Das Risorgimento, die Zeit der Nationalstaatswerdung, hatte von jeher eine besondere Bedeutung in der Geschichtsschreibung Italiens. Besonders der deutschsprachigen Forschung nicht nur zur Geschichte Italiens sondern auch der transnationalen und vergleichenden Geschichte der Nationalstaatsgründungen fehlt jedoch seit langem ein aktuelles und fundiertes Überblickswerk zur Geschichte des Risorgimento. Gabriele Clemens legt ein solches nun vor. Sie beginnt ihre Darstellung schon vor der Französischen Revolution, noch im Ancien Régime, um 1770, und endet 1870 mit der Eroberung Roms durch die Truppen des noch jungen Nationalstaats, nimmt also ein gutes Jahrhundert italienischer Geschichte in den Blick. Ihre ausgewogene und gut lesbare Darstellung verbindet dabei die Perspektive der politischen Kulturgeschichte mit einem wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Ansatz und setzt zugleich neue Akzente, etwa hinsichtlich der Rolle des Adels und des Bürgertums. Die lange behauptete Mobilisierung der Massen durch Kunst, Musik und Literatur und auch die Bedeutung des zum Mythos gewordenen Garibaldi werden grundlegend hinterfragt und der Weg in den Nationalstaats als der Werk einer staatstragenden Elite beschrieben, die konsequent in transnationalen Netzwerken handelt.
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