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Vom Zarenreich zum neuen Rußland - ein faszinierender Blick auf 100 Jahre Film! Tabellarische Übersichten über Produktionszahlen, Zuschauerpräferenzen und Filmfestivals Personen- und Filmtitelregister. Erstmals in deutscher Sprache erscheint hiermit eine umfassende Darstellung der Entwicklung des Films von den Anfängen in der Zarenzeit über mehr als siebzig Jahre Sowjetregime bis zum Filmschaffen des neuen Rußland. Nach der Oktoberrevolution entsprach die neue Kunstform der Dynamik der sich entwickelnden Gesellschaftsordnung und beflügelte die Avantgardisten der zwanziger Jahre, allen voran…mehr

Produktbeschreibung
Vom Zarenreich zum neuen Rußland - ein faszinierender Blick auf 100 Jahre Film!
Tabellarische Übersichten über Produktionszahlen, Zuschauerpräferenzen und Filmfestivals
Personen- und Filmtitelregister.
Erstmals in deutscher Sprache erscheint hiermit eine umfassende Darstellung der Entwicklung des Films von den Anfängen in der Zarenzeit über mehr als siebzig Jahre Sowjetregime bis zum Filmschaffen des neuen Rußland. Nach der Oktoberrevolution entsprach die neue Kunstform der Dynamik der sich entwickelnden Gesellschaftsordnung und beflügelte die Avantgardisten der zwanziger Jahre, allen voran Sergej Eisenstein, zu Experimenten. Nach Stalins Tod reüssierte der sowjetische Film ein zweites Mal auf internationaler Ebene mit Regisseuren wie Michail Kalatozov oder Andrej Tarkovskij, mit Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilmen sowie mit dem vielfältigen Filmschaffen der einzelnen Unionsrepubliken. Während der Perestrojka wurde der Film schließlich zum Sprachrohr für aktuelle gesellschaftliche Anliegen. Um dem Filmschaffen in seiner Komplexität gerecht zu werden, berücksichtigt der vorliegende Band Produktion und Distribution, staatliche Filmindustrie und Zensur, Filmstars und Publikumswirksamkeit, elitäre Filmkunst, Staatsfilm und Unterhaltung.
Autorenporträt
Christine Engel unterrichtet seit 2009 an der Gemeinschaftsgrundschule Euskirchen Weststadt. Sie gestaltete einige Wochen den Deutschunterricht an einer Grundschule in England. Offene Unterrichtsformen und Wege zum selbstgesteuerten Lernen sind zentrale Bausteine ihrer Unterrichtspraxis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2000

Tauwetter auf Zelluloid
Der russische Film hat eine Geschichte, die sich sehen lassen kann

Der Hundertjährigen, zu der die Filmgeschichte inzwischen geworden ist, mit der Gesamtdarstellung einer nationalen Kinematographie in einem einzigen Band zu Leibe zu rücken ist ein ambitioniertes Unterfangen. Schon für diese Anstrengung ist der Metzler Verlag zu loben, der seinen einbändigen Geschichten des deutschen, des britischen und des chinesischen Films nun eine des sowjetischen und russischen Films zugesellt. Das Verdienst ist umso größer, als der Band eine schmerzliche Lücke füllt: Es handelt sich um die erste Überblicksdarstellung zum russischen Film im deutschsprachigen Raum.

Christine Engel, die Herausgeberin, betont in einem kurzen Vorwort die Notwendigkeit historischer, politischer, kunsthistorischer und kultureller Kontextualisierungen. Damit ist das größte Problem der Geschichtsschreibung ästhetischer Gegenstände angesprochen: Stets gilt es, die zumutungsreiche Forderung nach dem Überblick mit der spezifischen Konkretheit des einzelnen Werks zu versöhnen. Überzeugende establishing shots sind ebenso wichtig wie gelungene close ups - nicht zu vergessen die Halbtotalen, in die die Werkbiografien wichtiger Regisseure zu fassen sind.

