Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 3,50 €
  • Broschiertes Buch

Diese Geschichte der internationalen Beziehungen (vom Zusammenbruch des römischen Imperiums bis in unsere Zeit) wird von der Überzeugung geleitet, dass die einzelnen Staaten in ihrer Summe ein dynamisches Ganzes bilden, ein System, das seine eigene Geschichte hat und innerhalb dessen die Aktionen der einzelnen Staaten ihren eigenen Sinn erhalten. Beginnend innerhalb Europas, aber über seine Grenzen schrittweise hinausgehend, hat der Autor so eine ganz neue Art von Weltgeschichte geschrieben - die ideale Ergänzung zu Reclams kleinen Nationalgeschichten.

Produktbeschreibung
Diese Geschichte der internationalen Beziehungen (vom Zusammenbruch des römischen Imperiums bis in unsere Zeit) wird von der Überzeugung geleitet, dass die einzelnen Staaten in ihrer Summe ein dynamisches Ganzes bilden, ein System, das seine eigene Geschichte hat und innerhalb dessen die Aktionen der einzelnen Staaten ihren eigenen Sinn erhalten. Beginnend innerhalb Europas, aber über seine Grenzen schrittweise hinausgehend, hat der Autor so eine ganz neue Art von Weltgeschichte geschrieben - die ideale Ergänzung zu Reclams kleinen Nationalgeschichten.
Autorenporträt
Dr. Harald Kleinschmidt ist seit 1989 Professor für Geschichte der internationalen Beziehungen an der Universität Tsukuba (Japan).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.1999

Wer ein Netz auswirft, sollte es vorher anbinden
Aber das Fanggerät, mit denen Harald Kleinschmidt im Meer der internationalen Beziehungen fischt, ist ohnehin voller Löcher

Harald Kleinschmidt hat den ehrgeizigen Versuch unternommen, die Geschichte der internationalen Beziehungen vom Ende des weströmischen Reiches bis zum Ende des Kalten Krieges darzustellen. Die Absicht verlangt Respekt, zumal es dem Autor darum geht, durchgehend, vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis in das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert hinein, über die europäische hinaus auch die außereuropäische Staatenwelt zu berücksichtigen. Ohne Zweifel ist diese Intention, zusammen mit der Betrachtung des europäischen Zentrums, das über viele Jahrhunderte lang die Erde dominiert hat, gleichzeitig auf die amerikanische, afrikanische und asiatische Entwicklung zu blicken, die in jeweils ganz unterschiedlicher Form mit der Alten Welt verbunden war, ausdrücklich zu würdigen. Im übrigen aber ist das Buch eine einzige Enttäuschung: Es entbehrt nämlich der intellektuellen Durchdringung der Gegenstände, die erforderlich ist, um Erklärung bieten zu können.

Diesem Mangel kann auch nicht dadurch abgeholfen werden, daß der Verfasser immer wieder von der "Vernetzung" spricht, welche Staaten und Systeme schon früh miteinander verbunden hat; daß er, bis zum Selbstverständlichen plausibel, zwischen perzipierten und tatsächlichen Erscheinungen in der Geschichte der Staatenwelt unterscheidet; daß er den universalen Herrschaftsanspruch, der immer wieder erhoben wurde, und seine globale Verwirklichung, zu der es in der Regel nicht kam, voneinander abhebt. Was tatsächlich geboten wird, ist weitgehend nicht mehr als eine Aneinanderreihung von Tatsachen, die der historischen Interpretation entbehren.

Ein zentrales Ereignis wie die berühmte Schlacht von Bouvines am 27. Juli 1214 wäre doch geeignet gewesen, die Interdependenz der europäischen Dynastien und Territorien zu illustrieren: Nach der Niederlage, die Otto IV. von Braunschweig im Verlauf dieses Waffengangs gegen Philipp II. "Augustus" erlitt, gingen aus dem Kampf zwischen Welfen und Staufern um die Königs- und Kaiserwürde unter Kaiser Friedrich II. die territorialen Dynastien im dreizehnten Jahrhundert gestärkt hervor. Der Sieg des französischen Königs entschied somit den deutschen Thronstreit. Zugleich brachte der "Sonntag von Bouvines" die innenpolitische Stärkung der französischen Krone und begründete die europäische Machtstellung Frankreichs, das eben dort auch über Ottos englischen Verbündeten Johann "ohne Land" gesiegt hatte. Das bekannte Beispiel, das der Verfasser übergeht, mag zu erkennen geben, welche Chance in seiner Darstellung vergeben wurde, das Europäische, das Internationale, das miteinander "Vernetzte" in der Welt des dreizehnten Jahrhunderts plausibel werden zu lassen.

