In der vierzehnbändigen Geschichte der Philosophie stellen namhafte Philosophiehistoriker die Entwicklung des abendländischen Denkens durch alle Epochen bis zur Gegenwart einführend und allgemeinverständlich dar.
Band XIV umfasst die wichtigsten Strömungen der Gegenwartsphilosophie: Hermeneutik, Kritische Theorie, Strukturalismus und postmodernes Denken, Analytische Philosophie, Ethik und Politische Philosophie, Philosophie des Geistes.
Band XIV umfasst die wichtigsten Strömungen der Gegenwartsphilosophie: Hermeneutik, Kritische Theorie, Strukturalismus und postmodernes Denken, Analytische Philosophie, Ethik und Politische Philosophie, Philosophie des Geistes.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2019Der Dampf, der beim Arbeiten des Gehirns entsteht
Die große Geschichte der Philosophie, die Wolfgang Röd auf den Weg gebracht hat, hat das Ende des Parcours erreicht
Mit dem Band XIV ist die große Geschichte der Philosophie, die Wolfgang Röd herausgegeben hat, in der Gegenwart angekommen. Dieser Schlussband vollbringt das Kunststück, sechs philosophische Bewegungen auf gut 300 Seiten in zumeist gut lesbarer Sprache vorzuführen. Röd selbst behandelt – gut verständlich wie immer – Hermeneutik, Strukturalismus und Frankfurter Schule. Wilhelm K. Essler erklärt die logische Seite der Analytischen Philosophie. Gerhard Preyer hat die Herkules-Aufgabe übernommen, die jüngsten philosophischen Zuckungen unter dem Titel Philosophie des Mentalen vorzustellen und zu deuten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass das Bewusstsein als Generalthema der gegenwärtigen Philosophie des Geistes entgegen allen materialistischen Anstrengungen als autonom anerkannt wird. Danach werfen Julian Nida-Rümelin und Christine Bratu einen klarsichtigen Blick auf die Praktische Philosophie, auf Ethik und rationales politisches Denken und Handeln.
Für die Hermeneutik beanspruchen manche ihrer Vertreter (etwa Hans-Georg Gadamer) ein universelles Grundverständnis (ein „Vor-Urteil“) sowie ein Verstehen, das tiefer gehe als bloßes Erklären. Röd führt eine imposante Kritikergemeinde von Hans Albert über Habermas und Rorty ins Feld und kommt zu dem Schluss, in der Hermeneutik finde eine Abwertung des Verstandes unterhalb der Ebene der Rationalität statt. Ähnlich ablehnend verfährt er mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, namentlich mit der Dialektik, die noch in den sechziger Jahren insbesondere von Habermas, Adorno und Horkheimer als eine Art Supralogik gepriesen wurde. Röd sieht in den „Gestaltqualitäten“, wie sie 1890 in der Philosophie aufkamen, also in dem Anspruch, eine Melodie als ein Ganzes und nicht als die Summe ihrer Teile zu betrachten, einen Vorläufer des Strukturalismus, insofern auch hier synchrone statt diachroner Strukturen von vorrangiger Bedeutung waren.
Wilhelm Essler befasst sich mit dem, was er die „Theoretische Philosophie“ nennt. Diese allgemein verwandte Bezeichnung hat allerdings nur dann einen Sinn, wenn man sie der Praktischen Philosophie gegenüberstellt, ansonsten wäre sie ein Pleonasmus. Essler, wie danach auch Gerhard Preyer, gehen historisch vor. Essler zieht eine Linie von Kant über den Wiener Kreis, den Moritz Schlick organisierte, bis zu seinem Lehrer Wolfgang Stegmüller, der sowohl Carnaps Theorie einer wissenschaftlichen Sprache weiterverfolgte, als auch Thesen von Willard van Orman Quine übernahm. Quine, der unbestritten Größte in der internationalen Philosophie der Gegenwart, ein brillanter Stilist nebenbei, hat sich übrigens nie ganz von seinem „genialen“ – wie er mehrfach sagt – Lehrer und Freund Carnap abgelöst.
