Eine der großen Autobiographien des 20. Jahrhunderts wird mit diesem Buch erstmals auf Deutsch vorgelegt: Die Lebensbeschreibung des Mediziners Ludwik Hirszfeld, der als Mitentdecker des Systems der Blutgruppen in die Geschichte eingegangen ist.Ein weltberühmter Forscher, Experte für Hygiene und das menschliche Immunsystem - und Autor einer packend geschriebenen Autobiographie. In ihr spiegeln sich die Widersprüche des 20. Jahrhunderts: Als Jude geboren und zum Katholizismus übergetreten, verstand sich Hirszfeld als Humanist und als Pole. Er polarisierte durch kritische Kommentare zum Judentum. Dass er versuchte, das System der Blutgruppen des Menschen mit dem Konzept der Rasse in Beziehung zu setzen, ist unlängst Gegenstand einer öffentlichen deutsch-polnischen Kontroverse geworden.Er hatte in Deutschland studiert, war international vernetzt und musste erleben, wie die deutschen Besatzer sich seines Labors und seiner Forschungsergebnisse bemächtigten. Im Warschauer Ghetto schuf er sich unter schwierigsten Bedingungen Möglichkeiten, wissenschaftlich weiterzuarbeiten. Durch den tragischen Tod seiner Tochter in eine Krise gestürzt, fand er nach Kriegsende dennoch die Kraft, weiter zu arbeiten und baute das heute weltweit anerkannte Institut für Immunologie in Wroclaw auf.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungAls Deutschland sich barbarisierte
Ludwik Hirszfeld war es, der gemeinsam mit Emil von Dungern die Erblichkeit der Blutgruppen nachwies und deren bis heute gängige Bezeichnung entwickelte. Da war der in eine jüdische Familie geborene und zum Katholizismus übergetretene Hirszfeld noch keine dreißig Jahre alt. In seiner Autobiographie blickt man aus der Perspektive eines international vernetzten polnischen Ausnahmewissenschaftlers auf die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Hirszfeld, der Studium und frühe Forscherjahre in Deutschland und der Schweiz absolvierte und sein Buch über Blutgruppen 1928 auf Deutsch publizierte, legt darin Zeugnis davon ab, wie Deutschland sich barbarisierte; als "nichtarischer" Christ wurde er von den deutschen Besatzern ins Warschauer Getto gezwungen. Seine Autobiographie erschien 1946 auf Polnisch. Erfolglos bemühte er sich bis zu seinem Tod 1954 um eine deutsche Ausgabe. Nun erst erfüllte ihm das Zentrum für historische Forschung Berlin der polnischen Akademie der Wissenschaften diesen Wunsch.
STST.
Ludwik Hirszfeld: "Geschichte eines Lebens". Autobiographie.
Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2018. 434 S., geb., 39,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ludwik Hirszfeld war es, der gemeinsam mit Emil von Dungern die Erblichkeit der Blutgruppen nachwies und deren bis heute gängige Bezeichnung entwickelte. Da war der in eine jüdische Familie geborene und zum Katholizismus übergetretene Hirszfeld noch keine dreißig Jahre alt. In seiner Autobiographie blickt man aus der Perspektive eines international vernetzten polnischen Ausnahmewissenschaftlers auf die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Hirszfeld, der Studium und frühe Forscherjahre in Deutschland und der Schweiz absolvierte und sein Buch über Blutgruppen 1928 auf Deutsch publizierte, legt darin Zeugnis davon ab, wie Deutschland sich barbarisierte; als "nichtarischer" Christ wurde er von den deutschen Besatzern ins Warschauer Getto gezwungen. Seine Autobiographie erschien 1946 auf Polnisch. Erfolglos bemühte er sich bis zu seinem Tod 1954 um eine deutsche Ausgabe. Nun erst erfüllte ihm das Zentrum für historische Forschung Berlin der polnischen Akademie der Wissenschaften diesen Wunsch.
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Ludwik Hirszfeld: "Geschichte eines Lebens". Autobiographie.
Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2018. 434 S., geb., 39,90 [Euro].
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