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Dieses Buch erzählt die Geschichte Europas. Es spannt einen Bogen von der Antike bis zur Gegenwart und nimmt mehr als dreitausend Jahre Vergangenheit in den Blick. Lange hat kein deutscher Historiker mehr eine solche Gesamtschau gewagt. Michael Salewskis große Darstellung ist eine ideale Einführung für jeden historisch interessierten Leser. Woher kommt Europa? Wie ist es zu dem geworden, was es heute ist? Welche Gestalten und Ereignisse, Kräfte und Ideen haben es geprägt? An der Schwelle zum neuen Jahrtausend wagt Michael Salewski, was lange kein deutscher Historiker mehr unternommen hat: eine…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Buch erzählt die Geschichte Europas. Es spannt einen Bogen von der Antike bis zur Gegenwart und nimmt mehr als dreitausend Jahre Vergangenheit in den Blick. Lange hat kein deutscher Historiker mehr eine solche Gesamtschau gewagt. Michael Salewskis große Darstellung ist eine ideale Einführung für jeden historisch interessierten Leser. Woher kommt Europa? Wie ist es zu dem geworden, was es heute ist? Welche Gestalten und Ereignisse, Kräfte und Ideen haben es geprägt? An der Schwelle zum neuen Jahrtausend wagt Michael Salewski, was lange kein deutscher Historiker mehr unternommen hat: eine Geschichte unseres Kontinents von der Frühzeit und der griechisch-römischen Antike bis in unsere Gegenwart. Seine Geschichte ist eine politische und eine erzählte Geschichte. Salewski erzählt wirklich: Von den Perserkriegen, von Athen und Sparta, von Julius Caesar und Augustus führt seine temperamentvolle Darstellung den Leser durch die Jahrhunderte von Mittelalter und Neuzeit bis zu den dramatischen Ereignissen unseres Säkulums. Er schildert die großen - und die furchtbaren - Szenen der europäischen Geschichte, er portraitiert ihre wichtigsten Akteure von Perikles bis Hitler, und nicht zuletzt weiß er - gegen alle Europaverdrossenheit - für die unendliche Vielfalt der europäischen Geschichte zu begeistern. Vor allem aber macht die spannende Lektüre seines Buches bewußt, was Europa eigentlich ist: die Summe seiner Geschichte, das Ergebnis einer mehr als dreitausendjährigen Vergangenheit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2000

Murksmacher fallen nicht mehr durch
Michael Salewskis Geschichte Europas wendet den Weber-Test nicht an / Von Hans-Ulrich Wehler

Neue Darstellungen der europäischen Geschichte haben seit einiger Zeit Konjunktur. Das hängt offenbar mit der politischen und geistigen Großwetterlage der voranschreitenden Integration in der Europäischen Union zusammen. Während die Staatenvielfalt allmählich zu einem Kraftfeld zusammenwächst, gehen die Historiker auf die Suche nach gemeineuropäischen historischen Traditionen. Bisher ist freilich ihre Methode ziemlich unbefriedigend geblieben. Gewöhnlich werden Nationalgeschichten scheibchenweise addiert, die Interdependenzen dagegen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, zwar beschworen, doch nur selten erfasst.

Da die Ordnungsprinzipien des Nationalismus und seines Produkts, des Nationalstaats, gerade einmal zweihundert Jahre alt sind, entsteht ein Zwang zu abenteuerlichen Konstruktionen, wenn sie auch der davorliegenden Zeit umstandslos übergestülpt werden. Obwohl große Gebiete durchweg Regionen mit unterschiedlichem Entwicklungstempo umschließen, wird gemeinhin angenommen, dass die öde Chronologie des gregorianischen Kalenders das Ruhrgebiet, den italienischen Mezzogiorno und die ungarische Puszta gleichermaßen in ein und dieselbe Zeitzone pressen darf, obwohl doch außerordentlich viel von der Spannung zwischen Dynamik und Stagnation, zwischen Wachstumsfähigkeit und -unfähigkeit abhängt.