Esslers Überblick schließt auch die Lemberger Schule der großen polnischen Logiker ein, von Kazimierz Twardowski, Jan Łukasiewicz bis zu Alfred Tarski. Łukasiewicz war der erste, der eine dreiwertige Logik entwarf, welche die traditionelle zweiwertige Logik (wahr/falsch) ablösen sollte. Als die drei neuen Werte setzte er: Sicher, möglich, ausgeschlossen. Eingehend wendet sich Essler den Philosophen in Cambridge zu, George Edward Moore und Bertrand Russell, der zusammen mit Alfred North Whitehead die dreibändige Principia Mathematica (1910-1913) herausgab (die man, wie Essler meint, zutreffender als Principia Logica bezeichnen müsste).
Von da führt der Weg zu Ludwig Wittgensteins „Tractatus logico-philosophicus“ aus dem Jahr 1921. Damit glaubte Wittgenstein, alle relevanten, vom Wiener Kreis gründlich diskutierten Fragen der Philosophie gelöst zu haben. Im Abschnitt „Sprachphilosophen“ hätte man von Essler gern mehr über Noam Chomskys „Cartesian Linguistics“ von 1966 sowie über die so einflussreiche Theorie der Sprechakte von John Langshaw Austin und John Searle erfahren.
Zwar geht Essler ausführlich auf den „rechtskonservativ eingestellten“ Karl Popper ein, der in seinem Kritischen Rationalismus und seinem Fallibilismus den Wiener Kreis und namentlich Rudolf Carnaps induktive Logik massiv kritisiert hatte. Doch erwähnt er nicht, dass Popper gleichwohl grundsätzlich mit der rationalen Haltung der Logischen Empiristen d’accord ging.
Der Rubrik „unter Mitarbeit von ...“ wird der Philosoph und Soziologe Gerhard Preyer zugeordnet, obwohl er zweifellos den haarigsten Teil dieses Bandes zu bestreiten hat: die Debatten über das Bewusstsein, innerhalb der Philosophie des Mentalen oder des Geistes, und zudem noch den Begriff der mentalen Repräsentation. Die subjektive Ontologie (Seinsverfasstheit), soviel weiß man, besteht darin, dass die Selbstzuschreibung von mentalen Zuständen ein unmittelbares, nicht gegenständliches Bewusstsein voraussetzt. Preyer beginnt seine Betrachtungen in den Fünfzigerjahren. Während der ‚Internalismus‘ (Individualismus) an der Unabhängigkeit des Psychischen vom Physischen festhalte, hängen im ‚Externalismus‘, so Preyer, einige geistige Zustände von physischen und sozialen Konstellationen ab. Der Dualismus à la Descartes sei durch ein anderes Forschungsprogramm zu überwinden, wie es zum Beispiel John R. Searle, Kritiker beider Richtungen, verlangt. Von Robert Brandoms „Making it explicit“ (1994, dt. „Expressive Vernunft“, 2000) ist merkwürdigerweise nicht die Rede, obwohl sein Buch breit diskutiert wurde. Man hat in diesem Teil vielfach den Eindruck, einem ingenieurartigen Puzzeln („mental engineering“) beizuwohnen. Da ist vor lauter Bäumen kein Pfad mehr gesehen. Sind es noch Philosophen, die da miteinander reden, oder Fachkräfte fürs Knobeln?
Das gilt nicht zuletzt für das Problem der mentalen Repräsentation. Was heißt das? Es ist letztlich die Sichtweise, welche die Welt in zwei Sphären spaltet, eine Welt, wie sie dem transzendentalen Bewusstsein erscheint, und eine andere Welt der Dinge, wie sie an sich sind. Der Repräsentationalismus (horribile dictu) schiebt gleichsam Stellvertreter, Vorstellungen, auch Ideen genannt oder Sinnesdaten, zwischen Außen und Innen. Gegen den Repräsentationalismus polemisieren immer mehr, auch junge Philosophen, die einem direkten oder naiven Realismus anhängen.
Das Rätsel, das nach wie vor nicht nur Philosophen umtreibt, heißt Körper-Geist-Problem (im Deutschen früher „Leib-Seele-Problem“). Es bleibt ungeachtet aller Anstrengungen ein Rätsel. Wenn Materialisten und Neurologen nicht mehr weiterwissen, erfinden sie den Epiphänomenalismus und erklären das Bewusstsein zum Rand- oder Nebenprodukt, als eine Art Dampf beim Arbeiten des Gehirns. Zwar gibt es im Klinischen Bereich seit Längerem eine Psychosomatik, aber die Psychosomatiker wissen nicht, was sie tun, denn wie Physisches auf Psychisches einwirkt oder umgekehrt, das können sie nicht erklären. Die Philosophen auch nicht. Preyer leistet, auch wenn er dem akademischen Slang Tribut zollt, ein gewaltiges Pensum in der Darstellung der Aporien.
