In der allerersten Nacht habe ich mir vor Angst fast in die Kutte gekackt. Kurz vorher hatte ich den Freiraumbus beim Händler abgeholt und war nach drei Stunden Einweisung mit schweißnassen Achselhöhlen vom Hof gefahren. In dieser ersten Nacht standen er und ich ganz allein auf einem kleinen Wohnmobilstellplatz. Jedes Geräusch ließ mich panisch aufschrecken. Mein Herz hätte jedes EKG-Gerät in den Wahnsinn getrieben. An Schlaf war nicht zu denken in dieser Nacht. Zwischendurch fragte ich mich, wieso ich überhaupt auf die Idee gekommen war, mir ein Wohnmobil zu kaufen.121.000 Kilometer zeigt mittlerweile der Tacho. Zehn Jahre sind ins Land gegangen. Ich erlebte die 700. und die 800. Nacht. Der Freiraumbus fuhr im Linksverkehr durch London. Er mäanderte entlang Norwegischer Fjorde. Die Atlantikküste von Mont-Saint-Michel in Frankreichs Bretagne bis runter zu Kilometer 0 des Jakobswegs in Spanien konnte er erleben. In schwierigen Zeiten war er mir Heimat und Rückzugsort. Da stand er mal in Uerdingen am Rhein, als ich meinen Vater pflegte. Sogar unter einer Brücke habe ich schon in ihm geschlafen. Mein Logbuch verzeichnete die 1000. Nacht. Nach außen hin verstrich das Jubiläum komplett unspektakulär. In mir drin sah das völlig anders aus. Mein Herz glitzerte voller Klarheit: Ich schreibe noch ein Buch! Und hier ist es, prall gefüllt mit den Geschichten aus dem Freiraumbus. Ich habe sie dir chronologisch auf dem Zeitstrahl der letzten zehn Jahre aufgereiht.Viel Freude beim Lesen!Herzensgrüße von deiner Freiraumfrau