Werden die Unterschiede der historischen Geschwindigkeit realitätsfern missachtet, türmen sich schon zahlreiche Schwierigkeiten auf. Das Fehlen generalisierungsfähiger, zugleich auch historisch trennscharfer Kategorien wirft noch gravierendere Dilemmata auf. Die übliche Historikersprache hantiert häufig noch immer mit modernen Schlüsselbegriffen wie Staat und Nation, als ob es sich bei ihnen nicht um die Kennzeichnung relativ junger Phänomene der politischen Neuzeit Europas, sondern um ohne weiteres anwendbare, verallgemeinerungstüchtige Termini handle. Eben das aber ist eine zutiefst fragwürdige Annahme, die einem Imperativ des Historismus und heutzutage des "Linguistic Turn", die Zeitbedingtheit und Kontextabhängigkeit der politischen Semantik zu respektieren, schnurstracks zuwiderläuft.

Am Anfang einer Geschichte Europas sollte daher als Mindestanforderung eine umsichtige Präzisierung der Begriffswelt stehen, mit deren Hilfe die Strukturen und Prozesse unterschiedlicher Epochen in unterschiedlichen Regionen mit unterschiedlicher Entwicklungsgeschwindigkeit erfasst werden können. Das sollte sich mit einer komparativen Perspektive verbinden, da nur so die Eigenarten des Okzidents glaubwürdig erfasst, nur so die abgrenzbare Einheit des Darstellungsgegenstandes, des "historischen Individuums" Europa, konstituiert werden können. Und schließlich sollte das Unternehmen ständig von einer zeittheoretischen Klärung begleitet werden, wie es den unterschiedlichen Evolutionsgeschwindigkeiten, von innovativem Zentrum etwa und rückständiger Peripherie, von Wachstumsinseln und traditionalem Umland, gerecht werden will.

Nun ist das Angebot an Begriffssystemen, die solche Ansprüche zu erfüllen versprechen, denkbar schmal. Dem aufgeklärten Neomarxismus, wie ihn etwa Eric Hobsbawm und Perry Anderson in ihren Synthesen europäischer Geschichte praktiziert haben, werden sich nur mehr wenige anvertrauen wollen - nicht etwa, weil es gegenwärtig nicht als chic gilt, sich auf Marx zu berufen, sondern weil die Einseitigkeit mancher theoretischer Grundannahmen, die Ökonomielastigkeit zentraler Denkfiguren, mithin die allzu geradlinige Präjudizierung der Ergebnisse abschrecken. Im Vergleich gilt die Systemtheorie Niklas Luhmanns mancherorts als theoretisches Nonplusultra, daher auch als Passepartout zur Weltgeschichte. Sie hat sich aber bisher aus ihren lichten Höhen auf jenes mittlere Abstraktionsniveau, auf dem reflektiert vorgehende Historiker ihre Theorieanleitung mit der Empirie zu vermitteln suchen, nicht hinuntertransformieren lassen.

Das einzige Kategoriensystem, das gegenwärtig, soweit ich zu sehen vermag, allgemeine und spezifische Begriffe, Trenn- und Tiefenschärfe, Hypothesenvielfalt und Erklärungskraft für eine vieldimensionale Geschichte Europas anbietet, findet sich im Ideenhaushalt Max Webers. (Damit ließe sich übrigens auch, sofern man auf rational überprüfbaren Argumenten statt auf preiswerten kosmopolitischen Bekenntnissen zur Einheit des Globus besteht, eine Weltgeschichte, eben die "Weltgeschichte Europas", schreiben.) Eines der großen Themen Webers war es, die Einzigartigkeit der okzidentalen Geschichte im Sinn einer schließlich weltweit wirkenden Modernisierungsleistung durch den universalhistorischen Vergleich mit Hilfe einer aus dem historischen Befund destillierten, exakt definierten Begrifflichkeit herauszuarbeiten. Entscheidet man sich nicht nur für sein Kategoriensystem, sondern auch für seinen Denkstil, braucht man etwa die moderne Semantik von Nation und Staat für die Vormoderne nicht zu bemühen, da sie alle wesentlichen Unterschiede der Vergesellschaftungs- und Herrschaftsformen in der Zeit zwischen dem Aufstieg Altisraels und dem Beginn der politischen Neuzeit auf diese Weise radikal nivelliert, modernisiert und folglich um ihre historische Eigenart bringt. Vielmehr steht mit Webers Kategorien ein vielfältig nuanciertes, dennoch analytisch scharfes Instrumentarium zur Verfügung.

