Die neue Reclam-Reihe „Geschichte der deutschen Lyrik“ vermittelt einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der deutschen Lyrik von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.
In Band 2 beleuchtet der bekannte Literaturwissenschaftler Hans-Georg Kemper ausführlich den Zeitraum zwischen
Renaissance/Reformation und Aufklärung. Es ist quasi die dreihundertjährige Epoche zwischen Luther und Goethe,…mehrDie neue Reclam-Reihe „Geschichte der deutschen Lyrik“ vermittelt einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der deutschen Lyrik von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.
In Band 2 beleuchtet der bekannte Literaturwissenschaftler Hans-Georg Kemper ausführlich den Zeitraum zwischen Renaissance/Reformation und Aufklärung. Es ist quasi die dreihundertjährige Epoche zwischen Luther und Goethe, die erst in den letzten Jahrzehnten zu einem Forschungsschwerpunkt wurde. Inzwischen hat sich die Neue Frühzeit als eigene Epoche etabliert.
Nach einer kurzen Einführung und einem kompakten Überblick teilt der Autor die Lyrik dieses Zeitraumes in neun Kapitel ein. Sie ist in dieser Epoche die umfang- und formenreichste literarische Gattung. Den Anfang macht die Lyrik der Reformationszeit, die vom Kirchenlied Lutherischer Prägung bestimmt wird. Danach entstanden auch Lieder für den außerkirchlichen Gebrauch bis hin zum gelehrt-humanistischen Gedicht. Aus dieser Tendenz entstand im 17. Jahrhundert das Frömmigkeitslied, das für die Privaterbauung und die Hausandacht bestimmt war.
Mit der Zurückdrängung der Reformation entwickelte sich die Barock-Mystik, die sehnsüchtig nach Gottesgewissheit und Selbstvergottung suchte. Durch Martin Opitz und Andreas Gryphius wurden dagegen humanistische Traditionen in die „weltliche“ Barocklyrik eingebunden. Daneben weckten Gedichte der Freude und Liebe barocke Lebenslust. Die Grenzen zwischen geistlicher und weltlicher Dichtung begannen sich partiell aufzuheben.
Eine weitere Entwicklungsstation der deutschen Lyrik war der „geistreiche Gesang“ im Pietismus, ehe dann zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit den Anfängen der Aufklärung die Naturlyrik und die Lehrdichtung Eingang in die lyrische Dichtung fanden. Wichtigste Vertreter waren hier Johann Christoph Gottsched, Albrecht von Haller und Christian Kleist. Ein Reformer der deutschen Dichtersprache und Verkünder eines neuen Lebensgefühls zu dieser Zeit war Friedrich von Hagedorn.
Für die Autoren des Sturm und Drang rückte die Lyrik an die Spitze der literarischen Gat-tungen. Hier haben besonders Johann Gottfried Herder, Friedrich Klopstock, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller die Lyrikgeschichte bereichert. Sie und andere bereiteten die Klassik und Romantik vor, die in Band 3 ausführlich behandelt werden.
Komplettiert wird die Geschichte der Lyrik durch eine Nachbemerkung des Autors, durch eine zweiteilige Bibliografie und ein Personenregister. Der Band vermittelt auf anschauliche Weise die dreihundertjährige Geschichte deutscher Lyrik von Luther bis zum Sturm und Drang, dabei gibt er eine Übersicht über die Entwicklung der Lyrik und macht mit den wichtigsten Vertretern und ihren Werken bekannt.
Manfred Orlick