende, der sich Stricker nannte. Er ist in mehrerer Hinsicht hoch interessant: durch seine Neuerung älterer Traditionen im Sagenkreis von Karl dem Großen, durch seinen höchst untypischen Artusroman "Daniel vom blühenden Tal" und durch die Erzählung vom Pfaffen Amis, durch die er zum Begründer des deutschen Schelmenromans wurde. Daneben gibt es eine große Zahl von teils schwankhaften Mären und Moralsatiren die durchaus auch Unterhaltungswert haben und von großem kulturgeschichtlichem Interesse sind.