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Die Geschichte der Familie ist ein Gebiet, dem alle Richtungen und Schulen der sozialhistorisch orientierten Forschung in den letzten Jahrzehnten viel Aufmerksamkeit geschenkt haben: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Alltagsgeschichte, Historische Anthropologie oder auch Frauen- und Geschlechtergeschichte waren gleichermaßen an der Institution der Familie und ihrem Wandel interessiert. Das weist auf das breite Spektrum der mit der Familie verbundenen sozialen Aufgaben und Prozesse hin sowie auf die hohe gesellschaftliche Relevanz von Strukturwandlungen in diesem Bereich. Diese…mehr

Produktbeschreibung
Infotext:
Die Geschichte der Familie ist ein Gebiet, dem alle Richtungen und Schulen der sozialhistorisch orientierten Forschung in den letzten Jahrzehnten viel Aufmerksamkeit geschenkt haben: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Alltagsgeschichte, Historische Anthropologie oder auch Frauen- und Geschlechtergeschichte waren gleichermaßen an der Institution der Familie und ihrem Wandel interessiert. Das weist auf das breite Spektrum der mit der Familie verbundenen sozialen Aufgaben und Prozesse hin sowie auf die hohe gesellschaftliche Relevanz von Strukturwandlungen in diesem Bereich. Diese Fächer haben nicht nur wichtiges Quellenmaterial hervorgebracht, sondern für ihre Bereiche auch Modelle entwickelt, mit denen Familienhistoriker sich kritisch auseinandersetzen können und müssen. Im zweiten Teil des Bandes wird vor allem versucht, diesen intensiven Diskussionen über die Fachgrenzen hinweg Rechnung zu tragen, indem Entwicklungen nachgezeichnet und Perspektiven für weitere interdisziplinäre Forschungen aufgezeigt werden.
Autorenporträt
Andreas Gestrich ist Professor für Neuere Geschichte und Diektor des Deutschen Historischen Instituts in London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2003

Mein eingelagertes Engelchen
Das Handbuch der Familie spricht ein Machtwort über die Liebe

Von den Wohnverhältnissen über die Eßgewohnheiten bis zu Erziehungsstrategien: Die europäische Kernfamilie hat ein Handbuch erhalten. Ein interessanter Befund sticht bei dieser breit angelegten, von kundigen Autoren für Antike, Mittelalter und Neuzeit gesondert beschriebenen "Geschichte der Familie" heraus: Der häufig angenommene Wandel von der "Vernunftehe" zur "Liebesehe" als historisch dingfest zu machender Paradigmenwechsel hat in Wirklichkeit gar nicht stattgefunden.

Andreas Gestrich, der die Familie der Neuzeit schildert, hält es für sinnlos, gleichsam einen historischen Anfang der Partnerliebe zu suchen. Denn die Vorstellung von Liebe als einer gewissermaßen lange verborgenen oder unterdrückten Fähigkeit menschlichen Fühlens, die historisch zu einem bestimmten Zeitpunkt "befreit" worden sei, übersehe die Tatsache, daß "Emotionen wie Liebe kulturell wandelbare Konstruktionen sozialer Beziehungen" seien. Eine Sicht der Liebe, die ihr einen festen, unwandelbaren Kern zuzuschreiben versuche, verfehle gerade die kulturgeschichtlich wichtige Aufgabe, nach dem Wandel dieses Gefühls zu fragen. "Liebe" als emotionales Kriterium der Partnerwahl, so Gestrich, "findet sich sicher nicht erst seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert". Er weist darauf hin, daß Emotionen und materielle Interessen keinen Gegensatz darstellen müssen. O Wahnsinn des Gefühls, wie es kommt und geht, bald hier auftaucht, bald dort! In der Sprache des Sozialhistorikers Gestrich, der vielfältig an die "Geschichte des privaten Lebens" von Philippe Ariès anknüpft, liest sich dies so: "Emotionen sind vielmehr eingelagert in vielschichtige Prozesse des sozialen Austauschs und der gegenseitigen materiellen und sozialen Abhängigkeit."

Das heißt: Was aus Vernunft begann, kann in Liebe enden - und umgekehrt. Gestrich fordert, hinter die sprachliche Codierung von Liebe zu schauen: "Es ist ebenso irreführend, die Abwesenheit materieller Interessen anzunehmen, wenn in bürgerlichen Werberitualen des 19. und 20. Jahrhunderts nur von Liebe die Rede ist, wie es falsch wäre, von der Betonung primär materieller Interessen bei der bäuerlichen Partnerwahl der frühen Neuzeit auf die Abwesenheit emotionaler Beziehungsstrukturen zu schließen." Nun ist es also auch historisch beglaubigt: Wo die Liebe hinfällt, haben weder Bürger noch Bauer in der Hand.

CHRISTIAN GEYER

Andreas Gestrich, Jens-Uwe Krause, Michael Mitterauer: "Geschichte der Familie". Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2003. 750 S., Abb., geb., 24,- [Euro].

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"Eine sehr nützliche Einführung in die Sach- und Begriffsgeschichte." Amazon-Kundenrezension