Ingenieur ist ein traditionsreicher Beruf. Ingenieure haben immer schon anspruchsvolle Aufgaben gelöst. Palastanlagen, Systeme der Wasserwirtschaft, Werkzeugbau und Militärtechnik waren bzw. sind typische Gegenstände für ihre Tätigkeiten. Ab dem 18. Jahrhundert kamen für die nun auch so genannten Ingenieure die Herausforderungen der Industralisierung und des informationstechnischen Zeitalters hinzu.
Das Buch führt uns von den frühen Hochkulturen über die Antike und das Mittelalter bis in die Neuzeit. Der Leser erfährt, wie sich der Ingenieurberuf in Deutschland, England und den Vereinigten Staaten vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart entwickelt hat.
Ingenieure von heute werden in die Vergangenheit entführt und erfahren, wie ihre professionellen Vorfahren dachten, handelten und Probleme lösten. Dabei wird auch die Stellung der Ingenieure in der Gesellschaft beleuchtet: Welche Wertschätzung wurde dem Ingenieurberuf entgegengebracht? Wie empfanden die Ingenieure selbst ihre soziale Positionierung?
Herausgegeben und geschrieben von Deutschlands wichtigsten Technik-Historikern ist ein großformatiges, reich illustriertes und flüssig geschriebenes Werk entstanden, dass für Ingenieure und historisch Interessierte gleichermaßen bedeutend ist. Durch den 150. Jahrestag des Verein Deutscher Ingenieure VDI wird der Beruf 2006 in allen Medien große Beachtung finden.
Das Buch führt uns von den frühen Hochkulturen über die Antike und das Mittelalter bis in die Neuzeit. Der Leser erfährt, wie sich der Ingenieurberuf in Deutschland, England und den Vereinigten Staaten vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart entwickelt hat.
Ingenieure von heute werden in die Vergangenheit entführt und erfahren, wie ihre professionellen Vorfahren dachten, handelten und Probleme lösten. Dabei wird auch die Stellung der Ingenieure in der Gesellschaft beleuchtet: Welche Wertschätzung wurde dem Ingenieurberuf entgegengebracht? Wie empfanden die Ingenieure selbst ihre soziale Positionierung?
Herausgegeben und geschrieben von Deutschlands wichtigsten Technik-Historikern ist ein großformatiges, reich illustriertes und flüssig geschriebenes Werk entstanden, dass für Ingenieure und historisch Interessierte gleichermaßen bedeutend ist. Durch den 150. Jahrestag des Verein Deutscher Ingenieure VDI wird der Beruf 2006 in allen Medien große Beachtung finden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2007Vorfahrt für den Fortschritt
Walter Kaiser und Wolfgang König singen das Lob des Ingenieurs
Deutsche Ingenieure werden weltweit hochgeschätzt. Doch mit ihrer zukünftigen Ausbildung steht es schlecht. Ein Standardwerk blickt zurück auf die Geschichte eines Berufsbilds.
Inzwischen ist alles geregelt. Spätestens seit den bundesdeutschen Ingenieurgesetzen aus den frühen siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ist festgeschrieben, wer sich "Ingenieur" nennen darf. Das war freilich nicht immer so. Noch in den Jahren der Weimarer Republik diente so manchem windigen Erfinder die ungeschützte Berufsbezeichnung zur titulären Adelung seiner beruflichen Umtriebe. Auch wenn 1901 infolge eines Erlasses des letzten deutschen Kaisers die technischen Hochschulen ihren Absolventen reichsweit die Titel Dr.-Ing. und Dipl.-Ing. verleihen konnten, war längst noch nicht allgemein ausgemacht, welche Kenntnisse und Fähigkeiten als erforderlich galten.
