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Georges Duby und Michelle Perrot runden mit diesem Band die Geschichte der Frauen ab. Die ebenso schönen wie aussagekräftigen Kunstwerke aus den Museen der Welt erzählen das Leben der Frauen von der Antike bis heute auf eine völlig neue Weise.

Produktbeschreibung
Georges Duby und Michelle Perrot runden mit diesem Band die Geschichte der Frauen ab. Die ebenso schönen wie aussagekräftigen Kunstwerke aus den Museen der Welt erzählen das Leben der Frauen von der Antike bis heute auf eine völlig neue Weise.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.1995

In Schönheit enden: Die eingebildete Frau

Beim ersten Blättern im Bildband zur "Geschichte der Frauen" stellt sich kein rechter Zusammenhang des präsentierten Materials her: Neben weiblichen Allegorien der Tugenden und Laster, neben Eva, Maria und Maria Magdalena finden sich Darstellungen berühmt-berüchtigter Frauen wie Theodora oder Katharina di Medici, Rembrandts sogenannte "Judenbraut" und die Venus von Willendorf. Die Frage nach den Kriterien der Auswahl stellt sich bei jedem Unternehmen mit enzyklopädischem Anspruch; in diesem Fall erhält sie aber besondere Dringlichkeit. Die Herausgeber, Georges Duby und Michelle Perrot, beschreiben die Geschichte der Frauen als Geschichte der Geschlechterbeziehung; "Geschlecht" wird gegen eine biologistische Auffassung als soziale Konstruktion begriffen, die es in ihren beständigen Verschiebungen nachzuvollziehen gilt. Bilder lassen sich in diesem Zusammenhang gleichermaßen als Effekt vorformulierter Annahmen über das Weibliche wie als Produzenten von Vorstellungen über "die Frau" lesen.

Allein das überlieferte Material legt eine Konzentration auf das Geschlechterverhältnis nahe. Zeugnisse, die die angestrebte Archäologie des alltäglichen Lebens von Frauen im historischen Wandel möglich machen, stammen meist von männlicher Hand. Die Flut der Bilder, die das Weibliche repräsentieren, steht in umgekehrtem Verhältnis zur Beteiligung der Frauen an der Bildproduktion. So entstammen die Bilder, wie Perrot und Duby betonen, dem Bereich des Imaginären, sie sind materialisierte Phantasmen, die als solche dekonstruiert werden müssen.

Geschichtsschreibung nach Bildern erfreut sich in der Historikerzunft zunehmender Beliebtheit. Die Schwierigkeiten eines solchen Vorgehens, mit denen sich vor allem Francis Haskell auseinandergesetzt hat, werden auch von Duby und Perrot thematisiert. Aus den Frauenbildern von Männerhand läßt sich nur eine einseitige Perspektive auf die Beziehung der Geschlechter rekonstruieren. Erstellt wird bei Duby und Perrot eine Typologie des Weiblichen, die in der beharrlichen Betonung dieses Problems ihm zu entgehen und jenseits des Imaginären eine weibliche Identität auszumachen sucht. Getragen wird diese Suche von einer humanistischen Emphase des Fortschritts, der Selbstverwirklichung und des freien Willens.

Während im Mittelalter und in der frühen Neuzeit die Zeugnisse der Selbstdarstellung und damit der Selbstmodellierung von Frauen rar sind, prägt sich im 19. Jahrhundert, wenn auch zögerlich, eine eigene weibliche künstlerische Praxis aus, die in die selbstbewußten, die Identifizierung des Phallus mit dem Penis verhöhnenden Manifestationen einer Lynda Benglis mündet. Entgegen der Behauptung einer fortschreitenden Präsenz der Frauen beschränkt sich die Repräsentation weiblicher Phantasie jedoch auf einen schwachen Reflex; auch in den Abbildungen aus dem zwanzigsten Jahrhundert, das als Zeitalter der Autonomie und Unabhängigkeit der Frauen deklariert wird, herrschen von Männern hergestellte Bilder vor.

Wie bereits in den fünf Textbänden der "Geschichte der Frauen" folgt die Gliederung einer Aufteilung nach Epochen. In jedem Zeitabschnitt sind andere Akzente gesetzt, die die Vielfalt der Entwürfe des Weiblichen und seiner visuellen Repräsentation, der verschiedenen Rollen und Funktionen von Frauen sichtbar machen. Gegen die Verführung eines kohärenten Bildes haben Autoren und Herausgeber bewußt die Splitter von Einzelanalysen gesetzt, doch läßt sich der Vorwurf der Beliebigkeit in der Auswahl des Materials nicht ganz unterdrücken. Klassische Methoden der Kunstgeschichte, vor allem die Ikonologie, werden ebenso wie neuere, den Literaturwissenschaften entlehnte Ansätze fruchtbar gemacht. Die gebotene Kürze der Texte läßt kaum mehr als die Reihung von - meist intelligenten - Gemeinplätzen zur Konstruktion des Weiblichen im Bild zu. Wenn auch die Eigenart der visuellen Vermittlung nicht ausreichend reflektiert wird, so dient gerade die Anschaulichkeit des Mediums dazu, einer Thematik Raum zu geben, die immer noch weitgehend marginalisiert wird. soe

Georges Duby/Michelle Perrot (Hrsg.): "Geschichte der Frauen im Bild". Campus Verlag, Frankfurt/Main 1995. 189 S., zahlr. Farbabb., geb., bis 31. Dezember 1995. 88,-, danach 98,- DM.

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