Der vorliegende Band ist sichtlich um eine ausgewogene Mischung bemüht; gelungen ist sie nicht immer. Die Einteilung in verschiedene Abschnitte folgt den Zäsuren der politischen Geschichte, die hier wie kaum sonst alles andere als bloßer Begleitumstand ist. Unmittelbarer als in anderen Ländern ist der Film in Russland immer auch Reaktionsbildung auf und gegen die Vorgaben von Zensur und Ideologie gewesen. Diesem Zusammenhang versucht der Band gerecht zu werden, indem die einzelnen Abschnitte jeweils mit einer Zusammenfassung relevanter politischer Ereignisse beginnen.

Der Zuschnitt zu sieben in sich weitgehend geschlossenen Kapiteln - nämlich: Zarenreich, Stummfilm/früher Tonfilm, Film unter Parteikontrolle, Tauwetterperiode, neuer Konservatismus, Perestrojka, neues Russland - überzeugt. In den anschließenden, von der politischen Situierung dann weitgehend unbehelligt bleibenden Analysen wird deutlich, dass der Film sich über weite Strecken seiner sowjetischen Geschichte nicht ins Niemandsland politischer Korrektheit und ästhetischer Bedeutungslosigkeit hat abdrängen lassen. Insbesondere gilt das natürlich für die filmhistorisch bedeutendste Epoche des russischen Films, die Stummfilm-Avantgarde der zwanziger Jahre um Eisenstein, Pudovkin, Dovzenko, Vertov.

Leider ist das Kapitel, das Evgenij Margolit diesem Zeitraum widmet, das mit Abstand schwächste. Der Versuch formaler Analysen der Filme, also vor allem der Montagetechniken, bleibt ebenso oberflächlich wie die Auseinandersetzung mit den theoretischen Schriften der Avantgarde. Die Konzentration auf einige wenige signifikante Filme wäre sinnvoller gewesen als das Bemühen um Vollständigkeit. Als theoretischer Hintergrund ist vor allem Bachtins Interpretation der Volkskultur und des Karnevals auszumachen. Wenngleich dies für die Herkunft des russischen Kinos aus der Tradition der Lubki, der Volksbilderbögen, seine Berechtigung hat, greift der Bezug auf Lachkultur und Groteske bei der Analyse der Stummfilme entschieden zu kurz.

Gemindert wird das Lesevergnügen noch zusätzlich durch das dröge Deutsch, in das der Text aus dem russischen Original gebracht worden ist. Im letzten Abschnitt des Bandes über das Kino der Perestrojka und den postsowjetischen Film begegnet man der klischierten Sprache wieder, die den Filmen vorzugsweise mit abgedroschenen Adjektiven nahe zu kommen versucht. Kenntnisse und Kompetenz der Verfasserin Eva Binder stehen dabei im Übrigen ebenso außer Zweifel wie im Falle Evgeni Margolits.

Die Autorin des Zwischenstücks zu Tauwetterperiode und neuem Konservatismus aber, Oksana Bulgakova, beweist, dass Filmgeschichtsschreibung über das Befriedigen der Wissbegierde hinaus auch ästhetische Empfindungssinne ansprechen kann. Auf dem vorgegebenen engen Raum gelingt es ihr, einen sinnvollen Bezug von Überblick und Analyse herzustellen und interessante Schlaglichter auf einzelne Filme und auch Regisseure zu werfen. Der Gewinn, mit dem man diese Kapitel liest, ist der erfreuliche Mehrwert eines Bandes, dessen Unverzichtbarkeit für den Interessierten ansonsten in erster Linie in seiner Solidität und Konkurrenzlosigkeit begründet liegt.

EKKEHARD KNÖRER.

"Geschichte des sowjetischen und russischen Films". Hrsg. von Christine Engel. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 1999. 350 S., zahlreiche Abb., geb., 78,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"...Wie die bisher vorliegenden Metzler-Bücher genügt auch der neue Band allerhöchsten Ansprüchen. Deutsche Welle Kenntnisreich schreiben Oksana Bulgakova und Eva Binder über Tauwetterperiode, Breschnewsche Restauration, Perestroika und die Zeit danach. Süddeutsche Zeitung Ein Buch, das nicht nur Cineasten anspricht, sondern alle an der Kultur der Sowjetunion und Rußland Interessierte..." (lehrerbibliothek.de)