Welchem Wandel sowohl das erforderliche Wissen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen innerhalb der vergangenen sechstausend Jahre unterlagen, ist das Thema des ebenso gewichtigen wie opulent bebilderten Sammelbandes zur Geschichte des Ingenieurs, den die beiden Technikhistoriker Walter Kaiser und Wolfgang König pünktlich zum hundertfünfzigjährigen Bestehen des Vereins Deutscher Ingenieure herausgegeben haben. In acht umfangreichen Kapiteln entfaltet der Band ein Tätigkeitsspektrum von technischen Experten, das von den mesopotamischen und graecoromanischen Ursprüngen über die allmähliche Verfestigung ihres Berufsbilds in Renaissance und Barock, von der rasanten Institutionalisierung der Ausbildungswege zwischen Industrialisierung und Imperialismus bis hin zur zweifachen Nationalgeschichte des Ingenieurs im geteilten Deutschland reicht. Ergänzt wird diese lange Zeitschneise durch den Erfahrungsbericht eines "weit gereisten Ingenieurs", der seine bei der Entwicklungshilfe in aller Welt gewonnenen Expertenerlebnisse schildert.
Wer etwas über die altorientalische Melioration, die spätantiken Bewegungsmethoden tonnenschwerer Obelisken oder über den mittelalterlichen Festungsbau erfahren möchte, den wird diese Überblicksdarstellung nicht enttäuschen. Ebenso wenig wie denjenigen, der etwas zur theoretischen Professionalisierung des Handwerkers oder zu den verkehrstechnischen Heldensagen des jungen British Empire, also zu Stephensons Lokomotive oder Brunels Ozeanriesen, sucht.
Weder Steinstatuen zu verschieben noch schwimmende Eisenkolosse mit Feuer anzutreiben, nichts ist dem Ingenieur bekanntlich zu schwer. Genau in dieser Vorstellung besteht das historiographische Manko der vorgelegten Großerzählung. In ihr erscheint der Ingenieur als die Identifikationsfigur des technischen Fortschritts, und die Darstellung folgt dabei nahezu durchgängig einer Prämisse, die kritische Geister bereits im späten neunzehnten Jahrhundert als hoffnungslosen Positivismus brandmarkten: dass die kühnen Entwicklungen der Ingenieure fast durchweg perfekt funktionieren, sich meist zum Guten wenden, das Wahre fördern, das Schöne mehren.
"Vorsprung durch Technik" hieß die Devise seinerzeit, 1971, geprägt von einem großen bundesdeutschen Automobilhersteller, der diesen Slogan ausgerechnet mit dem Modell NSU Ro 80 in Verbindung brachte, welches wegen seiner höchst problematischen Motortechnik das letzte seiner Art bleiben sollte. Mit einem Wort, es handelte sich um eine wenn auch formschöne, so doch unzweifelhafte Fehlentwicklung. Und genau diese Fehler im System, die Geschichte misslungener Projekte und irriger Annahmen, kommen in der Festschrift bedauerlicherweise etwas zu kurz. Zudem wünscht man sich - neben einer eigenen Würdigung des sowjetischen Ingenieurs - von einzelnen Autoren gelegentlich, ihre Darstellung weniger am Vorbild von Datenblättern für technische Spezifikationen auszurichten und mehr auf das Erzählen zu vertrauen. Schließlich ist die Geschichte technischer Errungenschaften reich an Obsessionen und Manien, voll von Irrläufern und allzu großzügigen Überschlagsrechnungen, die den vermeintlich sicher gebahnten Fortschritt in Form von scheiternden Projekten öfters aus dem Gleis geworfen haben.
Der Weg zu einem technischen Standard, auf den der Ingenieur hinarbeitet, weil er im Erfolgsfall mit ihm seinen Namen verbunden weiß oder ein Patent erhält, führt an zahlreichen Fehlschlägen vorbei. Unter den derzeit rund dreißigtausend Festlegungen des Deutschen Instituts für Normung (DIN) finden sich auch Normen, die beispielsweise regeln, was eine "Standesordnung" oder eine "Ingenieurvermessung", ja selbst was "Ingenieurwissen" oder was ihrerseits eine Norm ist. Doch sucht man vergeblich nach einer Definition des Ingenieurs.
Das Buch macht deutlich, warum. Schon die Tradierung des Begriffs ist ein Problem. Allzu häufig in der Geschichte wechselt die Terminologie des Technikers, oder aber sein Eigenname wird gar nicht überliefert. Im Zweifelsfall nämlich hat das Gadget oder die Pyramide ohnehin der Souverän selbst konstruiert, denn in ihm ist für lange Zeit der Ingenieur par excellence verkörpert. Doch wenn man auch beim DIN den Ingenieur noch nicht definiert hat, dieses Buch kann die Lücke einstweilen ausfüllen. Der Standard ist gesetzt.
