Sachsen war im Alten Reich einer der mächtigsten und kulturell reichsten deutschen Einzelstaaten. Anschaulich und leicht verständlich führt Frank-Lothar Kroll in diesem Buch in die beeindruckende Geschichte des Landes ein. Dabei spannt er den Bogen von der ersten Besiedlung bis zum heutigen Bundesland und beleuchtet die mittelalterlichen Anfänge des sächsischen Staates ebenso wie seine Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert, die Eingliederung ins deutsche Kaiserreich, das Ende der Monarchie sowie die Jahre des Dritten Reiches und der DDR. Eingängig werden dabei politische, wirtschaftliche, kulturelle und dynastische Entwicklungen zu einem faszinierendem Panorama miteinander verwoben.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.06.2014NEUE TASCHENBÜCHER
Begabung Sachsens
für die falsche Seite
Sachsen, heute noch zu den förderbedürftigen Gebieten der EX-DDR gehörend, war einst die reichste und fortschrittlichste deutsche Region. Die offizielle Politik eilte zwar von Desaster zu Desaster und zeigte eine besondere Begabung, immer auf der Verliererseite zu stehen: 1806 bei Jena und Auerstedt auf Seiten Preußens, 1813 bei der Völkerschlacht auf Seiten Napoleons, 1866 bei Königgrätz auf Seiten Österreichs. Der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte konnte das wenig anhaben. Der Wahlsachse Frank-Lothar Kroll, Professor für Neue und Neueste Geschichte an der TU Chemnitz, schreibt seine Geschichte engagiert, nimmt August den Starken gegen Verschwendungs- und Großmannssucht in Schutz, tadelt andere Sachsenfürsten wie den „Bierjörgel“ im Dreißigjährigen Krieg als unerquicklich oder unappetitlich und verurteilt die „Machenschaften“ der Kommunisten nach 1945. Trotz der Knappheit hat er einen sehr lesbaren Text geliefert, erfüllt von jener landestypischen Sonderform des Patriotismus, die sich auszeichnet durch eine Mischung von Stolz und Betrübtheit angesichts der vielen, vielen verpassten Gelegenheiten. BURKHARD MÜLLER
Frank-Lothar Kroll: Geschichte Sachsens. C.H. Beck Verlag, München 2014. 128 Seiten, 8,95 Euro.
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Begabung Sachsens
für die falsche Seite
Sachsen, heute noch zu den förderbedürftigen Gebieten der EX-DDR gehörend, war einst die reichste und fortschrittlichste deutsche Region. Die offizielle Politik eilte zwar von Desaster zu Desaster und zeigte eine besondere Begabung, immer auf der Verliererseite zu stehen: 1806 bei Jena und Auerstedt auf Seiten Preußens, 1813 bei der Völkerschlacht auf Seiten Napoleons, 1866 bei Königgrätz auf Seiten Österreichs. Der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte konnte das wenig anhaben. Der Wahlsachse Frank-Lothar Kroll, Professor für Neue und Neueste Geschichte an der TU Chemnitz, schreibt seine Geschichte engagiert, nimmt August den Starken gegen Verschwendungs- und Großmannssucht in Schutz, tadelt andere Sachsenfürsten wie den „Bierjörgel“ im Dreißigjährigen Krieg als unerquicklich oder unappetitlich und verurteilt die „Machenschaften“ der Kommunisten nach 1945. Trotz der Knappheit hat er einen sehr lesbaren Text geliefert, erfüllt von jener landestypischen Sonderform des Patriotismus, die sich auszeichnet durch eine Mischung von Stolz und Betrübtheit angesichts der vielen, vielen verpassten Gelegenheiten. BURKHARD MÜLLER
Frank-Lothar Kroll: Geschichte Sachsens. C.H. Beck Verlag, München 2014. 128 Seiten, 8,95 Euro.
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