Erstmals schildert dieser Band auf der Grundlage breiter Archivrecherchen, wie jüdisches Leben sich nach dem Holocaust über sechs Jahrzehnte in Deutschland entfaltete, welche Rolle es für die deutsche Gesellschaft in West und Ost spielte und wie im wiedervereinigten Deutschland durch die Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde der Welt entstand. Nach dem Holocaust galt Deutschland den meisten Juden als "blutgetränkte Erde", auf der jüdisches Leben unmöglich erschien. Dennoch bildete in den ersten Nachkriegsjahren das besetzte Deutschland…mehr
Erstmals schildert dieser Band auf der Grundlage breiter Archivrecherchen, wie jüdisches Leben sich nach dem Holocaust über sechs Jahrzehnte in Deutschland entfaltete, welche Rolle es für die deutsche Gesellschaft in West und Ost spielte und wie im wiedervereinigten Deutschland durch die Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde der Welt entstand.
Nach dem Holocaust galt Deutschland den meisten Juden als "blutgetränkte Erde", auf der jüdisches Leben unmöglich erschien. Dennoch bildete in den ersten Nachkriegsjahren das besetzte Deutschland eine Durchgangsstation für jüdische Überlebende aus Osteuropa. Ein kleiner Teil von ihnen blieb und baute gemeinsam mit überlebenden und aus dem Exil zurückgekehrten deutschen Juden wieder jüdische Gemeinden auf. International renommierte Zeithistoriker beschreiben die Entwicklung der Gemeinden, die Politik des Zentralrats und seiner Vorsitzenden, die "Wiedergutmachung" sowie den Umgangmit altem und neuem Antisemitismus. Das Buch dürfte für längere Zeit zum Standardwerk über das jüdische Leben in Deutschland seit 1945 werden.
Die Autorinnen und Autoren: Dan Diner (Jerusalem, Leipzig), Norbert Frei (Jena), Lena Gorelik (München), Constantin Goschler (Bochum), Atina Grossmann (New York), Anthony Kauders (Keele, München), Tamar Lewinsky (Basel), Yfaat Weiss (Jerusalem).
Dr. Michael Brenner, geb. 1964 in Weiden/Opf., ist o. Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwigs-Maximilians-Universität München.
Inhaltsangabe
Einleitung. Von Michael Brenner
Im Zeichen des Banns.Von Dan Diner Verbotenes Land Schisma der Zugehörigkeit Abwesende Anwesenheit
Erster Teil: 1945-1949 Zwischenstation. Von Atina Grossmann und TamarLewinsky 1. Displaced Persons "Mir senen do" Unter britischer Kontrolle Rettungshafen amerikanische Zone Zwischenstation Berlin Zuzug aus dem Osten Auf nach Palästina 2. Eine autonome Gesellschaft Vom Untergrund zur politischen Repräsentation Neue Chancen Kulturelle Aktivitäten Das religiöse Leben Der Aufbau von Netzwerken Der Zionismus und die Verbindungen zu Palästina Jüdische DPs und Deutsche 3. Deutsche Juden Viererlei Besatzung Fremd gewordene Heimat Rückkehr mit gemischten Gefühlen 4. Auflösung und Etablierung Die Schließung der Lager und ihre Folgen Unbehagen bei den Verbliebenen Die "Hard Core"-Fälle
Zweiter Teil: 1950-1967 Konsolidierung.Von MichaelBrennerund Norbert Frei 5. Institutioneller Neubeginn Die Gründung des Zentralrats der Juden in Deutschland Die jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik Die Situation in der DDR 6. Religion und Kultur "Wer ein Haus baut, will bleiben" Das historische Erbe Auf der Bühne der Öffentlichkeit 7. Deutsche Juden oder Juden in Deutschland? Ablehnung und Akzeptanz Leben im Feindesland? Verbundenheit mit Israel 8. Nach der Tat Signale aus Bonn "Wiedergutmachung" Antisemitismus und Philosemitismus Institutionalisierte Aussöhnung 9. Deutsche und Juden im Jahrzehnt der "Aufklärung" Alter und neuer Judenhass Antisemitismus im Wirtshaus "Juden raus" "Erziehung nach Auschwitz" Sehnsucht nach Normalität und kritische Jugend
Dritter Teil: 1968-1989 Positionierungen. Von Constantin Goschler und Anthony Kauders 10. Die jüdische Gemeinde Eine jüdische Sozialgeschichte? Generationenkonflikt und Generationenwandel Politik und Religion Israel und seine Kritiker 11. Die jüdische Bevölkerung in der deutschen Gesellschaft Kampf um die Wiedergutmachungsleistungen Der Fall Nachmann Auf der Suche nach Sicherheit Der Gabentausch Jüdische Normalität und nichtjüdische Normalisierung Aneignung und Erfindung
Vierter Teil: 1990-2012 Aufbrüche 12. Die russisch-jüdische Zuwanderung. Von Yfaat Weiss und Lena Gorelik Die DDR öffnet ihre Tore Die Vierte Welle "Kontingentflüchtlinge" Zahlen und ihre Deutungen Die Zuwanderer und die Gemeinden Die Selbstwahrnehmung der Zuwanderer 13. Ein neues deutsches Judentum?Von Michael Brenner Reale und symbolische Existenz Debatten und Kontroversen Ein neuer Pluralismus "Ein ganz normaler Fall"?
