Weder Italien noch Österreich --> Südtirol eben!
Die wundervolle Landschaft Südtirols zieht jährlich alleine aus Deutschland hunderttausende Gäste an. Die 10.278 Südtiroler Beherbergungsbetriebe stellten 2017/18 insgesamt 224.618 Betten zur Verfügung; in denen während des genannten Zeitraumes
16,5 Millionen Übernachtungen deutscher Gäste gezählt wurden.
Dass Südtirol derart beliebt ist, ist…mehrWeder Italien noch Österreich --> Südtirol eben!
Die wundervolle Landschaft Südtirols zieht jährlich alleine aus Deutschland hunderttausende Gäste an. Die 10.278 Südtiroler Beherbergungsbetriebe stellten 2017/18 insgesamt 224.618 Betten zur Verfügung; in denen während des genannten Zeitraumes 16,5 Millionen Übernachtungen deutscher Gäste gezählt wurden.
Dass Südtirol derart beliebt ist, ist absolut verständlich. Landschaft, Natur, Klima, Gastronomie - alles super. Aber wie sieht es mit der sehr bewegten Geschichte dieser Landschaft aus? Diese interessanten Fragen beantwortet das Autorenteam Brigitte Mazohl und Rolf Steininger auf knapp 270 Seiten des Taschenbuches.
Das Buch befasst sich aber nicht nur mit den Entwicklungen Südtirols seit etwa 1790. Es beginnt mit der Frage, ob 'Ötzi' ein, neudeutsch gesagt, Österreicher oder doch ein Italiener war. Gefunden wurde die vom Gletschereis mumifizierte und für ihr Alter bestens erhaltene Leiche samt Bekleidung, Waffen, Werkzeugen erst im Jahr 1991. Ötzi dürfte etwa zwischen 3350 und 3100 v. Chr. gelebt haben, genauere Vermessungen seines Fundortes ergaben, dass er knapp 100 Meter von der Grenze zwischen dem heutigen Italien und Österreich entfernt verschied. Demnach also nach heutigem Sprachgebrauch Südtiroler war. Was dazu führte, dass der in der Jungsteinzeit gefriergetrocknete Mann seine letzte Ruhe bei -6°C in einem eigens dafür neu errichteten Archäologischen Museum in Bozen fand.
Wer nicht derart weit in der Geschichte zurück gehen will, was allerdings Schade wäre, findet mehr als genug Interessantes, Wissenswertes. Vom Imperium Romanum mit der Unterscheidung zwischen Raetia (im Westen bis einschliesslich der Bodenseeregion, im Norden hoch bis Regensburg, im Osten verlief die Grenze grossteils am Inntal entlang), Noricum (zu dem auch Salzburg und Lienz gehörte) und der Regio X Venetia et Histria. Über das adlige, königliche Geklüngel im Mittelalter, als aus macht- und geopolitischen Gründen die abenteuerlichsten Heiraten verabredet wurden. Bis hin zu den zahlreichen Kriegen und Schlachten im Ersten Weltkrieg (Stichwort Dolomitenkrieg), der mit dem infamen Vertrag von Saint-Germain sein völkerrechtlich bindendes Ende fand. Und Südtirol dem italienischen Staat zugeschlagen wurde.
Die Zeit der italienischen Faschisten unter Benito Mussolini, der Südtirol zwangs-italienisierte, wird ebenso behandelt wie die krichenrechtlichen Aspekte. Der Vinschgau (Reschenpass bis Meran) gehörte beispielsweise einst zum Fürstbistum Chur, der heutigen Hauptstadt des Schweizer Kantons Graubünden.
Wer sich heute auf der erst in den 1960er und 1970er Jahren gebauten und somit eine der ersten Gebirgsautobahnen der Welt an den kilometerlangen Kolonnen von Sattelschleppern vorbei müht, wird sicher nicht wissen. dass das Eisacktal, welches die Autobahn längs zerschneidet, so beschwerlich zu überwinden war, dass der Warentransport einst über den Ritten durchgeführt wurde.
Oder dass der Bergbau (Silber und Kupfer), unter anderem im Raum Sterzing, durch die billigen Silber'importe', besser gesagt den Silberraub der Spanier in Südamerika, sein Ende fand.
Wer weiß, dass "bei Schlanders im Vinschgau, im Eisacktal bei Brixen und vor allem im Raum um Rovereto, wo die Seide auch industriell verarbeitet wurde" (Seite 214) Seidenraupen gezüchtet wurden?
Die Aktionen des 'Berfreiungsausschusses Südtirol' (BAS) hatte ihren Höhepunkt im Juni 1961, In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni wurden von den Aktivisten 37 Hochspannungsmasten gesprengt. In der Absicht, Südtirol wieder zu einer politisch nicht zu Italien gehörenden Region zu machen.
Erst die im Rahmen der EU geschlossenen Verträge beendeten diese ganzen offen ausgetragenen Auseinandersetzungen.
Wobei auch heute ein Südtiroler mit Fug und Recht sagen wird: "Ich bin kein Italiener, ich bin kein Österreicher, kein Deutscher - ich bin Südtiroler!"
Warum dem so ist, das steht in diesem Buch.