MARKUS KRAJEWSKI
Walter Kaiser und Wolfgang König (Hrsg.): "Geschichte des Ingenieurs". Ein Beruf in sechs Jahrtausenden. Hanser Verlag, München 2006. 351 S., Abb., geb., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Walter Kaiser und Wolfgang König singen das Lob des Ingenieurs
Deutsche Ingenieure werden weltweit hochgeschätzt. Doch mit ihrer zukünftigen Ausbildung steht es schlecht. Ein Standardwerk blickt zurück auf die Geschichte eines Berufsbilds.
Inzwischen ist alles geregelt. Spätestens seit den bundesdeutschen Ingenieurgesetzen aus den frühen siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ist festgeschrieben, wer sich "Ingenieur" nennen darf. Das war freilich nicht immer so. Noch in den Jahren der Weimarer Republik diente so manchem windigen Erfinder die ungeschützte Berufsbezeichnung zur titulären Adelung seiner beruflichen Umtriebe. Auch wenn 1901 infolge eines Erlasses des letzten deutschen Kaisers die technischen Hochschulen ihren Absolventen reichsweit die Titel Dr.-Ing. und Dipl.-Ing. verleihen konnten, war längst noch nicht allgemein ausgemacht, welche Kenntnisse und Fähigkeiten als erforderlich galten.
Welchem Wandel sowohl das erforderliche Wissen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen innerhalb der vergangenen sechstausend Jahre unterlagen, ist das Thema des ebenso gewichtigen wie opulent bebilderten Sammelbandes zur Geschichte des Ingenieurs, den die beiden Technikhistoriker Walter Kaiser und Wolfgang König pünktlich zum hundertfünfzigjährigen Bestehen des Vereins Deutscher Ingenieure herausgegeben haben. In acht umfangreichen Kapiteln entfaltet der Band ein Tätigkeitsspektrum von technischen Experten, das von den mesopotamischen und graecoromanischen Ursprüngen über die allmähliche Verfestigung ihres Berufsbilds in Renaissance und Barock, von der rasanten Institutionalisierung der Ausbildungswege zwischen Industrialisierung und Imperialismus bis hin zur zweifachen Nationalgeschichte des Ingenieurs im geteilten Deutschland reicht. Ergänzt wird diese lange Zeitschneise durch den Erfahrungsbericht eines "weit gereisten Ingenieurs", der seine bei der Entwicklungshilfe in aller Welt gewonnenen Expertenerlebnisse schildert.
Wer etwas über die altorientalische Melioration, die spätantiken Bewegungsmethoden tonnenschwerer Obelisken oder über den mittelalterlichen Festungsbau erfahren möchte, den wird diese Überblicksdarstellung nicht enttäuschen. Ebenso wenig wie denjenigen, der etwas zur theoretischen Professionalisierung des Handwerkers oder zu den verkehrstechnischen Heldensagen des jungen British Empire, also zu Stephensons Lokomotive oder Brunels Ozeanriesen, sucht.
Weder Steinstatuen zu verschieben noch schwimmende Eisenkolosse mit Feuer anzutreiben, nichts ist dem Ingenieur bekanntlich zu schwer. Genau in dieser Vorstellung besteht das historiographische Manko der vorgelegten Großerzählung. In ihr erscheint der Ingenieur als die Identifikationsfigur des technischen Fortschritts, und die Darstellung folgt dabei nahezu durchgängig einer Prämisse, die kritische Geister bereits im späten neunzehnten Jahrhundert als hoffnungslosen Positivismus brandmarkten: dass die kühnen Entwicklungen der Ingenieure fast durchweg perfekt funktionieren, sich meist zum Guten wenden, das Wahre fördern, das Schöne mehren.
