"Geschichte und christliche Exegese bei Augustinus". Dieser akademische Aufsatz ist Teil unserer Forschungen zum Thema "Geschichte und christliche Exegese" seit 1997, als ich meine Promotion in Biblischer Theologie an der Gregoriana in Rom abgeschlossen habe. Seitdem interessieren wir uns für die Verflechtung von Exegese als rationale Übung zur Auslegung biblischer Texte und der Geschichte des Christentums. Denn Texte können nicht in einem Vakuum gelesen und interpretiert werden. Die christlichen Autoren der Spätantike und des Frühmittelalters, wie Augustinus, haben die biblischen Texte im Geflecht der römischen Gesellschaft im Hinblick auf die Eingliederung der entstehenden christlichen Gemeinschaft gelesen und ihnen Bedeutungen zugemessen. Dies setzt die Verwendung von methodischen Werkzeugen, Kultur, Rhetorik und Elementen voraus, die es dem Christentum ermöglichen, mit seiner Zeit und seinem Kontext in Dialog zu treten. Wie hat der heilige Augustinus die Heiligen Briefe vom Wortsinn zum vollen Sinn gelesen und erklärt? Anhand welcher Elemente können wir sein Werk einordnen? Einerseits als Abschluss einer Periode der Ausarbeitung der antiken Tradition und andererseits als Vorläufer einer Periode, in der der heilige Thomas von Aquin einen Meilenstein bei der Herstellung der Beziehung zwischen Glaube und Vernunft innerhalb der christlichen Theologie darstellen wird.