Eine ganze Reihe vergleichbarer Desiderate schließt sich an: Schmerzlich vermißt man eine systematische Erörterung der von der Geschichtswissenschaft debattierten Frage nach den Anfängen eines so genannten internationalen Systems, das die einen in der Existenz der italienischen Staatenwelt des fünfzehnten Jahrhunderts erblicken und die anderen erst mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im siebzehnten Jahrhundert beginnen lassen. Ob die Begriffe von Hegemonie und Gleichgewicht die seit dem Ende des Mittelalters zentralen Regulative der europäischen Staatenwelt gewesen sind oder ob nicht doch ergänzend beziehungsweise konkurrierend dazu die seit den Tagen Karls V. und seines Großkanzlers Gattinara geschichtsmächtige Idee der Universalmonarchie weit bis in das siebzehnte Jahrhundert hinein ihre gleichfalls zu beachtende Rolle gespielt hat, beschäftigt die Forschung intensiv, findet jedoch bei Kleinschmidt keine Beachtung.

Die außerordentlich differenzierten Ergebnisse der Historiographie zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, die Erörterungen über seine deutsche und europäische Dimension, die Debatten über die Bedeutung des Westfälischen Friedens für die innere und äußere Gestalt Europas werden weitgehend vernachlässigt. Die seit dem Erscheinen von Paul W. Schroeders Opus magnum "The Transformation of European Politics 1763 - 1848" (F.A.Z. vom 13. Dezember 1994) andauernde Erörterung über Genesis und Geltung der Wiener Friedensordnung von 1815 wird nicht berücksichtigt. Dabei kreist diese Diskussion um ein bis heute zentrales, ja aktuelles Problem historischer Existenz schlechthin: Nur die nachwirkenden, lebendigen Erfahrungen, die eine Generation von Staatsmännern wie Metternich, Castlereagh und Talleyrand mit der Doppelfurie von Krieg und Revolution gemacht hatten, ließ sie die gemeinsame Basis für jene Konsens- und Toleranzfähigkeit finden, die der stabile Friede nun einmal erfordert - und die aller Wahrscheinlichkeit nach mit voranschreitender Zeit und abnehmender Erinnerung an das Zerstörerische der Vergangenheit schwindet.

Welche Bedeutung die Jahre zwischen 1848 und 1856, also von den europäischen Revolutionen bis zum Krimkrieg der großen Mächte, für die Geschichte der internationalen Beziehungen gehabt hat, wird nicht untersucht, das, was über das "System Bismarck", den Imperialismus und weite Teile des zwanzigsten Jahrhunderts abgehandelt wird, ist oftmals nichts anderes als eine Aufzählung von Fakten. Kurzum, der Versuch, eine Geschichte der internationalen Beziehungen vom fünften bis zum zwanzigsten Jahrhundert zu schreiben, ist mißlungen; der interessierte Leser ist daher nach wie vor auf die bekannten Darstellungen aus der Feder von Heinz Gollwitzer, "Geschichte des weltpolitischen Denkens", von Paul Kennedy, "Aufstieg und Fall der großen Mächte", oder, wenn er es kurzgefaßt und literarisch anspruchsvoll liebt, von Ludwig Dehio, "Gleichgewicht oder Hegemonie", angewiesen.

KLAUS HILDEBRAND

Harald Kleinschmidt: "Geschichte der internationalen Beziehungen". Ein systemgeschichtlicher Abriß. Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 1998. 495 S., 22 Abb., br., 21,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Es ist bewundernswert, wie viel Kleinschmidt an Informationen einbringt und wie er kluge Schneisen durch einen Wust von historischen Begebenheiten schlägt. Es gibt rote Fäden, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Bei aller Abstraktheit streut der Autor sinnvoll Schaubilder über die jeweilige Weltsicht ein. Er vermag so das Fremde anschaulich an die Gegenwart heranzuholen, wozu nicht zuletzt ausgewählte Quellentexte beitragen. (...)

Universalgeschichte als Ganze vermag auch Kleinschmidt nicht zu schreiben, wohl aber steckt in seinem Buch so viel an Information, klugen und geistvollen Deutungen und Anschauungen, wie man es sich nur wünschen kann. Handelsblatt
"Es ist bewundernswert, wie viel Kleinschmidt an Informationen einbringt und wie er kluge Schneisen durch einen Wust von historischen Begebenheiten schlägt. Es gibt rote Fäden, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Bei aller Abstraktheit streut der Autor sinnvoll Schaubilder über die jeweilige Weltsicht ein. Er vermag so das Fremde anschaulich an die Gegenwart heranzuholen, wozu nicht zuletzt ausgewählte Quellentexte beitragen. (...) "Universalgeschichte als Ganze vermag auch Kleinschmidt nicht zu schreiben, wohl aber steckt in seinem Buch so viel an Information, klugen und geistvollen Deutungen und Anschauungen, wie man es sich nur wünschen kann." -- Handelsblatt