Julian Nida-Rümelin und Christine Bratu behandeln die utilitaristische Werttheorie, John Rawls Theory of Justice oder den Kommunitarismus mit ebenso viel Skepsis wie sorgfältiger Analyse. Nida-Rümelin verficht in vielen seiner Bücher einen nicht-naturalistischen, rationalen und lebensweltlich stimmigen, „unaufgeregten“ Realismus. Das heißt, er hält eine Welt, die mit physikalischen Mitteln beschrieben wird für „radikal verarmt“. In der Kurzfassung für eine Philosophiegeschichte ist solche Parteinahme natürlich nicht gefragt. Hinzuzufügen ist, dass Nida-Rümelin klug die deutschen Idealisten und Existenzphilosophen ad absurdum führt, wenn sie Philosophen wie John Locke oder Thomas Hobbes als flach verächtlich machen.
Mit diesem Band XIV ist das große Werk der Geschichte der Philosophie, das sich der unermüdlichen Arbeit des inzwischen verstorbenen Herausgebers Wolfgang Röd verdankt, abgeschlossen. Es ist keine leichte Lektüre, gleichwohl sei sie jedem empfohlen, der sich ein Bild von zentralen philosophischen Tendenzen des letzten Jahrhunderts machen will.
WILLY HOCHKEPPEL
„Theoretische Philosophie“ kann
es nur geben, wenn es auch
„Praktische Philosophie“ gibt
Wie Physisches auf
Psychisches einwirkt, können
die Philosophen nicht erklären
Wolfgang Röd, Wilhelm K. Essler (Hrsg.): Geschichte der Philosophie. Band 14. Die Philosophie der
neuesten Zeit: Hermeneutik, Frankfurter Schule,
Strukturalismus, Analytische Philosophie. Verlag C. H. Beck, München 2019.
316 Seiten, 34 Euro.
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Die große Geschichte der Philosophie, die Wolfgang Röd auf den Weg gebracht hat, hat das Ende des Parcours erreicht
Mit dem Band XIV ist die große Geschichte der Philosophie, die Wolfgang Röd herausgegeben hat, in der Gegenwart angekommen. Dieser Schlussband vollbringt das Kunststück, sechs philosophische Bewegungen auf gut 300 Seiten in zumeist gut lesbarer Sprache vorzuführen. Röd selbst behandelt – gut verständlich wie immer – Hermeneutik, Strukturalismus und Frankfurter Schule. Wilhelm K. Essler erklärt die logische Seite der Analytischen Philosophie. Gerhard Preyer hat die Herkules-Aufgabe übernommen, die jüngsten philosophischen Zuckungen unter dem Titel Philosophie des Mentalen vorzustellen und zu deuten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass das Bewusstsein als Generalthema der gegenwärtigen Philosophie des Geistes entgegen allen materialistischen Anstrengungen als autonom anerkannt wird. Danach werfen Julian Nida-Rümelin und Christine Bratu einen klarsichtigen Blick auf die Praktische Philosophie, auf Ethik und rationales politisches Denken und Handeln.
Für die Hermeneutik beanspruchen manche ihrer Vertreter (etwa Hans-Georg Gadamer) ein universelles Grundverständnis (ein „Vor-Urteil“) sowie ein Verstehen, das tiefer gehe als bloßes Erklären. Röd führt eine imposante Kritikergemeinde von Hans Albert über Habermas und Rorty ins Feld und kommt zu dem Schluss, in der Hermeneutik finde eine Abwertung des Verstandes unterhalb der Ebene der Rationalität statt. Ähnlich ablehnend verfährt er mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, namentlich mit der Dialektik, die noch in den sechziger Jahren insbesondere von Habermas, Adorno und Horkheimer als eine Art Supralogik gepriesen wurde. Röd sieht in den „Gestaltqualitäten“, wie sie 1890 in der Philosophie aufkamen, also in dem Anspruch, eine Melodie als ein Ganzes und nicht als die Summe ihrer Teile zu betrachten, einen Vorläufer des Strukturalismus, insofern auch hier synchrone statt diachroner Strukturen von vorrangiger Bedeutung waren.
