Gute Schuhe, ein schönes Buch, ein Mikrophon und ein Aufnahmegerät - das sind die spärlichen Utensilien aus der modernen Welt, die Andreas J. Obrecht in die Fremde mitnimmt. Auf seiner Reise spürt er den Geschichten undKlängen entlegener Regionen nach, um die Zwischentöne einer beredten und geheimnisvollen Welt aufzufangen und auch am magischen Verständnis dieser Kulturen teilzuhaben - wonach alle Erscheinungen der Natur, des menschlichen Lebens und des sozialen Handelns aufeinander bezogen sind. Dieses Tagebuch einer Weltreise trägt uns von einem Ort zum anderen, von einer Begegnung, von einer Geschichte zur nächsten. Zeit spielt dabei keine Rolle, denn man weiß nie, wie lange die Bewegung, das Zuhören, die Suche, die Reise und mit ihr das Lernen dauern werden. :"Unsere erste Reise geht nach Papua Neuguinea und nach Inselmelanesien. Vom zentralen Hochland der zweitgrößten Insel der Welt folgen wir"den Quellen des Sepik", fahren mit einem selbstgebauten Floß den May-River entlang, um von der südpazifischen Küste schließlich in das Inselreich im Stillen Ozean aufzubrechen. Über den Admiralitätsarchipel und die Trobriand-Inseln gelangen wir nach Neuirland, wo die"alte"Welt durch eine Goldmine auf dramatische Weise mit der"neuen"konfrontiert ist. Unsere zweite Reise führt uns in das ehemalige Sultanat Sansibar, dessen Reichtum und Pracht aufgrund des Handels mit Sklaven und Elfenbein auch heute noch erahnt werden kann. Mit einem Dhau, einer ohne Eisennägel gebauten Segelschaluppe, die ihre Vorläufer in der altphönizischen Seefahrt hat, gelangen wir an die ostafrikanische Küste. Vor Dar es Salaam brechen wir zu einer Fahrt bis zur Westgrenze Tansanias auf. Vorbei am Vulkankrater Ngorongoro, an den schneebedeckten Gipfeln des Kilimandscharo, und quer durch die Weiten der Serengeti mit ihren Herden von Büffeln, Gnus, Elefanten und anderen Wildtieren führt uns unser Weg bis zu den Ufern des Lake Victoria, wo wir das Fischervolk der Yego und die rinderhaltenden Mura besuchen. Die dritte Reise beginnt in der nepalischen Königsstadt Kathmandu und geht in den süd-östlichen Solu-Khumbu, wo wir - am Fuße des Himalya - insgesamt sieben Wochenzu Fuß unterwegs sein werden. "
Unsere erste Reise geht nach Neuguinea und nach Inselmelanesien. Vom zentralen Hochland der zweitgrößten Insel der Welt folgen wir den "Quellen des Sepik", driften mit einem selbstgebauten Floß den May-River ostwärts, um von der südpazifischen Küste schließlich zum Inselreich des Stillen Ozeans aufzubrechen. Unsere zweite Reise führt uns in das ehemalige Sultanat Sansibar, dessen Reichtum und Pracht aufgrund des Handels mit Sklaven und Elfenbein auch heute noch erahnt werden kann. Mit einer arabischen Segelschaluppe erreichen wir die ostafrikanische Küste. Von Dar es Salaam aus fahren wir durch die Weite der Serengeti bis zur nordwestlichen Grenze Tansanias, wo wir an den Ufern des Lake Victoria das Fischervolk der Yego und die Rinder haltenden Mura besuchen. Die dritte Reise beginnt in der nepalesischen Königsstadt Kathmandu und geht in den südöstlichen Solu-Khumbu, wo wir - am Fuße des Himalaya - insgesamt sieben Wochen zu Fuß unterwegs sein werden. Dabei werden wir der Gastfreundschaft von fünf Kulturen gleichermaßen begegnen wie den vielen Göttern und Göttinnen, die das Dach der Welt bevölkern, aber auch den maoistischen Rebellen. Unsere vierte und letzte Reise führt uns vorerst nach Französisch Guayana. Auf dem Landweg reisen wir nach Paramaribo, der Hauptstadt Surinames, von wo aus wir in das Amazonasgebiet gelangen, das nicht nur Indianern und den Nachfahren von entlaufenen Sklaven, sondern auch verwegenen Goldsuchern Schutz vor dem Rest der Welt bietet. Schließlich stechen wir in See: Auf der Insel Grenada begeben wir uns auf die Suche nach afrokaribischen Ritualen von Heilung und Verhexung und den Geheimnissen karibischer Gelassenheit.