Anhang Dank Zeittafel Vorsitzende und Präsidenten des Zentralrats Statistiken Abkürzungen Anmerkungen Archive Gedruckte Quellen und Literatur. Von Andrea Sinn Bildnachweis Die Autorinnen und Autoren Personenregister Ortsregister
Im Zeichen des Banns.Von Dan Diner Verbotenes Land Schisma der Zugehörigkeit Abwesende Anwesenheit
Erster Teil: 1945-1949 Zwischenstation. Von Atina Grossmann und TamarLewinsky 1. Displaced Persons "Mir senen do" Unter britischer Kontrolle Rettungshafen amerikanische Zone Zwischenstation Berlin Zuzug aus dem Osten Auf nach Palästina 2. Eine autonome Gesellschaft Vom Untergrund zur politischen Repräsentation Neue Chancen Kulturelle Aktivitäten Das religiöse Leben Der Aufbau von Netzwerken Der Zionismus und die Verbindungen zu Palästina Jüdische DPs und Deutsche 3. Deutsche Juden Viererlei Besatzung Fremd gewordene Heimat Rückkehr mit gemischten Gefühlen 4. Auflösung und Etablierung Die Schließung der Lager und ihre Folgen Unbehagen bei den Verbliebenen Die "Hard Core"-Fälle
Zweiter Teil: 1950-1967 Konsolidierung.Von MichaelBrennerund Norbert Frei 5. Institutioneller Neubeginn Die Gründung des Zentralrats der Juden in Deutschland Die jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik Die Situation in der DDR 6. Religion und Kultur "Wer ein Haus baut, will bleiben" Das historische Erbe Auf der Bühne der Öffentlichkeit 7. Deutsche Juden oder Juden in Deutschland? Ablehnung und Akzeptanz Leben im Feindesland? Verbundenheit mit Israel 8. Nach der Tat Signale aus Bonn "Wiedergutmachung" Antisemitismus und Philosemitismus Institutionalisierte Aussöhnung 9. Deutsche und Juden im Jahrzehnt der "Aufklärung" Alter und neuer Judenhass Antisemitismus im Wirtshaus "Juden raus" "Erziehung nach Auschwitz" Sehnsucht nach Normalität und kritische Jugend
Dritter Teil: 1968-1989 Positionierungen. Von Constantin Goschler und Anthony Kauders 10. Die jüdische Gemeinde Eine jüdische Sozialgeschichte? Generationenkonflikt und Generationenwandel Politik und Religion Israel und seine Kritiker 11. Die jüdische Bevölkerung in der deutschen Gesellschaft Kampf um die Wiedergutmachungsleistungen Der Fall Nachmann Auf der Suche nach Sicherheit Der Gabentausch Jüdische Normalität und nichtjüdische Normalisierung Aneignung und Erfindung
Vierter Teil: 1990-2012 Aufbrüche 12. Die russisch-jüdische Zuwanderung. Von Yfaat Weiss und Lena Gorelik Die DDR öffnet ihre Tore Die Vierte Welle "Kontingentflüchtlinge" Zahlen und ihre Deutungen Die Zuwanderer und die Gemeinden Die Selbstwahrnehmung der Zuwanderer 13. Ein neues deutsches Judentum?Von Michael Brenner Reale und symbolische Existenz Debatten und Kontroversen Ein neuer Pluralismus "Ein ganz normaler Fall"?
Anhang Dank Zeittafel Vorsitzende und Präsidenten des Zentralrats Statistiken Abkürzungen Anmerkungen Archive Gedruckte Quellen und Literatur. Von Andrea Sinn Bildnachweis Die Autorinnen und Autoren Personenregister Ortsregister
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als eine vorzüglich Chronik lobt Werner Hornung diesen Sammelband von Michael Brenner, der für diese Geschichte der Juden im Nachkriegsdeutschland zusammen mit achte Kollegen intesive Archivarbeit geleistet habe. Ausführlich beschreibt der Band den beschwerlichen Neuanfang für Juden in Deutschland nach 1945. Die subtile Ausgrenzung der ersten Jahre sei von einer wachsenden Akzeptanz abgelöst worden, je mehr Juden wie Hans Rosenthal oder Marcel Reich-Ranicki in die Öffentlichkeit getreten waren, führt der sehr sachkundige Rezensent in den Inhalt ein. Bis zur aktuellen Beschneidungsdebatte reicht das Werk des auf die jüdische Geschichte spezialisierten Münchner Historikers. Hornung lobt die "enzyklopädische Fülle", die durch das angehängte Personen- und Ortsregister zustande kommt, sucht jedoch vergebens nach einem Sachregisters. Auch die Zeittafel könne noch bis zum aktuellen Datum ergänzt werden, bemängelt er. Das seien aber nur kleine Einwände, die sein gutes Gesamturteil nicht schmälern.