Wilhelm Essler befasst sich mit dem, was er die „Theoretische Philosophie“ nennt. Diese allgemein verwandte Bezeichnung hat allerdings nur dann einen Sinn, wenn man sie der Praktischen Philosophie gegenüberstellt, ansonsten wäre sie ein Pleonasmus. Essler, wie danach auch Gerhard Preyer, gehen historisch vor. Essler zieht eine Linie von Kant über den Wiener Kreis, den Moritz Schlick organisierte, bis zu seinem Lehrer Wolfgang Stegmüller, der sowohl Carnaps Theorie einer wissenschaftlichen Sprache weiterverfolgte, als auch Thesen von Willard van Orman Quine übernahm. Quine, der unbestritten Größte in der internationalen Philosophie der Gegenwart, ein brillanter Stilist nebenbei, hat sich übrigens nie ganz von seinem „genialen“ – wie er mehrfach sagt – Lehrer und Freund Carnap abgelöst.
Esslers Überblick schließt auch die Lemberger Schule der großen polnischen Logiker ein, von Kazimierz Twardowski, Jan Łukasiewicz bis zu Alfred Tarski. Łukasiewicz war der erste, der eine dreiwertige Logik entwarf, welche die traditionelle zweiwertige Logik (wahr/falsch) ablösen sollte. Als die drei neuen Werte setzte er: Sicher, möglich, ausgeschlossen. Eingehend wendet sich Essler den Philosophen in Cambridge zu, George Edward Moore und Bertrand Russell, der zusammen mit Alfred North Whitehead die dreibändige Principia Mathematica (1910-1913) herausgab (die man, wie Essler meint, zutreffender als Principia Logica bezeichnen müsste).
Von da führt der Weg zu Ludwig Wittgensteins „Tractatus logico-philosophicus“ aus dem Jahr 1921. Damit glaubte Wittgenstein, alle relevanten, vom Wiener Kreis gründlich diskutierten Fragen der Philosophie gelöst zu haben. Im Abschnitt „Sprachphilosophen“ hätte man von Essler gern mehr über Noam Chomskys „Cartesian Linguistics“ von 1966 sowie über die so einflussreiche Theorie der Sprechakte von John Langshaw Austin und John Searle erfahren.
Zwar geht Essler ausführlich auf den „rechtskonservativ eingestellten“ Karl Popper ein, der in seinem Kritischen Rationalismus und seinem Fallibilismus den Wiener Kreis und namentlich Rudolf Carnaps induktive Logik massiv kritisiert hatte. Doch erwähnt er nicht, dass Popper gleichwohl grundsätzlich mit der rationalen Haltung der Logischen Empiristen d’accord ging.
Der Rubrik „unter Mitarbeit von ...“ wird der Philosoph und Soziologe Gerhard Preyer zugeordnet, obwohl er zweifellos den haarigsten Teil dieses Bandes zu bestreiten hat: die Debatten über das Bewusstsein, innerhalb der Philosophie des Mentalen oder des Geistes, und zudem noch den Begriff der mentalen Repräsentation. Die subjektive Ontologie (Seinsverfasstheit), soviel weiß man, besteht darin, dass die Selbstzuschreibung von mentalen Zuständen ein unmittelbares, nicht gegenständliches Bewusstsein voraussetzt. Preyer beginnt seine Betrachtungen in den Fünfzigerjahren. Während der ‚Internalismus‘ (Individualismus) an der Unabhängigkeit des Psychischen vom Physischen festhalte, hängen im ‚Externalismus‘, so Preyer, einige geistige Zustände von physischen und sozialen Konstellationen ab. Der Dualismus à la Descartes sei durch ein anderes Forschungsprogramm zu überwinden, wie es zum Beispiel John R. Searle, Kritiker beider Richtungen, verlangt. Von Robert Brandoms „Making it explicit“ (1994, dt. „Expressive Vernunft“, 2000) ist merkwürdigerweise nicht die Rede, obwohl sein Buch breit diskutiert wurde. Man hat in diesem Teil vielfach den Eindruck, einem ingenieurartigen Puzzeln („mental engineering“) beizuwohnen. Da ist vor lauter Bäumen kein Pfad mehr gesehen. Sind es noch Philosophen, die da miteinander reden, oder Fachkräfte fürs Knobeln?
