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Auch wenn manchem Deutschen die Existenz der Ukraine als Nation nur beim Grand Prix bewusst wird: Da gibt es längst einen Staat nicht außerhalb, sondern nur auf der östlichen Seite von Europa, er findet in zuweilen gefährlichen politischen Konflikten zu einer hoffentlich irgendwann demokratischen Regierungsform, und er greift seit langem auf seine eigenen, dezidiert nicht-russischen Traditionen zurück. Kerstin Jobst schreibt nicht nur die kurze Geschichte des Nationalstaats Ukraine, sondern die lange von der Kiever Rus', der Keimzelle sowohl russischer Staatlichkeit wie ukrainischer Nation, bis zur Orangenen Revolution und über sie hinaus.…mehr

Produktbeschreibung
Auch wenn manchem Deutschen die Existenz der Ukraine als Nation nur beim Grand Prix bewusst wird: Da gibt es längst einen Staat nicht außerhalb, sondern nur auf der östlichen Seite von Europa, er findet in zuweilen gefährlichen politischen Konflikten zu einer hoffentlich irgendwann demokratischen Regierungsform, und er greift seit langem auf seine eigenen, dezidiert nicht-russischen Traditionen zurück. Kerstin Jobst schreibt nicht nur die kurze Geschichte des Nationalstaats Ukraine, sondern die lange von der Kiever Rus', der Keimzelle sowohl russischer Staatlichkeit wie ukrainischer Nation, bis zur Orangenen Revolution und über sie hinaus.
Autorenporträt
Kerstin S. Jobst ist Privatdozentin für Neuere und Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg.
Rezensionen
Vor knapp sechs Jahren war die Ukraine ein großes Thema. Zum Jahreswechsel 2004/2005 blickte die Welt nach Kiew und verfolgte gespannt die dortige "Orangene Revolution". Der Unabhängigkeitsplatz war von einem blau-gelben Fahnenmeer gesäumt; Viktor Juschtschenko und vor allem die "Schöne Julia" (Timoschenko) wurden als Helden gefeiert und verehrt. Schon wenige Monate zuvor hatte sich die Ukraine zumindest in Europa einen Platz im kollektiven Bewusstsein gesichert - damals gewann eine ukrainische Sängerin mit ihren "Wilden Tänzen" den European Song Contest. Kein Wunder also, dass der Gesang später die Revolution (wie einst im Baltikum) prägte. Zwei Sänger wurden anschließend gar ins Parlament gewählt, dem sie aber recht schnell wieder den Rücken kehrten. Die Mühen der Ebenen sind für Stars selten zu bewältigen. Lesen und hören wir heute von der Ukraine, so geht es oft um Gaslieferungen, also: um Russland. Wie nur für wenig andere Staaten ist das Verhältnis zu Russland politischer, strategischer und wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt der Ukraine. Die Abhängigkeit von den Energielieferungen, die gemeinsame Geschichte und ein russischer Bevölkerungsanteil von immerhin 17 Prozent machen Russland zu einem einflussreichen Faktor in der Ukraine. Dies wiederum schafft Identitätsprobleme, zumal die heutige Ukraine ein historisch junges Konglomerat ist. So wurde die Krim erst 1954 der damaligen ukrainischen Sowjetrepublik zugeschlagen - als ein Geschenk Chruschtschows. Kundig führt die Osteuropahistorikerin Kerstin Jobst durch die wechselvolle Geschichte der ukrainischen Länder, die zumeist Bestandteile verschiedener Vielvölkerreiche waren (Kiewer Rus’, Polen-Litauen, Russländisches Reich, Habsburger Monarchie und schließlich der Sowjetunion). Immer wieder lenkt sie den Blick auf die Krim mit ihrer mehrheitlich russischen Bevölkerung. Während die Georgien-Krise 2008 die Furcht vieler Ukrainer vor Russland wachsen ließ, kam es hingegen auf der Krim zu anti-ukrainischen Protesten. Die Rückkehr der Krim-Tataren in ihre alte Heimat (aus der sie 1944 von der Roten Armee nach Zentralasien vertrieben worden waren) kollidiert mit erheblichen Vorbehalten der Einheimischen. Die Krim-Tataren sind sunnitische Muslime. Sie beanspruchen Grund und Boden - während die slawischen Krimbewohner überzeugt sind: Die Krim muss sich in russischer Hand befinden.

Daniel Friedrich Sturm

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