Der Politikhistoriker kann dann etwa unterscheiden nach Klientelverbänden oder Eidgenossenschaften, nach Personenverbandsherrschaft oder patrimonialer Herrschaft, nach Spielarten des Sultanismus, der Hierokratie oder der Theokratie, des frühneuzeitlichen Flächenstaats und des bürokratisch verwalteten, national legitimierten Anstaltsstaats der Moderne. Solche Beispiele für Differenzierungsmöglichkeiten, die erst im späten Grenzfall den "Staat" als realitätsadäquaten Begriff zulassen, sollten dann mit der Analyse der Legitimationsgrundlagen politischer Herrschaft verbunden werden. Denn Weber hat sich mit der vertrauten Regimenlehre seit Aristoteles nicht zufrieden gegeben, sondern, halbwegs genial, empfohlen, stets nach der Natur der drei ideal typisch formulierten Legitimationsbasen der traditionalen, charismatischen, rationalen Herrschaft zu fragen.

Wie geht, im Lichte solcher Vorüberlegungen, der Kieler Historiker Michael Salewski seine "Geschichte Europas" an? Er erzählt mit imponierender Sachkunde, in elastischer Sprache ohne Ermüdung ausgeführt, auf fast 1150 Seiten Politikgeschichte pur. Von Wirtschafts- und Sozialgeschichte, von Bevölkerungs- und Technikgeschichte ist, aufs Ganze gesehen, so gut wie keine Rede (ein wenig altertümlich wird nur die englische industrielle Revolution kurz vorgestellt) und von der Kulturgeschichte im derzeit weiten Sinn auch nicht. Die Entscheidung für eine so eminent folgenreiche Verengung europäischer Geschichte auf Politikgeschichte wird nicht begründet. Dem Leser wird zugemutet, diese überaus konventionelle "Reduktion von Komplexität" hinzunehmen, ohne je über die Vorzüge und Grenzen dieses Ansatzes informiert zu werden.

Wenn aber die Politikgeschichte schon derart privilegiert wird, hängt ihre Überzeugungskraft von zeitgerecht differenzierenden, analytisch ergiebigen Begriffen ab, welche im Sinne Webers die tiefen Unterschiede zwischen den Herrschaftsverbänden der griechischen Polis, der Römischen Republik, des fränkischen Großreichs, des friderizianischen Preußen, des "Führerstaates" überhaupt zu erfassen vermögen. Eben darauf hat der Verfasser aber vollständig verzichtet, so dass auch die faszinierende Grundfrage nach den Ursachen des Aufstiegs und Untergangs dieser Herrschaftsformen gar nicht auftaucht, nicht einmal die berühmte nach dem Niedergang des Römischen Reiches, auf die Weber eine bis heute anregende Antwort gegeben hat.

Auch die Frage nach den Legitimationsgrundlagen dieser Herrschaftssysteme wird nicht explizit verfolgt. Stattdessen wird die als Leitfaden vorherrschende Personenorientierung einer narrativen Darstellung anvertraut. Da kann es dann nicht verwundern, wenn das ahistorische Urteil dahin geht, dass die Schlacht auf dem Lechfeld, in der ein ungarisches Heer von den Kriegern Kaiser Ottos I. im Jahre 955 besiegt wurde, das "deutsche Nationalgefühl", rund achthundert Jahre mithin vor seiner Existenz sensu stricto, "mächtig beflügelt" habe. Auch manches andere irritiert an dieser Politikgeschichte. Warum wird der Staatsbildungsprozess, der zum europäischen Unikat des modernen Flächenstaats geführt hat, in dieser Geschichte Europas nicht eigens thematisiert, obwohl gerade er doch ein Hauptgegenstand einer modernen Politikgeschichte sein müsste? Und warum wird eine weitere welthistorische Eigenart, das seit dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts bestehende europäische Staatensystem, nicht eigens gewürdigt?