"Vorsprung durch Technik" hieß die Devise seinerzeit, 1971, geprägt von einem großen bundesdeutschen Automobilhersteller, der diesen Slogan ausgerechnet mit dem Modell NSU Ro 80 in Verbindung brachte, welches wegen seiner höchst problematischen Motortechnik das letzte seiner Art bleiben sollte. Mit einem Wort, es handelte sich um eine wenn auch formschöne, so doch unzweifelhafte Fehlentwicklung. Und genau diese Fehler im System, die Geschichte misslungener Projekte und irriger Annahmen, kommen in der Festschrift bedauerlicherweise etwas zu kurz. Zudem wünscht man sich - neben einer eigenen Würdigung des sowjetischen Ingenieurs - von einzelnen Autoren gelegentlich, ihre Darstellung weniger am Vorbild von Datenblättern für technische Spezifikationen auszurichten und mehr auf das Erzählen zu vertrauen. Schließlich ist die Geschichte technischer Errungenschaften reich an Obsessionen und Manien, voll von Irrläufern und allzu großzügigen Überschlagsrechnungen, die den vermeintlich sicher gebahnten Fortschritt in Form von scheiternden Projekten öfters aus dem Gleis geworfen haben.
Der Weg zu einem technischen Standard, auf den der Ingenieur hinarbeitet, weil er im Erfolgsfall mit ihm seinen Namen verbunden weiß oder ein Patent erhält, führt an zahlreichen Fehlschlägen vorbei. Unter den derzeit rund dreißigtausend Festlegungen des Deutschen Instituts für Normung (DIN) finden sich auch Normen, die beispielsweise regeln, was eine "Standesordnung" oder eine "Ingenieurvermessung", ja selbst was "Ingenieurwissen" oder was ihrerseits eine Norm ist. Doch sucht man vergeblich nach einer Definition des Ingenieurs.
Das Buch macht deutlich, warum. Schon die Tradierung des Begriffs ist ein Problem. Allzu häufig in der Geschichte wechselt die Terminologie des Technikers, oder aber sein Eigenname wird gar nicht überliefert. Im Zweifelsfall nämlich hat das Gadget oder die Pyramide ohnehin der Souverän selbst konstruiert, denn in ihm ist für lange Zeit der Ingenieur par excellence verkörpert. Doch wenn man auch beim DIN den Ingenieur noch nicht definiert hat, dieses Buch kann die Lücke einstweilen ausfüllen. Der Standard ist gesetzt.
MARKUS KRAJEWSKI
Walter Kaiser und Wolfgang König (Hrsg.): "Geschichte des Ingenieurs". Ein Beruf in sechs Jahrtausenden. Hanser Verlag, München 2006. 351 S., Abb., geb., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Was den Ingenieur ausmacht, kann Markus Krajewski hier nachlesen. Dass eine punktgenaue Definition nicht möglich ist, macht ihm der Band allerdings auch bewusst, lernt Krajewski doch über den Wandel des berufsspezifischen Wissens und der "institutionellen Rahmenbedingungen" eine ganze Menge. Den von den beiden Technikhistorikern Walter Kaiser und Wolfgang König herausgegebenen Band findet er "gewichtig" und "opulent bebildert", das historische Spektrum "von den mesopotamischen Ursprüngen" bis hin zur "zweifachen Nationalgeschichte" des Berufsstandes im geteilten Deutschland umfangreich ausgemessen. Die in technischer Detailtreue illustrierte Güte der "Identifikationsfigur des Fortschritts" allerdings erscheint Krajewski dann doch etwas zu blauäugig dargestellt. Wo, fragt er, bleiben all die Manien und Obsessionen, all die Irrläufer und Fehler in diesem System?
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"... ein sehr lesenswerter Überblick über einen der vielfältigsten Berufe überhaupt. Dieser Band bietet die bislang beste Zusammenfassung und wird zweifellos ein Standardwerk für Lehrkräfte und Bibliotheken werden." Spektrum der Wissenschaft, August 2007
"Herausgegeben und geschrieben von Deutschlands wichtigsten Technik-Historikern ist ein großformatiges, reich illustriertes und flüssig geschriebenes Buch entstanden, das für Ingenieure und historisch Interessierte gleichermaßen bedeutend ist." ew - Magazin für Energie Wirtschaft, Dezember 2006
"Herausgegeben und geschrieben von Deutschlands wichtigsten Technik-Historikern ist ein großformatiges, reich illustriertes und flüssig geschriebenes Buch entstanden, das für Ingenieure und historisch Interessierte gleichermaßen bedeutend ist." ew - Magazin für Energie Wirtschaft, Dezember 2006