Unsere erste Reise geht nach Neuguinea und nach Inselmelanesien. Vom zentralen Hochland der zweitgrößten Insel der Welt folgen wir den "Quellen des Sepik", driften mit einem selbstgebauten Floß den May-River ostwärts, um von der südpazifischen Küste schließlich zum Inselreich des Stillen Ozeans aufzubrechen. Unsere zweite Reise führt uns in das ehemalige Sultanat Sansibar, dessen Reichtum und Pracht aufgrund des Handels mit Sklaven und Elfenbein auch heute noch erahnt werden kann. Mit einer arabischen Segelschaluppe erreichen wir die ostafrikanische Küste. Von Dar es Salaam aus fahren wir durch die Weite der Serengeti bis zur nordwestlichen Grenze Tansanias, wo wir an den Ufern des Lake Victoria das Fischervolk der Yego und die Rinder haltenden Mura besuchen. Die dritte Reise beginnt in der nepalesischen Königsstadt Kathmandu und geht in den südöstlichen Solu-Khumbu, wo wir - am Fuße des Himalaya - insgesamt sieben Wochen zu Fuß unterwegs sein werden. Dabei werden wir der Gastfreundschaft von fünf Kulturen gleichermaßen begegnen wie den vielen Göttern und Göttinnen, die das Dach der Welt bevölkern, aber auch den maoistischen Rebellen. Unsere vierte und letzte Reise führt uns vorerst nach Französisch Guayana. Auf dem Landweg reisen wir nach Paramaribo, der Hauptstadt Surinames, von wo aus wir in das Amazonasgebiet gelangen, das nicht nur Indianern und den Nachfahren von entlaufenen Sklaven, sondern auch verwegenen Goldsuchern Schutz vor dem Rest der Welt bietet. Schließlich stechen wir in See: Auf der Insel Grenada begeben wir uns auf die Suche nach afrokaribischen Ritualen von Heilung und Verhexung und den Geheimnissen karibischer Gelassenheit.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2008Soziologie und Sozialversicherung
Der österreichische Kulturanthropologe Andreas J. Obrecht begibt sich bei seiner Suche nach der in den postmodernen Prozessen der Globalisierung, Digitalisierung und weltweiten Vernetzung verlorenen Zeit auf vier Reisen in materiell arme und spirituell reiche, vom vermeintlichen Fortschrittsgedanken noch weitgehend unerfasste Weltregionen wie Neuguinea, Ostafrika, Nepal oder Französisch-Guayana. Ausgestattet allein mit Mikrofon und Aufnahmegerät, aber ohne Notebook und Satellitenhandy lässt er bei seiner Chronik einer Weltreise, die in Österreich parallel als Hörfunkproduktion gesendet wurde, indigene Stimmen zu Wort kommen und präsentiert ebenso die Klangwelten der Regenwälder wie alternative Lebensentwürfe. Als teilnehmende Beobachter verfolgen die "wagemutig Reisenden", wie der Autor sein Team leitmotivisch nennt, Fruchtbarkeitsfeste in Neuguinea, begegnen den erleuchteten Einsiedlern im Kathmandu-Tal oder beschwingten Begräbnisfeierlichkeiten in der Karibik. Dabei zieht der Autor immer wieder Analogien, aber auch kategorische Grenzlinien zwischen den Welten und Werten, wenn er etwa rituelle Stammeskämpfe mit in den Industriegesellschaften staatlich legitimierten Kriegen kontrastiert oder die Soziologie der Großfamilie kontra Sozialversicherung, Unterschiede im "Zeitmanagement" oder den kulturell anders gearteten Umgang mit Sexualität, Geburt, Initiation, Alter, Tod und Ahnenpflege thematisiert. Jeder der vier Reisebeschreibungen werden die Erlebnisse aufbereitende und konsequent mit der Herkunftskultur vergleichende Kapitel wie "Magie und Zeit" oder "Magie und Wirklichkeit" nachgestellt. Während der Autor den Klischees edler Wilder oder irdischer Paradiese durch die Schilderung der ökonomischen und ökologischen Lebenswirklichkeit vor Ort wie Prostitution in Daressalam, die kommerzielle Ausbeutung des Barsches am Victoriasee oder maoistische Rebellenverbände in Nepal weitgehend widersteht, kommen Umkehrschlüsse wie "Wissensarroganz des Westens" gegenüber schriftlosen Kulturen, "Fetischisierung des Ego" oder der Dualismus magische Welt kontra Marktwirtschaft allzu vorhersehbar, konstruiert und angestrengt zivilisationskritisch daher. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung, die Geschichten der rituellen Akteure für sich und durch sich sprechen zu lassen, wäre es in Obrechts ansonsten durchaus lesenswertem Lob der Langsamkeit, Entschleunigung und Peripherie gar nicht nötig gewesen, die Feldforschungsnotizen um einen philosophisch-reflexiven Überbau zu ergänzen.