Unterliegt hier die Politikgeschichte schon mancher schwer verständlichen Einschnürung, wirkt der Ausschluss entscheidend wichtiger Problemkomplexe durch den gewählten Ansatz noch irritierender. Die griechische und die römische Antike in die Frühgeschichte Europas einzubeziehen gehörte zum geradezu klassischen Kanon der Historiographie. Warum aber wird, um Clios Willen, die jüdisch-israelitische Antike stillschweigend übergangen? Seit Eduard Meyer war kein deutscher Altertumshistoriker mehr firm genug, diese dritte Antike gleichgewichtig in seine Forschung mit einzubeziehen. Dieses Defizit ändert aber nichts an der Notwendigkeit, Altisrael ebenso wie Griechenland und Rom in eine gegenwärtige Geschichte Europas aufzunehmen, da sonst die Wurzeln der erst Europa und dann die Welt umgestaltenden Wirkungen des Christentums gar nicht auftauchen. Tatsächlich springt dann auch in dieser Darstellung das Christentum, wie Pallas Athene aus dem Haupte des Zeus, auf die Bühne der Politik Kaiser Konstantins und der Heidenmission des Bonifatius. Die Option für Webers Analyse des Okzidents hätte auch diese fatale Ausblendung von vornherein nicht zugelassen.

Unstreitig gehörte der Lehnsfeudalismus jahrhundertelang zu den - hier ebenfalls zu kurz kommenden - europäischen Sonderformen der Sozial- und Herrschaftsverfassung. Zum einen eröffnete in politikgeschichtlicher Perspektive das Treue- und Schutzverhältnis zwischen Lehnsherrn und Vasall in einer Zeit ohne zentralgesteuerte Kontroll- und Kommunikationsmittel die Chance, ein weiträumiges Herrschaftsgebilde wie das fränkische Reich und seine Nachfolger durch dezentralisierte Herrschaftsausübung und Loyalitätsgarantie eine Zeitlang zusammenzuhalten. Zum andern erwies sich der Feudalismus keineswegs als eine "verfaulende" Lebenswelt, wie der orthodoxe Marxismus glauben machen wollte, sondern als eine überaus fortschrittsträchtige, da er durch die strenge Verrechtlichung der Sozial- und Herrschaftsbeziehungen dem Aufstieg des rationalen Anstaltsstaats, ja sogar des Rechtsstaates gewissermaßen zuarbeitete.

Sein einseitiger Ansatz erschwert es dem Verfasser bei der Darstellung der Folgezeit, das frühneuzeitliche Europa überzeugend abzugrenzen. Dass das Osmanische Reich nicht zu Europa gehörte, da seine Religion, seine Kultur, sein Herrschaftssystem, seine Institutionen, seine Grundsatzopposition gegen die "abendländische Christenheit" es ausschlossen, steht ebenso außer Frage, wie auch heute kein einziges überzeugendes Argument dafür spricht, die Türkei in den Kreis der EU-Bewerber aufzunehmen. Doch warum dann der Verfasser Russland zu Europa rechnet, bleibt schleierhaft. Zugegeben, seit Peter dem Großen wird es zum Akteur an der Peripherie des Staatensystems, das ist die politikgeschichtliche Rechtfertigung. Doch ein Herrschaftsgebilde ohne Prägung durch die dreifache Antike, die Renaissance, den Humanismus, die Reformation, die Aufklärung, ohne Bürgertum zumal und ohne die Zielutopie der "Bürgerlichen Gesellschaft" - warum bloß sollte es zum genuinen Bestandteil Europas erhoben werden?

Die Binnenperspektive russischer Eliten, sich als Verfechter des orthodoxen Christentums und der westlichen Kultur gegenüber Asien zu verstehen, ändern an dieser von Grund auf andersartigen historischen Prägung denkbar wenig. Es ist daher in historischer Perspektive nur folgerichtig, in den westlichen Nachfolgestaaten der Sowjetunion den europäischen Einfluss vielfältig geltend zu machen, sie jedoch keineswegs als künftige Teile der Europäischen Union zu betrachten, wie das der Verfasser eigentlich folgerichtig tun müsste.