Das gilt nicht zuletzt für das Problem der mentalen Repräsentation. Was heißt das? Es ist letztlich die Sichtweise, welche die Welt in zwei Sphären spaltet, eine Welt, wie sie dem transzendentalen Bewusstsein erscheint, und eine andere Welt der Dinge, wie sie an sich sind. Der Repräsentationalismus (horribile dictu) schiebt gleichsam Stellvertreter, Vorstellungen, auch Ideen genannt oder Sinnesdaten, zwischen Außen und Innen. Gegen den Repräsentationalismus polemisieren immer mehr, auch junge Philosophen, die einem direkten oder naiven Realismus anhängen.
Das Rätsel, das nach wie vor nicht nur Philosophen umtreibt, heißt Körper-Geist-Problem (im Deutschen früher „Leib-Seele-Problem“). Es bleibt ungeachtet aller Anstrengungen ein Rätsel. Wenn Materialisten und Neurologen nicht mehr weiterwissen, erfinden sie den Epiphänomenalismus und erklären das Bewusstsein zum Rand- oder Nebenprodukt, als eine Art Dampf beim Arbeiten des Gehirns. Zwar gibt es im Klinischen Bereich seit Längerem eine Psychosomatik, aber die Psychosomatiker wissen nicht, was sie tun, denn wie Physisches auf Psychisches einwirkt oder umgekehrt, das können sie nicht erklären. Die Philosophen auch nicht. Preyer leistet, auch wenn er dem akademischen Slang Tribut zollt, ein gewaltiges Pensum in der Darstellung der Aporien.
Julian Nida-Rümelin und Christine Bratu behandeln die utilitaristische Werttheorie, John Rawls Theory of Justice oder den Kommunitarismus mit ebenso viel Skepsis wie sorgfältiger Analyse. Nida-Rümelin verficht in vielen seiner Bücher einen nicht-naturalistischen, rationalen und lebensweltlich stimmigen, „unaufgeregten“ Realismus. Das heißt, er hält eine Welt, die mit physikalischen Mitteln beschrieben wird für „radikal verarmt“. In der Kurzfassung für eine Philosophiegeschichte ist solche Parteinahme natürlich nicht gefragt. Hinzuzufügen ist, dass Nida-Rümelin klug die deutschen Idealisten und Existenzphilosophen ad absurdum führt, wenn sie Philosophen wie John Locke oder Thomas Hobbes als flach verächtlich machen.
Mit diesem Band XIV ist das große Werk der Geschichte der Philosophie, das sich der unermüdlichen Arbeit des inzwischen verstorbenen Herausgebers Wolfgang Röd verdankt, abgeschlossen. Es ist keine leichte Lektüre, gleichwohl sei sie jedem empfohlen, der sich ein Bild von zentralen philosophischen Tendenzen des letzten Jahrhunderts machen will.
WILLY HOCHKEPPEL
„Theoretische Philosophie“ kann
es nur geben, wenn es auch
„Praktische Philosophie“ gibt
Wie Physisches auf
Psychisches einwirkt, können
die Philosophen nicht erklären
Wolfgang Röd, Wilhelm K. Essler (Hrsg.): Geschichte der Philosophie. Band 14. Die Philosophie der
neuesten Zeit: Hermeneutik, Frankfurter Schule,
Strukturalismus, Analytische Philosophie. Verlag C. H. Beck, München 2019.
316 Seiten, 34 Euro.
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"Mit diesem Band XIV ist das große Werk der Geschichte der Philosophie (...) abgeschlossen."
Süddeutsche Zeitung, Willy Hochkeppel
"Dem Anspruch der Einführung und Allgemeinverständlichkeit wird das Buch, in guter Tradition der nun endlich vollständig vorliegenden Reihe, sehr gerecht." Münchener Theologische Zeitschrift, Dominik Baumgartner
Süddeutsche Zeitung, Willy Hochkeppel
"Dem Anspruch der Einführung und Allgemeinverständlichkeit wird das Buch, in guter Tradition der nun endlich vollständig vorliegenden Reihe, sehr gerecht." Münchener Theologische Zeitschrift, Dominik Baumgartner