sg
"Geschichten aus anderen Welten. Eine Reise nach Neuguinea und Inselmelanesien, Ostafrika, Nepal und in die Karibik" von Andreas J. Obrecht. Böhlau Verlag, Wien 2007. 352 Seiten, 40 Abbildungen. Gebunden, 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der österreichische Kulturanthropologe Andreas J. Obrecht begibt sich bei seiner Suche nach der in den postmodernen Prozessen der Globalisierung, Digitalisierung und weltweiten Vernetzung verlorenen Zeit auf vier Reisen in materiell arme und spirituell reiche, vom vermeintlichen Fortschrittsgedanken noch weitgehend unerfasste Weltregionen wie Neuguinea, Ostafrika, Nepal oder Französisch-Guayana. Ausgestattet allein mit Mikrofon und Aufnahmegerät, aber ohne Notebook und Satellitenhandy lässt er bei seiner Chronik einer Weltreise, die in Österreich parallel als Hörfunkproduktion gesendet wurde, indigene Stimmen zu Wort kommen und präsentiert ebenso die Klangwelten der Regenwälder wie alternative Lebensentwürfe. Als teilnehmende Beobachter verfolgen die "wagemutig Reisenden", wie der Autor sein Team leitmotivisch nennt, Fruchtbarkeitsfeste in Neuguinea, begegnen den erleuchteten Einsiedlern im Kathmandu-Tal oder beschwingten Begräbnisfeierlichkeiten in der Karibik. Dabei zieht der Autor immer wieder Analogien, aber auch kategorische Grenzlinien zwischen den Welten und Werten, wenn er etwa rituelle Stammeskämpfe mit in den Industriegesellschaften staatlich legitimierten Kriegen kontrastiert oder die Soziologie der Großfamilie kontra Sozialversicherung, Unterschiede im "Zeitmanagement" oder den kulturell anders gearteten Umgang mit Sexualität, Geburt, Initiation, Alter, Tod und Ahnenpflege thematisiert. Jeder der vier Reisebeschreibungen werden die Erlebnisse aufbereitende und konsequent mit der Herkunftskultur vergleichende Kapitel wie "Magie und Zeit" oder "Magie und Wirklichkeit" nachgestellt. Während der Autor den Klischees edler Wilder oder irdischer Paradiese durch die Schilderung der ökonomischen und ökologischen Lebenswirklichkeit vor Ort wie Prostitution in Daressalam, die kommerzielle Ausbeutung des Barsches am Victoriasee oder maoistische Rebellenverbände in Nepal weitgehend widersteht, kommen Umkehrschlüsse wie "Wissensarroganz des Westens" gegenüber schriftlosen Kulturen, "Fetischisierung des Ego" oder der Dualismus magische Welt kontra Marktwirtschaft allzu vorhersehbar, konstruiert und angestrengt zivilisationskritisch daher. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung, die Geschichten der rituellen Akteure für sich und durch sich sprechen zu lassen, wäre es in Obrechts ansonsten durchaus lesenswertem Lob der Langsamkeit, Entschleunigung und Peripherie gar nicht nötig gewesen, die Feldforschungsnotizen um einen philosophisch-reflexiven Überbau zu ergänzen.
sg
"Geschichten aus anderen Welten. Eine Reise nach Neuguinea und Inselmelanesien, Ostafrika, Nepal und in die Karibik" von Andreas J. Obrecht. Böhlau Verlag, Wien 2007. 352 Seiten, 40 Abbildungen. Gebunden, 24,90 Euro.
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