Die Erfolgsgeschichte Europas, die in dieser politikhistorischen Perspektive letztlich dominiert, scheint es überdies auszuschließen, auch die schwarze Seite der Medaille angemessen zu bewerten. Kommunismus und Nationalsozialismus sind keineswegs Fremdimporte von außerhalb, sondern ebenso genuine Produkte Europas wie seine Modernisierungsleistung - diese Ambivalenz hat Mark Mazower in seiner Geschichte Europas, des "dunklen Kontinents", im zwanzigsten Jahrhundert soeben noch einmal brillant herausgearbeitet. Wegen seiner konzeptionellen Verengung gelingt es dem Verfasser dann auch nicht, die von der deutschen Gesellschaft mit ihren Messiashoffnungen und Kriegstraumata getragene charismatische Herrschaft Hitlers als eine der politisch entscheidenden Ursachen der deutschen Zerstörungsdynamik und genozidalen Vernichtungspolitik zu analysieren. Auch hier bleibt der politikgeschichtliche Ansatz eigentümlich stumpf. Und da die Wirtschafts- und Sozialgeschichte nicht einmal ein Schattendasein führen, kann es kaum überraschen, dass der Leser vom existenzgefährdenden Preis der Umweltzerstörung, den Europa für den "entfesselten Prometheus" in Gestalt der industriekapitalistischen Wachstumsmaschine zu zahlen hat, ebenfalls nichts vernimmt.

Kurzum, eine Geschichte Europas lässt sich in diesem Stil weder auf 1150 Seiten, noch auf 2500 Seiten farbig-narrativ erzählen. Sie kann vielmehr nur mit Hilfe klarer analytischer Kategorien, die den zeitbedingten, extrem verschiedenartigen Phänomenen gerecht werden, in komparativer Perspektive konstruiert werden. Und statt der Reduktion auf personenzentrierte Politikgeschichte bedarf ein solches Komplexphänomen, so unbezweifelbar eine analytisch reflektierte Politikgeschichte ihren legitimen Platz besitzt, des Zugriffs von unterschiedlichen Ansätzen her. Und last, but not least gibt es eine übergroße Vielfalt möglicher Geschichten Europas unter den verschiedenartigsten Leitperspektiven. Nur wenn man durch die klare Bindung an erkenntnisleitende "Wertideen" (Weber) eine explizit begründete Selektion vornimmt, um eine ganz bestimmte Geschichte Europas zu konstruieren (seiner Herrschaftsformen bis hin zu Liberalismus und Demokratie, seines industriellen Produktionskapitalismus, seiner epochenspezifischen Sozialstruktur), vermeidet man die narrativ übertünchte Beliebigkeit. An eben dieser Wertentscheidung und an diesem nachvollziehbaren Konstruktionsprozess mangelt es Salewskis politikhistorischem Entwurf.

Michael Salewski: "Geschichte Europas". Staaten und Nationen von der Antike bis zur Gegenwart. Verlag C. H. Beck, München 2000. 1146 S., geb., 78,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Ein ausführlicher, unaufgeregter aber dennoch vollständiger Verriss von Hans-Ulrich Wehler! Allerdings erfährt der Leser wenig über das, was in diesem Buch steht, dafür umso mehr über das, was hätte drin stehen sollen! Wehler beginnt mit einer höchst ausführlichen Soll-Liste für eine Geschichte Europas: nötig wäre gleich zu Anfang eine Präzisierung der Begriffe, Einführung einer komparativen Perspektive und eine zeittheoretische Klärung. Systeme hierfür existieren von Hobsbawm, Anderson und Luhmann. Selbst wenn man ihre jeweilig vielleicht präjudizierenden Perspektiven ablehnt, gibt es da noch Max Weber! Und nach Weberschen Kategorien untersucht er dann Salewskis Buch, welches, was nach dieser langen Desiderata-Vorrede nun nicht mehr überrascht, keinen einzigen Posten der Wehlerschen Soll-Liste erfüllt. Eine Geschichte Europas reduziert "auf personenzentrierte Politikgeschichte" (das ist wohl das, was Salewski leistet) ist dem Rezensenten einfach zu wenig. Aber wenn sie schon existiert, so verlangt sie ein sehr viel höheres Maß an Problembewußtsein als der Autor Wehler zufolge besitzt.

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